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16.03.2009 | 04:53 | Schweinemarkt 

Finanzmarkt erreicht die Schweinehalter

Hannover - Schweinehalter müssen sich vorerst weiter mit trüben Aussichten am Markt abfinden: Die weltweite Finanzmarktkrise ist nach Angaben des Landvolks Niedersachsen auch bei ihnen angekommen.

Schweinehalter
(c) proplanta
Nach kurzem Zwischenhoch im vergangenen Herbst sind die Erlöse der Mäster mit 1,35 Euro je kg Schlachtgewicht in der Handelsklasse E nun wieder auf ein längst nicht mehr Kosten deckendes Niveau gefallen. Grund ist die starke Ausdehnung der Schweinefleischerzeugung in Deutschland in den vergangenen Jahren. Die zusätzliche Produktion übersteigt mittlerweile den Eigenbedarf und muss exportiert werden. Die Exporte haben sich in den vergangenen Jahren erfreulich entwickelt; deutsche Schweinefleischprodukte werden wegen ihrer Qualität in über 100 Ländern rund um den Globus geschätzt. Doch den Hauptabnehmern in Osteuropa, insbesondere Russland, fehlt derzeit das Geld; die Exporte dorthin sind massiv zurückgegangen. Auch auf dem heimischen Markt spüren die Schweinehalter eine beginnende Zurückhaltung der Verbraucher, die weniger Fleisch einkaufen, vermehrt auf billigere Teilstücke ausweichen und das Filet verschmähen.

Auch für die kommenden Jahre rechnen Marktfachleute in Deutschland aufgrund der Bevölkerungsentwicklung und veränderter Verzehrsgewohnheiten im Gegensatz zur übrigen EU mit einem rückläufigen Bedarf. Dennoch werden die mittelfristigen Perspektiven durchaus positiv eingeschätzt. Im weiteren Verlauf dieses Jahres dürfte die Schweinefleischerzeugung in den Ländern der Gemeinschaft deutlich sinken und damit den Druck vom Markt nehmen. Zudem wird die meist stark rückständige Schweineproduktion in Osteuropa voraussichtlich erheblich schrumpfen, Osteuropa wird damit die Produktionszuwächse in Deutschland auffangen.
 
Schlechter sind die Aussichten für die Ferkelerzeuger. In ganz Nordwesteuropa hat ein massiver Verdrängungswettbewerb eingesetzt, angefacht vor allem von Dänemark und den Niederlanden. Damit dürfte der Ferkelmarkt weiterhin unter starkem Druck stehen, dem viele deutsche Sauenhalter aufgrund schlechterer Strukturen nicht standhalten werden. Ohnehin wird der europäische Sauenbestand in den nächsten Jahren um ein Drittel sinken müssen, weil mehr Ferkel je Sau aufgezogen werden und gleichzeitig der Ferkelbedarf durch höhere Schlachtgewichte der Schweine sinkt.
 
Gleichwohl ist die Schweinehaltung in Niedersachen nach Expertenmeinung gut aufgestellt und sehr wettbewerbsfähig. Ihr Vorteil ist eine hervorragende Verkehrs- und Infrastruktur sowie durch die Seewege eine gute Anbindung an die Weltmärkte. Dies schlägt sich nicht nur in der Vermarktung nieder, sondern auch in den Futterkosten. Zunehmend sehen deshalb auch die Bauern in den bisherigen Ackerbauregionen Chancen in der Schweinehaltung. Sie haben wegen der geringeren Viehhaltungsdichte geringere Gülleprobleme als in den Veredelungshochburgen, außerdem sind in den Getreideüberschussregionen die Futterkosten niedriger. (LPD)
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