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17.05.2013 | 08:15 | Nützlinge 

Einheimischer Marienkäfer von asiatischem Verwandten bedroht

Jena / Gießen - Asiatische Marienkäfer nutzen «Bio-Waffen», um ihre roten europäischen Verwandten zunehmend zu verdrängen.

Asiatischer Marienkäfer
(c) proplanta
Dem gelblichen bis fast schwarzen Käfer aus Asien helfen bei der schnellen Ausbreitung sein robustes Immunsystem sowie winzige Sporen, die einheimische Siebenpunkt-Marienkäfer töten können, berichten Wissenschaftler aus Jena und Gießen in der US-Wissenschaftszeitschrift «Science».

Die asiatische Art wurde seit den 1980er Jahren als aggressiver Blattlausvertilger in europäischen Gewächshäusern eingesetzt und hat sich danach auch in freier Natur verbreitet. Wegen ihrer Vielfalt an Farben und Punkten heißen die Einwanderer auch «Harlekin-Käfer».

Nun würden sie mancherorts durch massenhaftes Auftreten zur Plage und machten auch Winzern zu schaffen, schreiben die Wissenschaftler. Denn im Gegensatz zum heimischen «Glückkäfer» frisst die asiatische Variante auch Trauben. Gelangten die Tiere in größerer Zahl in die Maische, könne der Weingeschmack durch ihre chemischen Verteidigungssubstanzen leiden.

«In Deutschland ist der asiatische Marienkäfer schon weitgehend flächendeckend vertreten», sagte der Biologe Heiko Vogel vom Jenaer Max-Planck-Institut für chemische Ökologie der Nachrichtenagentur dpa.

Zusammen mit Wissenschaftlern der Universität Gießen hat er untersucht, warum die asiatischen Marienkäfer (Harmonia axyridis) so erfolgreich als Invasoren sind. In Deutschland würden vor allem im Herbst große Schwärme auftreten. «Sie können sich zu Tausenden sammeln», berichtete Vogel.

Mancherorts würden die Käfer, die in ihrer Heimat in Höhlen überwinterten, versuchen, unter dunkle Dachvorsprünge von Häusern zu gelangen. «Das ist dann für die Hausbesitzer schon ein Problem.» Zudem könnten bei manchen Menschen allergische Reaktionen auftreten.

Nach den Untersuchungen des Forscherteams aus Thüringen und Hessen enthält die Körperflüssigkeit des asiatischen Marienkäfers auch Mikrosporidien. Das sind winzige, pilzähnlichen Einzeller, die Körperzellen ihres Wirts als Paraisten befallen können und ihn nachhaltig schädigen, heißt es in dem «Science»-Beitrag. Der asiatische Marienkäfer verfüge jedoch offenbar über eine Resistenz gegen diese Parasiten in seinem Körper. Gelangten sie aber in unsere einheimischen Marienkäfer, können diese daran sterben.

Mit den gefährlichen Sporen-Winzlingen können sich heimische rote Marienkäfer (Coccinella septempunctata) infizieren, weil sie die Eier und Larven ihrer Konkurrenten fressen. Das sei bei den räuberisch lebenden Käfern üblich, erläutern die Forscher. Auch das gegenseitige Verspeisen sei möglich.

«Ich sehe keine einfache Möglichkeit, die erfolgreichen Eindringlinge wieder los zu werden», sagte Vogel. Ein Weg könnte sein, die für die heimischen roten Käfer tödlichen Parasiten auszurotten. «Das flächendeckend zu machen, kann ich mir fast nicht vorstellen», sagte der Jenaer Biologe. (dpa)
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