Vorsprung durch Wissen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft

04.10.2017 | 07:14 | Weinjahrgang 2017  

Weinlese 2017: Geringe Menge, gute Qualität

Mainz - Der Weinjahrgang 2017 zeichnet sich durch eine geringe Erntemenge und gute bis sehr gute Qualitäten aus. So lautet eine erste vorläufige Bilanz des Deutschen Weininstituts in Bodenheim bei Mainz.

Weinjahrgang 2017
Für die deutschen Winzer geht ein turbulentes Jahr zu Ende. In den meisten Anbaugebieten ist die Ernte bereits zum größten Teil in den Fässern - ungewöhnlich früh. Da auch europaweit weniger Wein geerntet wurde, könnten die Preise anziehen. (c) proplanta
Die Hauptlese sei in vielen Anbaugebieten bereits beendet, sagte Institutssprecher Ernst Büscher. «Das ist sehr außergewöhnlich.» Noch gelesen wird vor allem an der Mosel und im Rheingau, wo der Riesling dominiert.

Die Menge aller Weinanbaugebiete in Deutschland wird vorläufig auf 7,5 Millionen Hektoliter geschätzt. Das wären 18 Prozent weniger als im vergangenen Jahr und auch 18 Prozent weniger als im langjährigen Mittel, erklärte Büscher. Er erwartet, dass sich die Preise wegen des Ernterückgangs «wahrscheinlich etwas nach oben entwickeln». Da es noch Reserven aus früheren Jahrgängen gebe und der Markt nur eine begrenzte Anpassung zulasse, werde der Anstieg gemäßigt ausfallen.

In Rheinhessen kamen schätzungsweise 2,05 Millionen Hektoliter Wein in die Fässer (minus 20 Prozent), in der Pfalz waren es etwa 1,8 Millionen Hektoliter (minus 19 Prozent). Höher fiel der Rückgang an der Mosel aus, wo mit einem Verlust von 25 Prozent gerechnet wird - dort hatte sich im September der Nebel sehr lange im Tal gehalten, so dass die Trauben schnell reingeholt werden mussten.

Im Rheingau gelangten etwa 180.000 Hektoliter aus den Weinbergen ins Fass, 18 Prozent weniger als im vergangenen Jahr. Im kleinsten deutschen Weinanbaugebiet, der Hessischen Bergstraße, gab es ebenfalls ein Minus um 17 Prozent auf 25.000 Hektoliter.

Die Württemberger Winzer mussten wegen großer Frostschäden ebenfalls einen Mengenrückgang von etwa 20 Prozent hinnehmen. Nur im Osten blieben die Anbaugebiete Saale-Unstrut und Sachsen von schlechtem Wetter verschont und konnten die Erntemenge um 30 Prozent steigern.

«Es war ein sehr turbulentes Jahr für die Winzer», sagte Büscher. Nach starken Frösten in der zweiten Aprilhälfte gab es im Sommer teilweise schwere Hagelunwetter. Der September begann dann vielfach kühl und regnerisch, was die Lese noch einmal beschleunigte: «Die Winzer wollten so gesundes Lesegut wie möglich ernten.»

Für einen Qualitätsschub sorgten vielfach die letzten Septemberwochen mit viel Sonne. «Durch die frühe Reife sind die Mostgewichte und Qualitäten durchaus gut bis sehr gut», sagte Bücher. Auch die Rotweine seien gut gelungen.

Die Mitglieder der Winzergenossenschaft Weinbiet in Neustadt an der Weinstraße haben ihre Weinlese auch schon beendet. «So früh waren wir noch nie fertig», sagte ein Sprecher. «Wozu wir sonst 30 Erntetage brauchten, haben wir diesmal in 20 geschafft.» Bei etwas geringerer Menge sei die Qualität sehr gut ausgefallen.

Die deutschen Winzer stehen mit dem Ernterückgang nicht allein da. «Europaweit scheint sich in diesem Jahr die kleinste Ernte seit 2000 abzuzeichnen», sagte Büscher. Mit 146 Millionen Hektolitern werde die europaweite Menge um 14 Prozent schlechter ausfallen als 2016. Der Rückgang in Italien von 11 und in Frankreich von 8,4 Millionen Hektolitern sei jeweils größer als der Gesamtertrag deutscher Winzer.
dpa
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Globale Weinerzeugung auf 60-Jahrestief

 Spätfröste: Winzer im Saarland befürchten geringere Ernte

 Weinbauern nach Minusgraden: Ernte 2024 größtenteils passé

 Schutz vor Frostschäden: Winzer entzünden Feuer in Weinbergen

 Künstliche Intelligenz im Weinberg - Computerhilfe beim Rebschnitt

  Kommentierte Artikel

 Zahl der Bäckereien weiter rückläufig

 Wundermittel und Jahrhundertgift PFAS: Derselbe Circus - andere Clowns

 Deutsche Verbraucher offen für abgelaufene Lebensmittel

 Brandenburger Dackel wohl von Wolf angegriffen

 Tag des Wolfes - Bauern machen Druck für vereinfachten Abschuss

 Erleichterungen bei GAP-Anträgen und Hanfanbau

 In der Corona-Pandemie wurden zu oft Antibiotika verschrieben

 Jäger sehen dringenden Handlungsbedarf bei Umgang mit Wölfen

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa