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14.03.2010 | 14:22 | Tierforschung  

Ameisen riechen die Umwelt in Stereo

Jena - Ameisen können mit ihren beiden Antennen "Stereoriechen", was ihre Fähigkeit zur Navigation deutlich verbessern dürfte.

Ameisen riechen die Umwelt in Stereo
Das berichten die Biologen Kathrin Steck, Markus Knaden und Bill Hansson vom Max-Planck-Institut für Chemische Ökologie in der Zeitschrift "Animal Behaviour". Bei Experimenten in der tunesischen Salzwüste konnten sie zeigen, dass sich Wüstenameisen an komplexen Mustern von Gerüchen orientieren, um ihr Nest zu finden.


Durftichtung kann bestimmt werden

Die Wüstenameise Cataglyphis fortis, die etwa in den Salzwüsten Tunesiens zu finden ist, erstaunt die Fachwelt immer wieder mit ihrer Navigationsfähigkeit. Seit einiger Zeit schon weiß man etwa, dass sie die Sonne als Kompass verwendet und neben visuellen Landmarken auch eine Art Schrittzähler besitzt, um nach der Nahrungssuche ihr zwei Zentimeter kleines Loch im Wüstenboden wieder zu finden. "Bei den täglichen Strecken bewegt sie sich bis zu 120 Meter weit vom Nest weg - was für ein gerade mal 1,5 Zentimeter großes Tier eine gigantische Strecke ist", betont Knaden.

Nicht weniger erstaunlich ist jedoch auch die Funktion ihres Riechorgans. Vor Ort in Tunesien konnten die Forscher zeigen, dass die Ameisen ihr Nest anhand von Nestgerüchen anpeilen können. Zudem können sie Muster von mehreren Düften wiedererkennen, die an verschiedenen Orten rund um ihr Nest positioniert sind. "Sie verwenden diese Düfte wie Landmarken, an denen man sich orientiert. Dabei helfen ihnen die beiden Antennen", so Knaden. Wenn das Riechen auch nicht dreidimensional im engeren Sinne sei, könnten die Ameisen doch feststellen, auf welcher Seite sich welche Duftquelle befindet.


Wozu zwei Nasenlöcher gut sind

Ameisen sind für diese Art von Forschung die idealen Probanden. "Sie sind immer hungrig, da sie das Futter nicht für sich selbst suchen, sondern für ihren Nachwuchs. Nach jeder Nahrungsaufnahme laufen sie wieder ins Nest zurück, was ihr Verhalten sehr gut vorhersagbar macht", erklärt der Jenaer Wissenschaftler. Was beispielsweise eine Fliege für ihre täglichen Wegstrecken motiviere, wisse man kaum, wohingegen die Grille - ebenfalls ein Nestbesitzer - keine hungrigen Familienmitglieder versorgen müsse. Das Stereoriechen dürfte jedoch in der Tierwelt weit verbreitet sein, schätzt Knaden. "Der konkrete Nachweis dazu gelang zuvor erst bei Ratten."

Doch auch Menschen können Stereoriechen, wie eine 2006 in "Nature Neuroscience" veröffentlichte Studie der Universität Berkeley gezeigt hat. Menschen können eine Schokoladen-Duftspur viel schlechter verfolgen, wenn sie ein Nasenloch zuhalten oder wenn beide Nasenlöcher mit derselben Luft beströmt werden. Diese Fähigkeit sieht Knaden als Relikt aus früheren Zeiten. "Die Nasenlöcher etwa von Affen sind viel weiter voneinander entfernt als beim Menschen, bei dem sie schon sehr zusammengewachsen sind." Dass der Mensch im weiteren Evolutionsverlauf nur mehr ein Nasenloch besitzen wird, sei aber nicht anzunehmen. "Schönheit ist auch ein Selektionskriterium", scherzt der Biologe.


Ameisengehirn als Vorbild für Roboter

Die Forschung erweitert laut Knaden das Verständnis dafür, wie Tiere in extremen Umweltbedingungen überleben. Doch auch die Technik könnte profitieren. "Ameisen haben ein winziges Gehirn, das nur zu begrenzten Rechenleistungen fähig ist. Wie man mit diesen wenigen Ressourcen derart gute Ergebnisse liefert, ist speziell für die Robotik interessant." Selbststeuernde Systeme würden sich bisher fast ausschließlich nach visuellen oder akustischen Merkmalen orientieren. "Etwa für den Einsatz in Gefahrenzonen könnte es sinnvoll sein, mehr als nur einzelne Duftmarken anpeilen zu können", so der Forscher. (pte)
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