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31.10.2016 | 08:00 | Eschensterben 
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Auewälder sind gefährdet

Mainz/Braunschweig - Ein parasitärer Pilz verursacht in Südwestdeutschland ein massives Eschensterben und vernichtet ganze Bestände. Besonders betroffen sind in Rheinland-Pfalz die feuchten, nährstoffreichen Gegenden, in denen sehr viele Eschen stehen.

Eschensterben Auewälder
Seit ein paar Jahren rafft ein Pilz in Deutschland Eschen dahin. Er droht die Wälder in den Rheinauen in Brachflächen zu verwandeln. Als Gegenmittel pflanzen Förster fleißig kleine Eichen. (c) proplanta
«Die Auewälder sind gefährdet», sagte Georg Spang vom Forstamt Pfälzer Rheinauen. So gebe es in den Naturschutzgebieten entlang des Rheins drei Leitbaumarten: Ulme, Esche und Eiche. «Die Ulme ist schon vor Jahren vollkommen verschwunden, die Esche fällt derzeit aus und die Eiche ist ein Wackelkandidat, weil sie sich nur schwer verjüngt», sagte Spang.

Grund für das Sterben der Eschen ist ein aggressiver Pilz namens Falsches Weißes Stängelbecherchen (Hymenoscyphus pseudoalbidus), gegen den Förster und Forscher bislang machtlos sind. Der Erreger war ursprünglich nur in Asien bekannt. Nach Angaben des Ministeriums für Forsten waren die ersten Eschen in Rheinland-Pfalz im Jahr 2009 befallen. Inzwischen seien Eschen im ganzen Land betroffen. «Gerade junge Eschen sterben zuerst ab», erklärte das Ministerium.

Jüngst raffte der Erreger die Bestände in Baden-Württemberg dahin. Von dort bläst der Wind viele Sporen des Pilzes nach Rheinland-Pfalz. «Unser Forstamt geht von der französischen Grenze bis nach Worms, und der Eschenbestand wird derzeit von Baden-Württemberg her überrannt», sagte Spang.

Der Pilz sei deshalb derzeit nicht zu bekämpfen, sagen Forscher vom Julius Kühn-Institut in Braunschweig, dem Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen. Die Suche nach einem Gegenmittel läuft aber. Die rheinland-pfälzische Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft in Trippstadt etwa ergründet die Ursachen, Folgen und eine mögliche Schadensminimierung.

Befallene Bäume sind zunächst an unregelmäßigen Farbveränderungen an den Blättern zu erkennen. Bei weiterem Pilzbefall sind die Anzeichen lichtere Baumkronen von außen nach innen und schließlich Sekundärtriebe an Stamm und Ästen. Innerhalb weniger Jahre stirbt ein befallener Baum.

Eschen können mehr als 40 Meter hoch werden - damit zählen sie zu den höchsten Laubbäumen in Europa. Wegen ihrer Holzqualität gehören sie zu den Edellaubhölzern. Sie wachsen bisher auf einem Prozent der Waldfläche in Rheinland-Pfalz.

Förster Spang setzt in seinen Wäldern in den Rheinauen nun auf die Eiche. Da Eicheln so lange zum Austreiben brauchen und gerne von Wildschweinen gefressen werden, hilft er mit Aufforstungen nach. Das habe er zum Beispiel gerade in Otterstadt (Rhein-Pfalz-Kreis) gemacht, sagte er: Kahlschlag auf 0,3 Hektar Gemeindewald, Eichen pflanzen, Zaun drumherum.

«Wir haben im Auenwald einen großen Einfluss von Neophypten wie Indisches Springkraut, Kanadische Goldrute und Japanischer Staudenknöterich», sagte Spang. Wenn die Eschen sterben und mehr Licht auf den Boden lassen, dann verbreiteten sich diese neuen Arten rasant, so Spang: «Wenn eine ganze Baumart abstirbt, dann müssen wir Förster helfen. Bis eine Eichel treibt, ist das Springkraut schon in der vierten Generation.»
dpa
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Kommentare 
cource schrieb am 31.10.2016 08:18 Uhrzustimmen(122) widersprechen(87)
tja, wenn man so wenig auenwälder stehen lässt dann haben solche schwächeparasiten ein leichtes spiel---ihr forstleute seit selber schuld, ihr habt einfach ohne widerstand, der landwirtschaft erlaubt die guten auenstandorte in acker oder grünland umzuwandeln und mit den weniger guten auenböden mussten sich dann die sensiblen eschen zufrieden geben, dass das auf lange sicht und besonders jetzt bei der klimaveränderung zu kalamitäten führt ist vom biologischen standpunkt sogar vorhersehbar
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