Vorsprung durch Wissen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
14.09.2010 | 09:18 | Rückverfolgbarkeit  

Identitäts-Chip am Ohr

Zürich - Das Leben eines Schweins könnte in Zukunft von der Geburt bis zur Schlachtung mittels elektronischen Ohrmarken rückverfolgt werden. Die Technologie dazu muss noch entwickelt werden.

Ohrmarke
Kein Schwein ist wie das andere. Die einen werden nach Vorgaben der integrierten Produktion gehalten, die anderen nach Bio-Richtlinien. Das Auseinanderhalten von Schweinen aus den verschiedenen Produktions­systemen ist vor allem auf dem Schlachthof aufwändig, weil die Tiere beim Ablad einzeln nach Herkunft gekennzeichnet werden müssen.

Nun zeigt eine Studie der landwirtschaftlichen Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, dass dieser Ablauf effizienter gemacht werden könnte und zwar mittels elektronischer Ohrmarken. Kombiniert mit einer Datenbank lassen sich Lebensdaten wie Geburtsort, Herkunft oder der Standort des Mastbetriebs speichern. Dazu trägt jedes Schwein eine Ohrmarke mit einem eigenen, individuellen Identitäts-Chip. Mit diesem könnte nicht nur der Werdegang des Einzeltiers dokumentiert, sondern auch Auskunft über das Haltungssystem (Bio, IP) gegeben werden. Das Lesen der elektronischen Ohrmarken auf dem Schlachthof erfolgt automatisch mit einem (mobilem oder stationärem) Lesegerät.


Skepsis bei Landwirtschaftsbetrieben

In einer Umfrage wurden unter anderem rund tausend Schweizer Landwirtinnen und Landwirte befragt. 63 Prozent von ihnen lehnen die Rückverfolgbarkeit mit elektronischen Ohrmarken ab. Unter anderem befürchten sie einen administrativen Mehraufwand und steigende Produktionskosten. 21 Prozent der Befragten befürworten die neue Technologie.

Anders sieht es bei den vor- und nachgelagerten Bereichen wie Tierhandel, Tiertransport oder Detailhändler aus. Die Mehrheit von ihnen zeigt großes Interesse am Einsatz elektronischer Ohrmarken bei Mastschweinen. Für sie gibt es neben der Effizienzsteigerung auf dem Schlachthof weitere Vorteile. Bei einem Seuchenausbruch etwa würde man genau wissen, welche Schweine mit den kranken Tieren Kontakt hatten. Auf diese Weise könnte eine Verbreitung schneller gestoppt werden. Einen weiteren Vorteil gibt es speziell für die Zuchtbetriebe. Sie könnten die Gewichtszunahme jedes einzelnen Schlachtschweins genau verfolgen und wüßten so, von welchen Elterntieren die besten Nachkommen hervorgehen.

Allerdings gibt es noch einige Probleme, wie die umfangreichen Praxisuntersuchungen zeigen. Die elektronischen Ohrmarken können leicht abfallen, wenn das Schwein sich dauernd damit an der Wand scheuert oder wenn es auf der Ohrmarke des Nachbarn herumkaut. (art)
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 In Sachsen-Anhalt wird weniger geschlachtet

 Großbrand in Schweinemastanlage - Polizei schließt Brandstiftung aus

 Mehr Schweine geschlachtet in NRW

 Wieder mehr Schweine in MV-Ställen

 Deutlich weniger Schweine in Baden-Württemberg

  Kommentierte Artikel

 Wut und Wahlen 2024: Die zunehmend mächtige Gruppe der Nichtwähler

 NRW-OVG verhandelt Streit um ein paar Gramm Wurst zu wenig

 Ruf nach Unterstützung der Imker

 Kein kräftiger Aufschwung in Sicht - Wirtschaftsweise für Pkw-Maut

 Schutz vor Vogelfraß durch Vergrämung?

 Globale Rekord-Weizenernte erwartet

 Immer mehr Tierarten sorgen in Thüringen für Ärger

 Größere EU-Getreideernte erwartet

 Bedarf an hofeigenen KI-Wetterfröschen wächst rasant

 Was will die CDU in ihrem neuen Programm?