Freitag, 02.06.2023 | 00:23:21
Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft

29.01.2023 | 04:07 | Pflanzenschutzmittelreduktion 

Pflanzenschutz: Intelligente Reduzierung statt pauschaler Verbote

Berlin - Auf dem derzeit breit diskutierten Weg hin zu einem nachhaltigen Pflanzenschutz ist es sinnvoller, den Einsatz chemischer Präparate intelligent zu reduzieren statt ihn pauschal zu verbieten.

Pflanzenschutzmitteleinsatz
Bild vergrößern
(c) proplanta
In dieser Einschätzung waren sich die Teilnehmer eines Fachforums einig, dass der Deutsche Bauernverband (DBV) am Dienstag (24.1.) in Präsenz auf der Internationalen Grünen Woche (IGW) in Berlin und als Online-Stream durchgeführt hat. Außerdem sei es wichtig, stets einen kooperativen Ansatz zu verfolgen und alle Beteiligten zu Wort kommen zu lassen.

Prof. Joseph-Alexander Verreet von der Universität Kiel vertrat die Ansicht, dass unter den derzeitigen Rahmenbedingungen auch in Zukunft nicht auf den chemischen Pflanzenschutz verzichtet werden könne. Sollte dies dennoch der Fall sein, seien Ertragsverluste von bis zu 50 % die Folge. Dem stimmte Prof. Enno Bahrs von der Universität Hohenheim zu: „Ohne chemische Pflanzenschutzmittel geht es auf lange Zeit nicht, aber in der Form, wie wir es jetzt machen, wird es nicht mehr möglich sein“. Sollte es in Schutzgebieten zu einem Verbot des Pflanzenschutzmitteleinsatzes kommen, dann müsse es auch eine ökonomische Perspektivgestaltung für die betroffenen Landwirte geben.

Dies müsse als gesamtgesellschaftliche Aufgabe begriffen werden. „Die Landwirtschaft der Zukunft wird noch erheblich nachhaltiger sein, obwohl und weil wir chemischen Pflanzenschutz einsetzen“, zeigte sich Bahrs überzeugt. „Wir brauchen den kompletten Werkzeugkasten, und dazu gehört auch der chemische Pflanzenschutz“, betonte auch DBV-Vizepräsident Detlef Kurreck. Der Pflanzenschutzmitteleinsatz der Zukunft müsse aber präziser und smarter sein und mit deutlich weniger Nebenwirkungen auskommen. „Da, wo es geht, sollten alternative Methoden angewendet werden, ganz im Sinne des integrierten Pflanzenschutzes“, erklärte Kurreck.

In regionalen Diskurs gehen

Der Präsident des Naturschutzbundes Deutschland (NABU), Jörg Andreas Krüger, plädierte dafür, bei Verbotsdiskussionen in den regionalen Diskurs zu gehen. Eine Reduktion nach Gebietskulissen sei „nicht die optimale Lösung“. Es sei immer schwierig, pauschale Regelungen auf Bundes- oder EU-Ebene zu treffen, weil die einzelnen Regionen sehr unterschiedlich seien. „Wir müssen uns Lösungen sehr stark regional anschauen“, betonte der Verbandspräsident.

In ökologisch besonders sensiblen Gebieten sei jedoch ein weitestgehender Verzicht auf jeglichen Pflanzenschutz unumgänglich, erklärte Krüger. Eine solch drastische Veränderung der Bewirtschaftung könne aber nur in Zusammenarbeit mit den betroffenen Landwirten umgesetzt werden. Zudem müsse bei der Diskussion um die Verringerung des Pflanzenschutzmittelaufwands darauf geachtet werden, dass der ökologische Fußabdruck letztlich nicht aus Deutschland ins Ausland verlagert werde.

Erhebliche Fortschritte

Prof. Joachim Hertzberg von der Universität Osnabrück vertrat als Experte für künstliche Intelligenz (KI) die „technische Seite“ in der Runde. Aus seiner Sicht kann der Einsatz von KI bei der Ausbringung perspektivisch einen wichtigen Beitrag leisten. Bei der Entwicklung und dem Einsatz solcher Techniken seien in den nächsten Jahren erhebliche Fortschritte zu erwarten. Der wichtigste Beitrag der KI für einen nachhaltigen Pflanzenschutz ist für Hertzberg in der aktuellen Situation die gemeinsame interdisziplinäre Forschung an Daten und Modellen. Es gelte nun, die Daten und modellbasierten Verfahren zusammenzuführen und optimal zu nutzen.
AgE
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 EU-Regeln gegen Überfischung sollen strenger kontrolliert werden

 Greenpeace fordert ehrgeiziges Abkommen zu Plastikmüll

 Novum in Sachsen - Drohne versprüht Pflanzenschutzmittel im Weinberg

 Umweltschützer fordern deutlich mehr Schutzgebiete in Niedersachsen

 Weniger staatliche Pauschalvorgaben bei Insektenschutz gefordert

  Kommentierte Artikel

 Thüringens Agrarministerin will Ökolandbau-Anteil bis 2027 auf Bundesniveau

 Mehlschwalben und Mauersegler machen sich rar

 BN-Chef hält Angst vor Wölfen für unbegründet

 Offener Brief an Umweltministerin Lemke zur Trophäenjagd

 Installation von Balkonkraftwerken soll erleichtert werden

 Nordzucker trotzt Krisen und steigert den Gewinn deutlich

 Mehr Fläche, weniger Bürokratie: Habeck will mehr Windkraft an Land

 Schutz von Bestäubern laut FAO entscheidend

 HBV verteidigt Start der Mähsaison

 Sind Wärmepumpen wirklich zu teuer, zu alt, zu kalt?