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29.07.2011 | 14:21 | Schlachtrindermarkt 

Schlachtrinderpreise gewinnen an Fahrt

Schwäbisch Gmünd - Das Sommerloch am Schlachtrindermarkt dürfte dieses Jahr wohl ausbleiben. Seit Wochen steigen die Preise für Schlachtrinder.

Rindfleisch
Zwar ist die inländische Nachfrage nach Rindfleisch wie bei Schweinefleisch ebenfalls rückläufig. Private Haushalte kauften im 1. Hj. 2011 laut GfK 4,5 % weniger Rindfleisch , mussten dafür aber 8 % mehr Geld ausgeben. Allerdings fällt auch das Lebendangebot etwas kleiner aus als im Vj (-1,2 %). Dies betrifft überwiegend Schlachtkühe (-2,5 %), während die Schlachtzahlen für Jungbullen nahezu unverändert ausfallen.

Ganz anders die Entwicklung der Schlachtzahlen in Baden-Württemberg. Bis KW 29 wurden 4,9 % mehr Jungbullen , 8,2 % mehr Kühe und 9,2 % mehr Färsen geschlachtet als in der Vj.-Periode. Die außergewöhnlichen Marktverhältnisse für Schlachtrinder in Deutschland bescheren den hiesigen Rinderhaltern derzeit Preise, die sich teilweise deutlich von dem in den Nachbarstaaten abheben. Dies bleibt nicht ohne Auswirkungen auf den Außenhandel.

Die Einfuhren an Rindfleisch fielen von Januar bis Mai um gut 2 % höher aus als im Vj. Durch den dürrebedingten Ausfall südamerikanischer Lieferanten, vor allem für Edelteile, ging deren Importmenge zurück (-7,2 %), dafür wurden aus anderen EU-Ländern 4,6 % mehr Rindfleisch eingeführt (vor allem frische und gekühlte Ware). Die Ausfuhren von deutschem Rindfleisch waren im Gegenzug um 3,4 % rückläufig.

In die EU wurden über 30.000 t weniger Rindfleisch verkauft als im Vorjahr, dafür dürfte das Preisniveau einfach zu hoch gewesen sein. In Drittländer wurde hingegen deutlich mehr Rindfleisch abgesetzt (+ 26.000 t, + 183 %). Zum einen mussten im 1. Quartal noch Kontrakte für Rindfleischlieferungen in die Türkei bedient werden. Dorthin werden auch weiterhin Anschlussgeschäfte getätigt, die aber mengenmäßig wesentlich kleiner ausfallen als Ende 2010 und auch finanziell weniger interessant sein sollen. Verbessert hat sich die Nachfrage aus Russland und in die Schweiz.


Jungbullen

Jungbullen kosteten letzte Woche 3,39 €/kg SG, was für Mitte Juli einem Rekordpreis gleichkommen dürfte. Bei weiter steigender Tendenz (aktuell: +3/+5 Cent) wird das Preisniveau der Vorjahre um gut 40 Cent übertroffen. Allerdings fällt es den Schlachtern schwer, dieses hohe Preisniveau im Teileverkauf durchzusetzen. Da Rindfleisch vom LEH als QS-Ware ausgelobt wurde, ist der deutsche LEH auf diese Ware angewiesen. Trotzdem nimmt bei den Einkäufern mancher Ketten das Interesse an wesentlich günstigerem Rindfleisch aus Frankreich täglich zu.

Nicht aufgegangen ist die Spekulation mancher Marktteilnehmer, dass mit dem Wirtschaftsjahrwechsel die Angebotsmenge an Schlachtrindern, speziell auch Bullen, wesentlich größer ausfällt. Allerdings fällt schon auf, dass ein Teil der Tiere zurückgehalten wurde, da manche Partien älter und auch deutlich schwerer sind. Der Absatz nach Südeuropa fällt gegenüber den Vorjahren kleiner aus. In Italien konkurriert deutsches Jungbullenfleisch mit wesentlich günstigerem aus Frankreich. Dort wird in den nächsten Monaten über einen stärkeren Abbau der Rinderbestände spekuliert, weil wegen der Trockenheit bei vielen Betrieben die Futtergrundlage fehlt. Griechenland wäre teilweise wohl aufnahmefähig, wird zum Teil jedoch von den deutschen Fleischverkäufern wegen der fehlenden Zahlungssicherheit vernachlässigt.

Der russische Markt dürfte im August ebenfalls weniger Fleisch nachfragen. In den vergangenen Jahren hat man sich dort vor der Urlaubszeit mit größeren Mengen eingedeckt, erst Ende August erwartet man weitere Nachfrageimpulse.


Schlachtkühe

Nie für möglich gehalten hätten viele die aktuelle Situation bei den Schlachtkühen. Mit 2,83 €/kg SG in KW 29 und weiter steigenden Preisen in der Berichtswoche (+1/ +3 Cent) bleiben Kühe gesucht. Motor dieser Entwicklung sind einige norddeutsche Schlachtunternehmen, die aktuell bereit sind, für etwas schwerere O3-Kühe über 3 €/kg SG auszugeben und so den Markt für Schlachtkühe entsprechend anheizen.

Es ist schwierig einzuschätzen, wie lange diese Marktentwicklung Bestand haben wird. Deshalb sollte man sich darüber Gedanken machen, aufgefleischte Merzkühe zeitnah abzugeben. Die Verarbeitung , die nach den Ferien in Norddeutschland wieder anlaufen und entsprechende Mengen benötigen wird, wird erst einmal eine gewisse Nachfrage generieren. Anderer seits ist aber die Schere zwischen Sauen- und Rindfleisch, die zumindest in Teilen gegeneinander ausgetauscht werden können, so groß wie schon lange nicht mehr. Und schließlich kauft die Schweiz derzeit Kuhfleisch verstärkt in Italien, da das Preisniveau in Deutschland zu hoch ist.


Schlachtfärsen

Im Sog der Kuhpreise notierten Färsen ebenfalls stetig fester. Mit Preisen über 3,10 €/kg SG (in der Spitze 3,16 € in KW 29) wurde der bisherige Höchstpreis aus dem Spätsommer 2008 im nachfrageschwachen Juli übertroffen.

Weitere Preisanhebungen dürften jedoch schwierig werden, denn auch in Italien, wo ein Großteil der Schlachtkörper abgesetzt wird, ist nun Urlaubszeit. Zudem konkurriert man dort mit französischer Ware.


Kälber

Das Schlachtkälberangebot ist aktuell nicht zu umfangreich. Aber auch die Nachfrage nach Kalbfleisch ist im Sommer und über die Urlaubszeit ruhig. Dennoch wird überregional von einer stetigen Nachfrage nach Kalbfleisch berichtet, denn auch in den Niederlanden fällt das Angebot nicht zu umfangreich aus. Entsprechend zufriedenstellend sind die Erzeugerpreise für Schlachtkälber. Mit 4,67 €/kg SG für die Berichtswoche liegen die Auszahlungspreise über den ganzen Sommer 30-40 Cent über den Vorjahren, wenngleich die Höchstpreise von 2006 und 2007/2008 derzeit nicht erzielbar sind. Fleckviehkälber zur Mast sind angesichts der freundlichen Tendenzen am Schlachtrindermarkt gefragt.

Preisstützend zur guten Nachfrage wirkt auch das eher knappe Angebot. Mäster müssen derzeit etwa 5 €/kg LG anlegen, ein Preisniveau, das zuletzt 2006 zu erzielen war. Obwohl im Juni die Einstallzeit für „Weihnachtskälber“ endet, konnten sich in den letzten Wochen die Preise für schwarzbunte Nutzkälber ganz gut behaupten. Es wird von einer stetigen Nachfrage berichtet, die dem verfügbaren Angebot entspricht. Aktuell wird mit Preisen um 100 €/Tier, das Preisniveau der Vorjahre um 20 € übertroffen.


Quelle: LEL Schwäbisch Gmünd
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