Auch in Deutschland hat die Vereinigung der Erzeugergemeinschaften für Vieh und Fleisch (VEZG) ihre Leitnotierung für Schlachtschweine am Mittwoch (23.9.) auf dem Niveau von 1,27 Euro/kg Schlachtgewicht (SG) belassen. Am Lebendmarkt besteht weiterhin eine Überversorgung mit schlachtreifen Schweinen.
Laut VEZG verlangsamen das ASP-Geschehen und in erster Linie zu geringe Arbeitskapazitäten in Schlachtung und Zerlegung den Warenabfluss; hier machen sich nach wie vor die Auswirkungen der Corona-Pandemie bemerkbar. Marktbeobachtern zufolge sind die Schlachtzahlen im Vergleich zur Vorwoche zwar leicht angestiegen; trotzdem sei der Markt „kompliziert“.
Nicht geringer geworden sind die Probleme bei der Vermarktung von Schlachtnebenerzeugnissen. In Österreich bewegte sich die Notierung des Verbandes landwirtschaftlicher Veredelungsproduzenten (VLV) ebenfalls seitwärts und verharrte bei 1,50 Euro/kg SG. Nach Angaben des VLV werden die Schlachtkapazitäten vollständig ausgelastet. Ungeachtet des hohen Bedarfs an schlachtreifen Schweinen sei es indes nicht gelungen, das durch „Panikanmeldungen“ überhöhte Schweineangebot vom Markt zu räumen.
Für Unruhe sorgte laut Verbandsangaben ein Corona-Ausbruch im größten Schlacht- und Zerlegebetrieb Oberösterreichs; eine Infektion von Mitarbeitern habe die Kapazitäten eingeschränkt. Mit einer Rückkehr zum Normalbetrieb sei nach Ablauf der üblichen Quarantänezeit Mitte bis Ende dieser Woche zu rechnen.
Kaum Importe aus DeutschlandAm französischen Marché du Porc Breton wurde die Notierung ebenfalls auf dem Niveau der Vorwoche belassen. Marktteilnehmer berichteten von regen Aktivitäten und einer guten Nachfrage. Ähnlich verlief die Entwicklung in Spanien. Auch am Mercolleida gab es bei einem Leitpreis von 1,296 Euro/kg Lebendgewicht (LG) keine Veränderung zur Vorwoche.
Trotz anhaltend hoher Exportaktivitäten und einem eingeschränkten Angebot an Schlachtschweinen befindet sich der Markt laut Analysten weitgehend im Gleichgewicht. Aus Deutschland werde nur in geringem Umfang importiert; eine „Katastrophe“ sei ausgeblieben. Während in Dänemark der Auszahlungspreis des Fleischkonzerns Danish Crown ebenfalls nicht angepasst wurde, senkte die belgische Danis-Gruppe ihre Vergütung für die Mäster erneut, und zwar um 2 Cent auf 0,87 Euro/kg LG.
Die Situation wird von Marktteilnehmer als „sehr schwierig“ beschrieben. Aufgrund der fehlenden Exportmöglichkeiten erhöhe sich der Druck immer weiter. Wie schon in der vorvergangenen Woche entwickelte sich die Notierung in Italien derweil freundlicher und legte in der vergangenen Woche um 2 Cent zu. Nach Angaben von italienischen Analysten ist die Situation weitgehend unverändert. Nennenswerte Importe aus Deutschland seien ausgeblieben, zumal die Exportmöglichkeiten insbesondere nach China recht begrenzt seien.
WLV fordert SolidaritätDer Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes (WLV), Hubertus Beringmeier, warnte unterdessen vor einer weiteren Absenkung des
Schlachtschweinepreises in Deutschland. „Der dramatische Einbruch der Erzeugerpreise als unmittelbare Reaktion auf den ASP-Nachweise war hart, hat aber dazu beigetragen, dass ein Chaos auf den Märkten vermieden wurde“, erklärte Beringmeier.
Allen Beteiligten sei jedoch klar, dass eine kostendeckende Erzeugung von Ferkeln und Mastschweinen damit unmöglich sei. Wenn jetzt von einzelnen Schlachtunternehmen Überlegungen angestellt würden, die Erzeugerpreise noch weiter abzusenken, sei das „schlicht verantwortungslos“ und werde auf „massiven Widerstand“ der Bauern treffen.
Der WLV-Präsident forderte die heimischen Schlachtunternehmen auf, sich an Nachbarländern wie Dänemark, Spanien und Italien zu orientieren, wo die Erzeugerpreise zwischen 1,46 Euro/kg SG und 1,77 Euro/kg SG und damit deutlich oberhalb des deutschen Niveaus lägen. Die Schlachtbetriebe und ihre Abnehmer seien gleichermaßen in der Pflicht. Anstelle von Wertvernichtung erwarteten die deutschen Landwirte „uneingeschränkte Solidarität in wahrhaft schweren Zeiten“.
ASP-Folgen deutlich sichtbarNicht zu übersehen sind die Folgen des deutschen
ASP-Ausbruchs auf den Schweinemarkt der Europäischen Union in den von der EU-Kommission veröffentlichten Preisen für Tiere der Handelsklasse E in der Woche zum 20. September. Im Mittel der meldenden Mitgliedstaaten wurden demnach 142,58 Euro/100 kg SG gezahlt; das waren 7,25 Euro oder 4,8 % weniger als in der Vorwoche. In Deutschland belief sich das Minus auf 10,1 %; in den Niederlanden und Polen gaben die Preise um 5,1 % nach.
In Österreich belief sich der Abschlag auf 3,0 %, während die Erlöse der Mäster in Dänemark um 1,6 % und in Belgien um 1,2 % zurückgingen. In Italien bewegte sich die Notierung in der Berichtswoche den Kommissionsangaben zufolge seitwärts. In Spanien und Frankreich wurde für Schlachtschweine der Handelsklasse E sogar mehr gezahlt, wenngleich das Plus mit 0,1 % beziehungsweise 0,7 % eher moderat ausfiel.