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02.10.2015 | 12:05 | Humusversorgung 

Was tun bei zu viel Humus?

Dresden - Im Bereich der Humusversorgung kann der Versorgungsgrad mit organischer Substanz durch das Erstellen und die Bewertung von Humusbilanzen kontrolliert werden.

Humusbilanz
(c) proplanta
Aktuelle Untersuchungen haben gezeigt, dass der Versorgungsgrad der Betriebe und ganzer Regionen mit organischer Substanz deutliche Unterschiede aufweist. Die Hälfte bis Dreiviertel der untersuchten Flächen und Gebiete sind optimal bis gut mit organischer Substanz versorgt (VDLUFA-Versorgungsgruppen C – D). In einigen Regionen werden höhere Flächenanteile mit einer Unterversorgung an organischer Substanz gefunden. Für diese Betriebe wurden Hilfestellungen im aktuellen Pflanzenbaurat vom 16.10.2014 gegeben.

In dieser Ausgabe werden Betriebe angesprochen, die durch eine extrem hohe Humusversorgung gekennzeichnet sind. Oft sind Anteile von 85 – 95 % in Versorgungsgruppen D – E keine Seltenheit. Eine hohe Humusversorgung ist eigentlich nichts Negatives. Doch hat sich bei entsprechenden Auswertungen von Dauerversuchen und Betriebsbeispielen gezeigt, dass dann in der Regel auch hohe Nährstoffsalden vorliegen.

Unter langfristiger Beibehaltung dieser Bewirtschaftung steigt mit der Zeit auf den Ackerflächen die Umsetzung des Humus und damit auch die Freisetzung von Nährstoffen deutlich an. Diese Nährstoffmengen können leicht das zur Ertragsbildung nötige Maß übersteigen, erhöhen durch Anreicherung im Boden oder Verlagerung und Auswaschung das Potenzial an Nährstoffverlusten und bereiten zusehends Probleme bei der Einhaltung gesetzlicher Vorgaben z.B. aus der Düngeverordnung.

Auch ein Zuviel an organischer Bodensubstanz kann daher schädlich sein. Hierzu nachfolgend einige Hilfestellungen, damit mittelfristig ein optimales Niveau der Versorgungsstufe C mit organischer Substanz angestrebt und auf Dauer gehalten werden kann:
  • Günstige Kombinationen zwischen humusmehrenden und -zehrenden Komponenten anstreben. In den Humusbilanzen sind günstige Kombinationen durch ein relativ ausgeglichenes Verhältnis zwischen den Humuszehrern (Getreide, Hackfrüchte) auf der einen Seite und den humusmehrenden Komponenten (Ackerfutter, Zwischenfrüchte, organische Dünger) auf der anderen Seite gekennzeichnet. In Folge eines steigenden Versorgungsgrades mit organischer Substanz wird immer dann bereits die Gruppe D erreicht, wenn die Humuszehrer 1/3 der Gesamtversorgung unterschreiten. Durch einen verstärkten Anbau von Humuszehrern kann eine Überversorgung verhindert werden.
  • N-Bindung durch Stroh ist nur begrenzt nutzbar. In den Betrieben dient das Stroh auch dazu, den verfügbaren Stickstoff aus der Güllezufuhr kurzfristig zu binden. Es ist hierbei jedoch zu bedenken, dass bei insgesamt zu hoher Zufuhr auf lange Sicht gesehen diese N-Festlegung nicht erhalten bleibt und es sogar zu einer verstärkten Freisetzung an Stickstoff kommen kann.
  • Außerbetriebliche Strohverwertung. Durch Strohabfuhr kann die Versorgungslage um ca. 200 – 500 Humusäquivalente je Hektar entlastet werden, was die Bilanzen auf vielen Standorten in der Weise verbessern kann, dass die Versorgungsgruppe E unterschritten wird. Eine Entlastung der Überversorgung mit Stickstoff gelingt hierdurch jedoch kaum. Bei Strohabfuhr ist die erosionsmindernde Wirkung von Strohmulchauflagen zu bedenken.
  • Günstige Standortwahl. Nach diesen Ergebnissen kann z. B. eine intensive Tierhaltung auf den umsetzungsstarken Standorten viel leichter etabliert werden, als auf den anderen Standorten. Diese Regionen sind deshalb besonders prädestiniert, weil die Humuszehrer (und das Stroh bei Abfuhr) eine relativ höhere Bedeutung aufweisen. Gleichzeitig sorgt das hohe Ertragspotenzial dieser Böden für eine sinnvolle Nutzung der anfallenden Mengen an organischen Düngern (Gülle).
  • Tierhaltung auf optimale Bestandsgrößen begrenzen. In viehhaltenden Betrieben ist es in der Regel einfacher, einen günstigen Humusspiegel aufrecht zu halten. Eine Tierhaltung zwischen 0,7 – 2,0 GV/ha kann für die meisten Standorte als optimal angesehen werden. Bei zu hohem Viehbesatz kommt es dagegen leicht zu einer Überversorgung mit organischer Substanz.
  • Anwendung verbesserter Verfahren zur Düngungsbemessung. Bei intensiver Tierhaltung ist entsprechend dem Nährstoffanfall aus organischen Düngemitteln die mineralische NPK-Düngung weitgehend als Ausgleichsdüngung zu bemessen, ggf. ist auf eine mineralische Düngung zu verzichten, um eine Überversorgung mit bestimmten Nährstoffen auf Dauer zu verhindern. Es sollten Düngungsverfahren zur Anwendung kommen, bei denen die Stickstoffbemessung auf Gesamt-N-Basis und zudem die N-Nachlieferung aus der jährlichen Mineralisation aus den zurückliegenden Fruchtfolgerotationen möglichst vollständig berücksichtigt werden kann.
  • Gezielte Änderung der Fruchtfolgen und der organischen Düngung. Auf Flächen mit hoher Nährstoffzufuhr bzw. mit hohem Versorgungsgrad an Grundnährstoffen (Klassen D u. E) und an Stickstoff muss die Zufuhr an organischen Düngemitteln reduziert werden. Dies trifft auch dann zu, wenn entsprechend dem Ergebnis der Humusbilanzierung eigentlich noch ein Bedarf an organischer Substanz vorhanden ist. In diesen Fällen sollten als Fruchtarten die Humusmehrer verstärkt zum Anbau kommen (Ackergras, Zwischenfrüchte), weil hierdurch eine Erhöhung der organischen Substanz stattfindet, ohne dass eine Zufuhr an Nährstoffen erfolgt.
  • Außerbetriebliche Verwertung nährstoffreicher organischer Düngemittel. Bei einem deutlichen Überhang an nährstoffreichen organischen Düngemitteln sollten Wege einer außerbetrieblichen Verwertung geprüft werden. Dies kann z. B. durch Tausch mit nachgefragten anderen Produkten im Kreis der Nachbarbetriebe organisiert werden. Zur Nutzung im großen Umfang sind aber auch Verwertungslinien durch Trocknung und Mischung zu Düngemitteln und anderen Produkten mit spezieller Zusammensetzung und Verwertung umzusetzen.


Quelle: Dr. Hartmut Kolbe / LfULG Dresden

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