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25.07.2014 | 12:35 | Pestizide 
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Bauern haben weniger Pflanzenschutzmittel zur Auswahl

Neubrandenburg/Schwerin - In diesem Jahr müssen Landwirte mit weniger Pflanzenschutzmittel auskommen - was der Bauernverband als teils nicht nachvollziehbar kritisiert. Dagegen fordert die Umweltorganisation BUND noch schärfere Verbote.

Pflanzenschutzmittel Herbizide
(c) proplanta
Der Bauernverband Mecklenburg-Vorpommern hält in diesem Jahr eingeführte schärfere Auflagen bei Pflanzenschutzmitteln für teils nicht gerechtfertigt. So gibt es Einschränkungen bei dem meistgenutzten Unkrautbekämpfungsmittel Roundup mit dem Wirkstoff Glyphosat, wie der Pflanzenbaureferent des Bauernverbandes Mecklenburg-Vorpommern, Frank Schiffner, der Nachrichtenagentur dpa sagte.

Außerdem dürfe zur nächsten Rapsaussaat erstmals kein Saatgut mehr mit Wirkstoffen aus der Gruppe der Neonikotinoide behandelt werden. Das Gift schädigt die Nervenzellen von Insekten.

«Die Verwendung von Neonikotinoiden ist zunächst für zwei Jahre verboten worden», sagte Schiffner. Die Mittel stehen im Verdacht, für das Sterben von Bienen und anderen Insekten mitverantwortlich zu sein. Die Bauern beizen die Saatkörner damit, um die jungen Pflanzen vor der Kleinen Kohlfliege und dem Rapserdfloh zu schützen. Die Beize wirkt Schiffner zufolge punktgenau über mehrere Blattstadien bis in den Herbst hinein. Im Winter seien die Insekten nicht mehr aktiv.

Alternativ müssten andere Mittel auf die Pflanzen gespritzt werden. «Mit einem Mal Spritzen ist es aber nicht getan», sagte Schiffner. Nach seinen Worten ist die Entscheidung gegen das Beize aus fachlicher Sicht nicht nachzuvollziehen. Ein Risiko bestehe nur, wenn Bienen mit dem Mittel direkt in Kontakt kommen, wie es vor Jahren in Süddeutschland geschah. Inzwischen gebe es aber Geräte, die Stäube der Beize direkt in die Erde statt in die Luft leiten.

Unkrautbekämpfungsmittel mit dem Wirkstoff Glyphosat dürfen Schiffner zufolge jetzt nur noch im äußersten Notfall eingesetzt werden - etwa wenn Getreide nach Unwettern am Boden liege und von Unkraut durchwachsen sei. Um es trotzdem noch ernten zu können, müsse das Unkraut abgetötet werden. Bauern hätten das Mittel aber auch eingesetzt, weil damit eine gleichmäßige Reife des Getreides zu erzielen sei. Dafür dürfe Glyphosat nicht mehr verwendet werden.  

Die Umweltorganisation BUND fordert ein generells Verbot von Glyphosat. Denn es könne über die Nahrung vom Menschen aufgenommen werden. In einer Studie war der Wirkstoff im menschlichen Urin nachgewiesen worden. Es wird vermutet, dass Glyphosat für Missbildungen bei Neugeborenen verantwortlich ist. (dpa/mv)

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Kommentare 
Humboldt schrieb am 09.12.2014 17:13 Uhrzustimmen(63) widersprechen(86)
In der Tat, da muss der Bauernverband, der sich als Vertreter der Bauern aufspielt, richtig Gas geben, um den Geldgebern aus der Industrie noch gerecht zu werden - die fürchten sicher schon um das eine oder andere Promille Umsatzeinbußen. Und nur, weil kaum spürbar weniger flächendeckend gegiftet wird. Aber glücklicherweise wurde rechtzeitig zur Ernte die "Glyphosatproblematik" wieder entschärft, um die Bauern zu retten. Richtig ist: PSM sind nicht nachhaltig und richten den traditionellen Bauernstand und alle, die es ehrlich und gut meinen zu Boden.
Winni schrieb am 25.07.2014 13:02 Uhrzustimmen(83) widersprechen(142)
Na das sind ja arme Bauern, die können nicht einmal mehr Ihr Getreide Ernten ohne es vorher tot zu spritzen und nun dürfen sie auch nur noch zwei mal pro Jahr den Wirkstoff Glyphosat einsetzten. Sollten die Bauern mal lieber wieder zur guten fachlichen Praxis zurückkehren.
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