(c) proplanta Mit der Themenbearbeitung durch die TLL, die Fachgruppe Tierzucht der Universität Kassel, den TVL e.V. und dem LTR sollen Aussagen zur Bedeutung der tatsächlich vorkommenden Schwankung des Stallklimas für Gesundheit und Leistung erbracht werden. Diese sollen Schlussfolgerungen zum notwendigen Umfang von technischer Klimaregulation und zu eventuell erforderlichen langfristigen züchterischen Konsequenzen bei steigenden Temperaturen ermöglichen.
In 16 Betrieben protokollierten Datenlogger Temperatur und relative Luftfeuchte in 30 minütigen Abständen. Je nach Bedingungen kamen je Betrieb 3 bis 7 Datenlogger zum Einsatz. Den hieraus gebildeten Tagesmittelwerten konnten Daten zu Leistung und Gesundheit gegenüber gestellt werden. Insgesamt 67.659 Klimawerte wurden entsprechend der jeweiligen Zugehörigkeit zu den Managementgruppen den Tieren an jedem Tag zugeordnet.
Für die ersten Auswertungen der Leistungsdaten wurden die Kühe der ersten bis fünften Laktation im Zeitraum vom 6. bis 360. Laktationstag genutzt. Insgesamt befinden sich derzeit im Material 6.989.733 Kuhtage von 23.308 Kühen. Erste Auswertungen zeigen, dass der Nachweis der Klimawirkung auf die Milchleistung schwierig wird, da sie möglicherweise von einer Reihe weiterer betrieblicher Effekte überlagert wird.
Den Einfluss von Temperatur und relativer Luftfeuchte auf die Milchmenge zeigen erst im Grenzbereich einen Temperatureffekt, wobei dem langfristigen Hitzestress größere Bedeutung als kurzfristigen Extremen zuzukommen scheint. Eindeutig sind dagegen die Effekte auf den Eiweißgehalt. Hier kann ein fast linearer Trend in Abhängigkeit von der Temperatur beobachtet werden.
Je 10 °C erhöhte Temperatur führt zu einem Abfall des Eiweißgehaltes um 0,1 %. Für den Fettgehalt zeigen sich bei etwas stärkerem Rauschen ähnliche Differenzen. Auch für den Besamungserfolg zeigt sich ein deutlicher Trend, an den wärmsten Tagen mit einer Durchschnittstemperatur von etwa 25 °C ist ein um 10 % reduzierter Besamungserfolg gegenüber den Temperaturen unter 12 °C zu beobachten.
Für das Auftreten von Krankheiten lassen sich dagegen kaum Temperatureffekte belegen. Eindeutig ist aber, dass an Tagen mit extrem hoher Luftfeuchte das Risiko neu auftretender klinischer Mastitiden deutlich steigt. Hier wird die erhöhte Gefahr für eine Schmierinfektion an feuchten Oberflächen deutlich. Typische Tage hierfür sind im Sommer die Wechsel von warmen Wetter in Regenperioden: Mit dem Fallen der Temperatur wird die Wasseraufnahmekapazität der Luft reduziert, bei gleichzeitigem Regen bleibt die relative Luftfeuchte über Tage bei nahe 100 %.
Insgesamt zeigen die Zwischenergebnisse, dass trotz der in den Betrieben anzutreffenden Maßnahmen zur Reduktion des Hitzestresses auch unter den hiesigen Bedingungen Klimastress anzutreffen ist, der sowohl für das Tierwohl als auch die Wirtschaftlichkeit relevant ist. An einer Erweiterung des Datenmaterials und der Verbesserung der Modelle wird weiter gearbeitet.
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