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09.08.2009 | 17:22 | Tiergesundheit 

Hallesche Forscher entwickeln neue Verfahren zur oralen Impfung von Tieren gegen Viruserkrankungen

Halle/Saale - Wissenschaftler der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) arbeiten derzeit daran, orale Impfstoffe auf der Basis gentechnisch veränderter Hefen herzustellen.

Milchhefen auf Farbindikator-Medium
(c) MLU Caroline Machlitt
Damit wollen sie neue, effektivere Impfstrategien entwickeln, um Tiere in Tierhaltung auf schonende und kostengünstige Weise gegen Viruserkrankungen zu schützen. Initiatoren des Projekts namens VAKZiNOVA sind Prof. Dr. Karin Breunig vom Institut für Biologie und Prof. Dr. Sven-Erik Behrens vom Institut für Biochemie und Biotechnologie der MLU. Grundlage des Projekts ist die Milchhefe, die in jeder Molkerei zu haben ist.

"Die Hefe ist ein wunderbarer Werkzeugkasten für gezielte genetische Eingriffe", sagt die engagierte Hefegenetikerin Karin Breunig. "Sie gehört zu den Mikroorganismen, deren Oberflächenmerkmale das Immunsystem anstoßen können." Diese Eigenschaft ist nützlich bei der Verwendung der Milchhefe für die Arbeiten des Virologen Sven-Erik Behrens. In seiner Arbeitsgruppe werden Studien mit dem Ziel durchgeführt, eine spezifische Immunantwort gegen Virusproteine auszulösen. Dabei wird nicht mit dem infektiösen Virus, sondern mit einzelnen, besonders immunaktiven Oberflächenmerkmalen des Virus in Verbindung mit bestimmten Hilfsstoffen, in der Fachsprache Adjuvanzien genannt, geimpft. "Solche sogenannten 'Subunit-Vakzine' können in Hefen produziert und präventiv verabreicht werden. Unser innovativer Ansatz besteht darin, diese 'Subunit-Vakzine' durch Verfütterung der Hefen dem Immunsystem zu präsentieren", erklärt der Virologe Behrens die Vorteile des neuartigen Impfstoffes.

Eine erste Produktentwicklung zielt auf orale Impfstoffe gegen Klassische Schweinepest (KSP) und Rinder-Virusdiarrhoe (BVD), die volkswirtschaftliche Schäden in Milliardenhöhe verursachen. Wie in einer Marktanalyse in der ersten Phase des Projektes klar wurde, erfüllt keiner der auf dem Markt befindlichen Impfstoffe die für die angestrebten Produkte kennzeichnenden Leistungsprofile bezüglich Sicherheit, schneller, umfassender und langanhaltender Wirksamkeit, einfacher Applikation und kostengünstiger Herstellung.

Möglich wurde das Projekt VAKZiNOVA durch das neue Förderprogramm des BMBF "Forschung für den Markt im Team" (ForMaT) innerhalb von "Unternehmen Region", der Innovationsinitiative für die Neuen Länder. Dessen Ziel ist es, Projekte mit einem frühzeitigen Wissens- und Technologietransfer in die Wirtschaft zu fördern. In der halbjährigen Phase I, der Screening-Phase, entwickelte das Team um die Professoren Karin Breunig und Sven-Erik Behrens sechs Monate lang seine Idee bis zu verwertbaren Forschungsansätzen.

Nach einer Bearbeitung durch den Projektträger und der Evaluation durch eine Expertenjury erhielten die Forscher vor kurzem die Bestätigung, dass ihr Projekt für zwei weitere Jahre mit insgesamt 1,35 Mio. Euro, gefördert wird. Die Entwicklungsarbeit bis hin zur Erstellung eines tragfähigen Verwertungskonzepts wird in den kommenden zwei Jahren in einem interdisziplinären Team voran getrieben, dem neben dem Projektkoordinator Diplomkaufmann Sebastian Dücker Wissenschaftler aus Virologie, Ingenieurwesen, Veterinärmedizin, Gentechnik und Marktforschung angehören. (idw) 


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Milchhefen auf Farbindikator-Medium (Foto: Caroline Machlitt)
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