Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft

22.02.2016 | 04:01 | Rinderhaltung 

Einfluss des Stallklimas auf Gesundheit und Leistung der Milchkühe

Jena - Untersuchungen zur Klimaführung unter Praxisbedingungen beruhen auf Außenklimadaten von Wetterstationen oder niedrigen Tierzahlen.

Stallklima
(c) proplanta
Mit der Themenbearbeitung durch die TLL, die Fachgruppe Tierzucht der Universität Kassel, den TVL e.V. und dem LTR sollen Aussagen zur Bedeutung der tatsächlich vorkommenden Schwankung des Stallklimas für Gesundheit und Leistung erbracht werden. Diese sollen Schlussfolgerungen zum notwendigen Umfang von technischer Klimaregulation und zu eventuell erforderlichen langfristigen züchterischen Konsequenzen bei steigenden Temperaturen ermöglichen.

In 16 Betrieben protokollierten Datenlogger Temperatur und relative Luftfeuchte in 30 minütigen Abständen. Je nach Bedingungen kamen je Betrieb 3 bis 7 Datenlogger zum Einsatz. Den hieraus gebildeten Tagesmittelwerten konnten Daten zu Leistung und Gesundheit gegenüber gestellt werden. Insgesamt 67.659 Klimawerte wurden entsprechend der jeweiligen Zugehörigkeit zu den Managementgruppen den Tieren an jedem Tag zugeordnet.

Für die ersten Auswertungen der Leistungsdaten wurden die Kühe der ersten bis fünften Laktation im Zeitraum vom 6. bis 360. Laktationstag genutzt. Insgesamt befinden sich derzeit im Material 6.989.733 Kuhtage von 23.308 Kühen. Erste Auswertungen zeigen, dass der Nachweis der Klimawirkung auf die Milchleistung schwierig wird, da sie möglicherweise von einer Reihe weiterer betrieblicher Effekte überlagert wird.

Den Einfluss von Temperatur und relativer Luftfeuchte auf die Milchmenge zeigen erst im Grenzbereich einen Temperatureffekt, wobei dem langfristigen Hitzestress größere Bedeutung als kurzfristigen Extremen zuzukommen scheint. Eindeutig sind dagegen die Effekte auf den Eiweißgehalt. Hier kann ein fast linearer Trend in Abhängigkeit von der Temperatur beobachtet werden.

Je 10 °C erhöhte Temperatur führt zu einem Abfall des Eiweißgehaltes um 0,1 %. Für den Fettgehalt zeigen sich bei etwas stärkerem Rauschen ähnliche Differenzen. Auch für den Besamungserfolg zeigt sich ein deutlicher Trend, an den wärmsten Tagen mit einer Durchschnittstemperatur von etwa 25 °C ist ein um 10 % reduzierter Besamungserfolg gegenüber den Temperaturen unter 12 °C zu beobachten.

Für das Auftreten von Krankheiten lassen sich dagegen kaum Temperatureffekte belegen. Eindeutig ist aber, dass an Tagen mit extrem hoher Luftfeuchte das Risiko neu auftretender klinischer Mastitiden deutlich steigt. Hier wird die erhöhte Gefahr für eine Schmierinfektion an feuchten Oberflächen deutlich. Typische Tage hierfür sind im Sommer die Wechsel von warmen Wetter in Regenperioden: Mit dem Fallen der Temperatur wird die Wasseraufnahmekapazität der Luft reduziert, bei gleichzeitigem Regen bleibt die relative Luftfeuchte über Tage bei nahe 100 %.

Insgesamt zeigen die Zwischenergebnisse, dass trotz der in den Betrieben anzutreffenden Maßnahmen zur Reduktion des Hitzestresses auch unter den hiesigen Bedingungen Klimastress anzutreffen ist, der sowohl für das Tierwohl als auch die Wirtschaftlichkeit relevant ist. An einer Erweiterung des Datenmaterials und der Verbesserung der Modelle wird weiter gearbeitet.
Dr. Erhard Gernand / TLL
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Auf in luftige Höhen - Der Bergsommer steht bevor

 Nach tödlicher Kuh-Attacke: Landwirt muss nicht zahlen

 Im Süden Bayerns leben die meisten Rinder

 Landwirte und Umweltschützer fordern Förderung der Weidehaltung

  Kommentierte Artikel

 Tag des Wolfes - Bauern machen Druck für vereinfachten Abschuss

 Erleichterungen bei GAP-Anträgen und Hanfanbau

 In der Corona-Pandemie wurden zu oft Antibiotika verschrieben

 Jäger sehen dringenden Handlungsbedarf bei Umgang mit Wölfen

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte