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07.05.2024 | 02:42 | Edelmetalle 

Krisenwährung: Goldschatz in Milliardenwert in Privatbesitz

Frankfurt/Main - Barren, Münzen, Schmuck - der Goldschatz der Menschen in Deutschland ist nach dem Corona-Boom wieder etwas kleiner geworden.

Anlageklasse
Gold hat seit Jahrtausenden einen Reiz für die Menschheit. Auch hierzulande setzen viele Anleger auf das Edelmetall - obwohl es weder Zinsen noch Dividenden abwirft. (c) tom - fotolia.com
Anfang des laufenden Jahres waren 9.034 Tonnen des Edelmetalls hierzulande in privatem Besitz, wie Forscher der Steinbeis-Hochschule Berlin für die Reisebank ermittelt haben. Bei der vorherigen Erhebung im Jahr 2021 war mit 9.089 Tonnen ein Rekordvolumen erreicht worden.

Die Pandemie hatte die Nachfrage nach Gold als sicherem Hafen in der Krise angekurbelt. Den anschließenden Höhenflug des Goldpreises nutzte mancher Anleger offensichtlich, um Bestände zu Geld zu machen. Allerdings: «Angesichts der Höchstpreise für Gold könnte man erwarten, dass mehr Menschen Gold veräußern als es zu kaufen. Die Studie zeigt aber, dass sich diese Zahlen die Waage halten», ordnete die Reisebank mit Sitz in Frankfurt ein, die als einer der großen Verkäufer hierzulande unter anderem die Volks- und Raiffeisenbanken mit Edelmetallen versorgt.

Fast sechs Prozent der weltweiten Goldvorräte in deutschem Besitz

Die Goldbestände, die private Haushalte in Deutschland zu Anlagezwecken in Form von Barren und Münzen halten, erhöhten sich im Vergleich zur Analyse 2021 sogar um 35 Tonnen auf 5.229 Tonnen. Die übrigen 3.805 (2021: 3.894) Tonnen sind Goldschmuck. Zusammen mit den 3.353 (Stand 31.12.2023) Tonnen der Bundesbank sind den Angaben zufolge 5,9 (2021: 6,2) Prozent der weltweiten Vorräte des Edelmetalls in deutschem Besitz.

Packte man den kompletten Goldbesitz der Privathaushalte in Deutschland und der Bundesbank in einen Würfel, hätte dieser eine Kantenlänge von etwas mehr als 8,6 Metern. Zum Zeitpunkt der Erhebung war dieser Goldschatz rund 750 Milliarden Euro wert (Goldpreis vom 29.1.2024). Das zu Anlagezwecken von Privatleuten in Form von Münzen und Barren gehaltene Gold macht davon den Berechnungen zufolge 315 Milliarden Euro aus.

Etwas weniger als zwei Drittel der Bundesbürger (61 Prozent) besitzen der Analyse zufolge Gold in Form von Schmuck, Barren oder Münzen oder mittelbar über ein spezielles Wertpapier wie «Xetra-Gold» (Deutsche Börse/Frankfurt) oder «Euwax Gold» (Börse Stuttgart). Bei der Deutschen Börse ist der für Anleger verwahrte Goldschatz im vergangenen Jahr kleiner geworden. Ende Dezember 2023 lagerten 198,7 Tonnen des Edelmetalls in den Tresoren des Unternehmens in Frankfurt. Ein Jahr zuvor waren es 231 Tonnen, zum 30. Juni 2022 hatten die Bestände ein Rekordhoch bei 242 Tonnen erreicht.

Steigende Sparzinsen als Alternative

Die Deutsche Börse hatte den rückläufigen Trend in ihrer Xetra-Gold-Jahresbilanz Anfang Januar 2024 als «normale Reaktion» von Anlegern auf das Marktumfeld gewertet. Im Dezember war der Goldpreis auf 2.135 Dollar beziehungsweise 1.950 Euro pro Feinunze (31,1 Gramm) geklettert - und lag damit nur noch knapp unter der Marke von 2.000 Euro pro Unze, die Anleger laut Selbsteinschätzung in der Reisebank-Analyse zum Verkauf ihres Goldes verlocken würde.

Zudem habe die Zinswende «kurzfristige Renditemöglichkeiten geschaffen», hatte Michael König, Geschäftsführer der Deutsche Börse Commodities, der Emittentin von Xetra-Gold, Anfang Januar erklärt. Seit die Europäische Zentralbank (EZB) im Sommer 2022 die Phase der Null- und Negativzinsen beendet und die Leitzinsen in der Folge in Serie erhöht hat, sind Tages- und Festgeld für Sparerinnen und Sparer wieder attraktiv geworden. Gold gilt zwar als krisenfest, weil die Menge des Edelmetalls begrenzt ist und Gold so seinen Wert nie ganz verliert. Allerdings gibt es für Gold weder Zinsen noch Dividenden.

Edelmetall als Inflationsschutz

Mancher Bankberater wirbt für Gold im Depot als eine Art zeitlose Währung und Absicherung etwa in Zeiten hoher Geldentwertung. Diejenigen, die Gold zu Anlagezwecken kaufen, nennen in der Reisebank-Umfrage als Motiv tatsächlich an erster Stelle den Schutz vor Inflation (38 Prozent). In den Jahren 2022 und 2023 hatten sich Energie und Lebensmittel infolge des russischen Angriffs auf die Ukraine sprunghaft verteuert und die Teuerung in Deutschland mit 6,9 Prozent beziehungsweise 5,9 Prozent auf die höchsten Werte seit der Wiedervereinigung getrieben. Das lässt die Kaufkraft schwinden, die Menschen können sich für einen Euro weniger leisten.

«Auch die Generation Z kennt hohe Inflationsraten nun nicht mehr nur aus dem Unterricht, sondern hat die Inflation und ihre Auswirkungen selbst erlebt. Vor diesem Hintergrund erwarben einige von Ihnen in den letzten Jahren zum ersten Mal Gold», erläuterte Studienautor Jens Kleine vom Research Center for Financial Services der Steinbeis-Hochschule. In der Generation der 1995 bis 2010 Geborenen gab es der Analyse zufolge zuletzt deutlich mehr Goldkäufer als bei älteren Befragten.

Die Inflation hat in den vergangenen Monaten nachgelassen, aber Kriege und Krisen stützen die Nachfrage nach Gold ebenso wie die Ungewissheit über den Ausgang wichtiger Wahlen etwa in den USA und die Erwartung sinkender Zinsen. Drei Viertel (75,2 Prozent) der Goldanleger gaben in der Analyse für die Reisebank an, auch weiterhin Edelmetall zu Anlagezwecken erwerben zu wollen. In den Vorgänger-Untersuchungen 2019 (78,1 Prozent) und 2021 (76,6 Prozent) lag dieser Wert allerdings noch etwas höher.

Wer Goldbarren oder Goldmünzen erwerben will, muss derzeit tief in die Tasche greifen: Seit Jahresbeginn bis einschließlich April kletterte der Preis des gelben Edelmetalls bis auf ein Rekordhoch von 2.431 Dollar pro Feinunze (31,1 Gramm). Zuletzt waren es immer noch etwa 2.300 Dollar (etwa 2.140 Euro). Das könnte aber nur eine vorübergehende Preiskorrektur sein, wie Louise Street von der Lobby-Organisation World Gold Council Ende April prognostizierte: «Mit Blick auf die Zukunft ist es wahrscheinlich, dass der Goldpreis im Jahr 2024 viel stärker steigen wird, als wir zu Beginn des Jahres aufgrund der jüngsten Entwicklung erwartet haben.»
dpa
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