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10.10.2008 | 08:26 | Heilpflanzen 

Allianz für gefährdete Heilpflanzen

Barcelona/Bonn - Die Kooperation von Naturschutzorganisationen und FairWild für einen Standard zur nachhaltigen Sammlung wildwachsender Heilpflanzen wurde gestern auf den Weg gebracht.

Teufelskralle
(c) proplanta
Im Rahmen des derzeit in Barcelona stattfindenden Kongresses der Weltnaturschutzunion (IUCN) ist gestern zwischen Naturschutzorganisationen und der hauptsächlich von Unternehmen getragenen Stiftung FairWild die Kooperation für einen Internationalen Standard zur nachhaltigen Sammlung wildwachsender Heil- und Aromapflanzen vereinbart worden. Erstmals ist damit nun ein Gütesiegel auf den Weg gebracht, das die Verbraucher über die nachhaltige Wildsammlung eines Produkts informiert.

Weltweit werden schätzungsweise mehr als 50.000 Pflanzenarten für Heilzwecke genutzt. Zusammen mit Arten, die hauptsächlich wegen ihrer aromatischen Eigenschaften genutzt werden, sind Heilpflanzen als Ausgangsmaterial für die Kräuter-, Pharma-, Kosmetik- und Duftstoffindustrien von großer Bedeutung. Entwickelt wurde der neue Wildsammlungsstandard (der das Kürzel ISSC-MAP trägt) im Rahmen einer Zusammenarbeit des Bundesamtes für Naturschutz (BfN), der IUCN-Heilpflanzenspezialistengruppe, WWF Deutschland und TRAFFIC, einer Organisation, die sich auf die Beobachtung fairen Handels spezialisiert hat. In der Entwicklung und Erprobungsphase wurde dabei eng mit Experten und Akteuren aus Industrieverbänden, Firmen, Zertifizierern und Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit aus Herkunfts- und Exportländern zusammengearbeitet.

"Diese Vereinbarung ist ein wichtiger Schritt hin zur nachhaltigen Nutzung von Heil- und Aromapflanzen. Wenn sich die Industrie unseren Standard zu Eigen macht, leistet sie damit einen Erfolg versprechenden Beitrag zur Bewahrung natürlicher Heilkräfte und für gerechte Zugangs- und Nutzungsrechte der beteiligten lokalen Bevölkerung. Mit der heutigen Unterzeichnung wird das weltweite Gesundheitssystem gestärkt", erklärte IUCN-Generaldirektorin Julia Marton-Lefèvre.

"Die erfolgreiche Anwendung von Prinzipien zur nachhaltigen Sammlung wildwachsender Heilpflanzen unterstützt nicht nur die Erhaltung der Bestände dieser Pflanzen in der Natur; sie trägt auch sozialen und ökonomischen Gesichtspunkten Rechnung. Deutschland als einer der weltweit größten Importeure von Heilpflanzen hat in diesem Bereich eine besondere Verantwortung", bekräftigt Professor Beate Jessel, Präsidentin des Bundesamts für Naturschutz.

„Das Aussterben wichtiger Heilpflanzen wäre ein sozialer, medizinischer und nicht zuletzt auch ökonomischer GAU. Der neue Standard ist daher nicht nur ein Gewinn für die Biodiversität. Er dient vielmehr auch der globalen Gesundheitsvorsorge, sowie den weltweit beteiligten Industrien und Pflanzensammlern, besonders in den Entwicklungsländern", ergänzte dazu Guillermo Castilleja, Naturschutzdirektor von WWF International.

Und Steven Broad, Geschäftsführer von TRAFFIC stellte abschließend fest: „Die Übernutzung von wild wachsenden Heil- und Aromapflanzen ist ein ernstzunehmendes Problem, das leider viel zu häufig ignoriert wird. Das heute unterzeichnete Abkommen kann nur ein Anfang sein. Mittelfristig muss der neue Nachhaltigkeitsstandard zur Norm auf diesem Wirtschaftsgebiet werden."  (PD)
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