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17.04.2009 | 05:28 | Schweinezucht-Patent  

Kritik an Schweinezucht-Patent wird lauter

Berlin - Der Widerstand gegen das Schweinezuchtpatent wächst. Bauernpräsident Gerd Sonnleitner setzt auf ein generelles Verbot von Patenten auf Tierzuchtverfahren.

Patente in Tierzuchtverfahren
Bauernpräsident Sonnleitner fordert ein generelles Verbot auf Tier- und Pflanzenpatente. (c) proplanta
«Diesen ganz großen Sündenfall werden wir verhindern», sagte er der «Passauer Neuen Presse» (Donnerstag). «Wir sehen in diesem Patent eine Bedrohung für die freie Züchtung.» Die europäische Biopatentrichtlinie müsse grundsätzlich auf den Prüfstand gestellt werden. Patente auf Tiere und Pflanzen sollten generell verboten werden. «Wir können nicht zulassen, dass die Großkonzerne eines Tages darüber entscheiden, was gezüchtet wird und die Verbraucher auf den Teller bekommen.»

Rund 400 Umweltschützer und Landwirte hatten am Mittwoch in München gegen ein Patent auf die Schweinezucht protestiert (EP 1651777) und einen Sammeleinspruch beim Europäischen Patentamt eingelegt. Das Patent betrifft ein Verfahren, bei dem per Genanalyse die Zucht von Schweinen mit besserem Fleisch ermöglicht werden soll. Kritiker befürchten, dass alle Schweine mit diesem Gen unter das Patent fallen können. Das Land Hessen, der Deutsche Bauernverband und der Deutsche Tierschutzbund legten ebenfalls Einspruch ein. Bayern will sich für ein generelles Verbot von Patenten auf Tiere und Pflanzen einsetzen.

Das deutschlandweite Anbauverbot für den Genmais MON 810 des Herstellers Monsanto tritt voraussichtlich an diesem Freitag offiziell in Kraft. Dann würden das Unternehmen und die Bundesländer als Kontrollinstanzen informiert, sagte eine Sprecherin des Bundeslandwirtschaftsministeriums. Ministerin Ilse Aigner (CSU) hatte MON 810 am Dienstag kurz vor Beginn der Aussaat wegen möglicher Gefahren für Tiere und Pflanzen verboten. Bauernpräsident Sonnleitner sprach sich für weitere Forschung zu «grüner Gentechnik» aus. «Ganz gleich, ob man Befürworter oder Gegner ist: Wir müssen über Chancen und Risiken neuer Technologien Bescheid wissen.»

Unions-Fraktionsvize Wolfgang Zöller (CSU) verteidigte das Genmais-Verbot gegen Kritik aus der CDU. Wenn Aigner die Agro- Gentechnik generell verboten hätte, «hätte sie Widerstand bekommen, weil die große Mehrheit der Union Chancen in der grünen Gentechnik sieht», sagte er der Deutschen Presse-Agentur dpa. Forschungsministerin Annette Schavan (CDU) hatte Aigners Entscheidung kritisiert und vor Verteufelung der Forschung gewarnt. Dagegen stellte sich Saar-Umweltminister Stefan Mörsdorf (CDU) hinter Aigner. Solange es Zweifel über Gefahren für Mensch und Umwelt gebe, müsse sie den Anbau untersagen, schrieb er in der «Welt» (Donnerstag).

Die SPD will sich für eine Neuregelung der Gentechnik auf europäischer Ebene einsetzen. «Ziel muss sein, dass sich Nationalstaaten und Regionen verbindlich zu gentechnikfreien Zonen erklären können - und zwar ohne Zustimmung der EU-Kommission», sagte SPD-Fraktionsvize Ulrich Kelber den «Ruhr Nachrichten»  (Donnerstag). Die SPD-Fraktion wolle der Union in der kommenden Woche einen Antrag zur «grünen Gentechnik» vorschlagen, der im Bundestag zur Abstimmung gestellt werden soll. Auch Aigner plant, die Regionen selbst entscheiden zu lassen.

MON 810 ist seit 1998 der einzige Genmais, der in der Europäischen Union (EU) für kommerziellen Anbau zugelassen ist. In den Mais ist ein Gen eingebaut, das ein Eiweiß gegen den Schädling Maiszünsler - einen Schmetterling - produziert. Bundesweit war für 2009 ein Genmais-Anbau von rund 3600 Hektar geplant. Das sind 0,2 Prozent der gesamten Maisanbaufläche in Deutschland. (dpa)
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