DWV-Präsident Schneider verweist auf die Vorteile gegenüber Pflichtinformationen auf der Weinflasche - Andere EU-Staaten sind hier schon weiter. (c) proplanta
Er bedauerte am Donnerstag (9.3.) auf der Mitgliederversammlung des Badischen Weinbauverbandes in Offenburg, dass die Bundesregierung an der Stelle nicht bereit sei mitzumachen und stattdessen Pflichtinformationen der Nährwert- und Zutatenkennzeichnung direkt auf der Weinflasche befürworte.
„Die Verbraucherschutzabteilung des Bundeslandwirtschaftsministeriums hat sich dafür ausgesprochen, alle Angaben auf dem Etikett anzugeben“, berichtete Schneider. Er stellte fest, dass die anderen europäischen Staaten hier deutlich moderner seien. Auch für Menschen mit Sehbehinderung biete ein QR-Code deutliche Vorteile, da sie sich diesen vorlesen lassen könnten. Der Verbandspräsident rief die Winzer auf, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen; ab dem 8. Dezember 2023 seien alle damit konfrontiert.
In das E-Label integrieren
Gleichzeitig machte Schneider den badischen Winzern deutlich, dass sie die geplanten Piktogramme auf die Weinetiketten drucken müssten. Nach seinen Worten sind hier die Winzer in Frankreich und Spanien deutlich weiter und haben die entsprechenden Angaben auf ihren Etiketten bereits eingefügt. Der DWV-Präsident plädierte dafür, alle anderen Inhaltsangaben, außer dem Brennwert, in das E-Label zu integrieren.
Schneider verwies außerdem auf eine deutlich größere Flexibilität beim E-Label, etwa bei einer Veränderung der Zutatenliste kurz vor der Abfüllung oder als Reaktion auf die Mehrsprachigkeit im Export; dies sei nur digital möglich. Der Präsident des Badischen Weinbauverbandes, Rainer Zeller, betonte: „Wir stehen absolut hinter dem E-Label.“ Aktuell sei der Verband dabei, einen Rahmenvertrag mit einem Partner auszuarbeiten, um den Mitgliedern das Verfahren zu vereinfachen.
Marketing wichtig
Hauk zeigte sich überzeugt, dass eine starke Profilierung und zukunftsfähige Entwicklung des Weinbaugebietes Baden nur mit einem gemeinsamen Auftritt möglich sei. Bedingt durch die Auflösung der Badischen Weinwerbung seien diese Ziele jedoch grundlegend gefährdet. Er appellierte daher an die Mitglieder des Badischen Weinbauverbandes, die Genossenschaften und Weinbaubetriebe, über ihren Schatten zu springen und gemeinsam für den Erfolg des Anbaugebietes Baden zu arbeiten. „Ohne Marketing wird es nicht laufen“, betonte der Minister. Zwar sei der heimische Markt kaufkräftig; dennoch gingen dort die Marktanteile sukzessive zurück. Dem müsse entgegengetreten werden. Die Alternative sei, dass die einzelnen Winzer eine intensive Direktvermarktung betreiben müssten.
Weinkonsum
Der weinpolitische Sprecher der Grünen-Landtagsfraktion, Reinhold Pix, plädierte zudem dafür, sich der Diskussion um einen verantwortungsvollen Weinkonsum zu stellen. Er bedauerte, dass sich die Debatte darum aufgeheizt habe und kritisierte mit deutlichen Worten eine solche „Polarisierung und Verleumdungsdebatte“. „80 % der Menschen, die Alkohol trinken, haben ein Verantwortungsbewusstes Trinkverhalten“, stellte Pix klar. Er lehnte undifferenzierte Kennzeichnungen auf dem Weinetikett ab. FDP-Politiker Prof. Erik Schweickert zeigte sich überzeugt, dass das Thema Alkoholregulierung die Branche „in das Mark treffen“ werde.
Er kritisierte, dass „wir auf EU-Ebene die Drogenhändler“ und die „unhealty commodity“ seien und mit der Tabak-, Zucker- und Alkoholbranche sowie den Herstellern weiterverarbeiteter Lebensmittel in einen Topf geworfen würden. „Der Diskussion muss man sich stellen“, stellte Schweickert klar, der an der Hochschule Geisenheim University eine Professur für Internationale Weinwirtschaft inne hat. Wenn der Kampf zwischen der Unterscheidung eines moderaten und eines schädlichen Weinkonsums aufgegeben werde, dann werde es für die Weinwirtschaft schwierig.
Vorteile des E-Labels
Mit Blick auf das E-Label zeigte sich Schweickert überzeugt, dass die Weinbranche „massiv“ dafür kämpfen müsse. Der Liberale appellierte an die Winzer, das E-Label zu nutzen. Zugleich rief er die Landesregierung auf, in dieser Sache auf Bundesebene als großem Weinanbauland klar Position zu beziehen. Für Schweickert liegen die Vorteile und die Chancen klar auf der Hand. Der Liberale bekräftigte zudem seine Kritik am Bundeslandwirtschaftsministerium, nicht wie andere EU-Mitgliedstaaten Einspruch gegen die irischen Weinetikettierungspläne eingelegt zu haben.