In den kommenden Monaten werden knapp 400 Bauern aus dem östlichen Mecklenburg-Vorpommern und dem nördlichen Brandenburg ihre Ernte nach Anklam liefern, wo aus den Zuckerrüben Weißzucker und
Bioethanol hergestellt wird. Die Zuckerfabrik rechnet bis Januar mit der Anlieferung von 1,25 bis 1,3 Millionen Tonnen Rüben, wie Geschäftsführer Matthias Sauer sagte.
Weil die Rüben in diesem Jahr bisher schlechter als in den Vorjahren gewachsen sind, startet die Fabrik eine Woche später als sonst in die Verarbeitung. «Wir wollten die Zuwächse der letzten Tage mitnehmen», begründete der landwirtschaftliche Leiter, Raik Wrobel, den verspäteten Start.
Bei den Proberodungen Ende August lag der Rübenertrag mit 52 Tonnen je Hektar rund 16 Tonnen unter dem fünfjährigen Mittel. Der Zuckergehalt habe hingegen mit 16,4 Prozent das fünfjährige Mittel um 0,8 Prozentpunkte übertroffen, sagte Wrobel. Grund für den zu erwartenden unterdurchschnittlichen Rübenertrag seien der kühle Mai und Juni sowie der trockene August gewesen.
Die Zuckerfabrik im niedersächsischen Uelzen, an die die Bauern im westlichen Mecklenburg-Vorpommern liefern, hatte bereits vor einer Woche mit der Rübenverarbeitung begonnen.
Im vergangenen Jahr hatte die zur niederländischen Suiker-Unie-Gruppe gehörende Anklamer Zuckerfabrik mit 140 Kampagnentagen eine
Rekordernte verarbeitet. In diesem Jahr rechnet die Fabrik mit 110 bis 115 Verarbeitungstagen. Um die Arbeit bewältigen zu können, wurden zusätzlich zu den 146 Stammmitarbeitern 23 Saisonkräfte eingestellt.
Mit Investitionen in die Förder- und Rübenwaschanlage in Höhe von acht Millionen Euro soll die tägliche Verarbeitungsmenge in diesem Jahr von 11.000 auf 11.300 Tonnen gesteigert werden. Langfristig strebt die Zuckerfabrik eine Verarbeitungsmenge von 12.000 Tonnen pro Tag an. Ziel sei es, mehr Verträge mit Rübenbauern abzuschließen. «Wir haben ein gutes Hinterland für den Rübenanbau», sagte Sauer. Zudem wolle die Zuckerfabrik darauf vorbereitet sein, falls die EU die
Zuckerquote anheben sollte.
Die Anklamer Zuckerfabrik darf laut der EU-Zuckermarktordnung maximal 112.000 Tonnen Nahrungszucker pro Jahr herstellen. Um auch sogenannte «Überrüben» verarbeiten zu können, produziert das Werk seit vier Jahren Bioethanol. Nach Angaben des Verbandes der Zuckerrübenanbauer werden in Anklam zwei Drittel der Rüben zu Bioethanol und ein Drittel zu Zucker verarbeitet. (dpa/mv)