Die Internationale Organisation für Rebe und Wein meldet für große Weinanbauländer sowohl auf der Nordhalbkugel als auch in der südlichen Hemisphäre teils deutliche Produktionsrückgänge. (c) proplanta
Die Internationale Organisation für Rebe und Wein (OIV) veranschlagt in ihrem am Mittwoch (7.11.) veröffentlichten Bericht das weltweite Aufkommen im Mittel lediglich auf 244,1 Mio. Hektoliter Wein ohne Säfte und Most; das entspräche gegenüber dem bereits unterdurchschnittlichen Volumen von 2022 einem Minus von 7 %. Die Fachleute geben zugleich aber zu bedenken, dass diese Zahl „mit Vorsicht“ zu behandeln sei, da es noch Erzeugerländer wie China gebe, für die Informationen noch nicht verfügbar seien.
Zudem verweisen die Experten auf eine hohe Volatilität der Produktionsmengen, die in den letzten Jahren sowohl auf Länder- als auch auf regionaler Ebene beobachtet worden sei, was die Schätzung „noch schwieriger“ mache. Der OIV zufolge wären die 244,1 Mio. Hektoliter Wein die kleinste Produktion seit 1961 mit damals 214 Mio. Hektolitern und auch weniger als das bei größerer Rebfläche relativ kleine Produktionsvolumen 2017 von 248 Mio. Hektolitern. Die Experten führen die negative Entwicklung auf die deutlichen Produktionsabnahmen in den großen Weinanbauländern beider Hemisphären zurück.
Frankreich an der Spitze
Im Norden hat der Weinbau in Italien, Spanien und Griechenland stark unter schlechten klimatischen Bedingungen gelitten. Lediglich die Winzer in den USA und in einigen kleineren EU-Weinländern wie Deutschland, Portugal und Rumänien brachten der OIV zufolge durchschnittliche oder überdurchschnittliche Mengen ein.
Im Einzelnen geht die Organisation für die Europäische Union von einer Produktion von 150 Mio. Hektolitern Wein aus; das wären 7 % weniger als 2022 und 8 % weniger als im fünfjährigen Mittel. Die Weinerzeugung der EU würde damit in diesem Jahr 61 % der weltweiten Menge entsprechen. Frankreich verdrängt trotz einer Abnahme seines Aufkommens um 7 % auf 45,8 Mio. Hektolitern in diesem Jahr Italien als traditionell größten Weinproduzenten von der Spitzenposition. In Italien wurden nur 43,9 Mio. Hektoliter erzeugt; das sind 12 % weniger als 2022.
Spanien kann seine Position als global drittgrößter Weinerzeuger halten, wenngleich das geschätzte Volumen dort mit 30,7 Mio. Hektolitern sogar um 14 % gegenüber 2022 gesunken sein soll.
Im Süden kleinste Menge seit 2003
In der südlichen Hemisphäre, wo die Weinlese in der ersten Jahreshälfte erfolgt, sind die Zahlen zur Weinproduktion laut OIV bereits genauer und zuverlässiger. Nach der Rekordernte 2021 und einem moderaten Rückgang 2022 schätzt die Organisation die diesjährige gesamte Weinproduktion auf der südlichen Halbkugel auf insgesamt nur 45 Mio. Hektoliter. Das würde eine Abnahme von 19 % gegenüber 2022 und 18 % gegenüber dem fünfjährigen Mittel bedeuten.
Der OIV zufolge ist dies das niedrigste Produktionsniveau seit 2003. Die Fachleute nennen als Grund extreme klimatische Ereignisse in allen wichtigen Erzeugernationen des Südens. Den Anteil dieser Länder am globalen Aufkommen beziffern sie auf 19 %. Im Einzelnen nahm die Weinerzeugung gemäß den OIV-Angaben in Australien im Vergleich zu 2022 um 24 % auf 9,9 Mio. Hektoliter ab, in Argentinien um 23 % auf 8,8 Mio. Hektoliter, in Chile um 20 % auf 10,0 Mio. Hektoliter und in Brasilien um 30 % auf 2,3 Mio. Hektoliter. Für Südafrika weist die OIV einen Rückgang der Weinproduktion um 10 % auf 9,3 Mio. Hektoliter aus.