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23.08.2014 | 15:04 | Labor des Lebens 

Artenvielfalt auf Galapagosinseln scheint unerschöpflich

San Cristobal - Die Galapagosinseln im Pazifik sind ein schier unerschöpfliches Feld für die Forschung: Immer wieder entdecken Biologen neue Arten und beobachten ihr Anpassungsverhalten. Die Natur bietet viele Überraschungen.

Artenvielfalt
(c) proplanta
Für Charles Darwin waren die Galapagosinseln ein Aha-Erlebnis: Die erstaunliche Vielfalt der Lebewesen lieferten ihm Denkanstöße für sein 1859 erschienenes Werk «Über die Entstehung der Arten».

Auch mehr als 150 Jahre nach Darwins Reise zu dem ecuadorianischen Archipel im Pazifik hält die Natur dort noch viele Überraschungen bereit.

Allein seit 2009 sind hier zehn neue Arten entdeckt worden. Dutzende Wissenschaftler forschen auf dem Archipel unter Aufsicht des staatlichen Galapagos-Nationalparks. In einem der unberührtesten Habitate des Planeten beobachten sie die Ökosysteme der Inseln und deren tierische und pflanzliche Bewohner.

Regelmäßig trägt das geduldige Studium Früchte. So konnten im Juli Biologen der mexikanischen Universität San Nicolás und Ecuadors Umweltministerium die Existenz zweier bislang unbekannter Fischarten bestätigen: Der «Scorpaenodes sp» und der «Gobiamuros sp»  wurden in den Gewässern und rund um die Riffe der Inseln San Cristóbal, Santa Cruz, Santa Fe, Española und Isabela gesichtet. Sie zählen nun zu den 2900 identifizierten Arten in dem Meeresreservat. Ein Viertel davon ist endemisch, also ausschließlich auf Galapagos verbreitet.

«Die Entdeckung dieser beiden neuen Meerestier-Arten bestätigte, dass die Galapagos ein lebendiges Laboratorium sind, in dem nach wie vor nicht alle Arten bekannt sind, die dort koexistieren», erklärte der Direktor des Galapagos-Nationalparks, Arturo Izurieta.

Zu den aufregendsten Entdeckungen der letzten Jahre zählt der Rosada-Drusenkopf. Forscher der italienischen Universität Tor Vergata fanden den pinkfarbenen Leguan 2009 im Vulkan «Wolf» auf der Insel Isabela. Mit ihrer Farbe hebt die Art sich deutlich von den schwarz-gelben Drusenköpfen der anderen Galapagos-Inseln ab. Ein Fund von solcher Besonderheit sei im 21. Jahrhundert überraschend, sagte der ecuadorianische Biologe Washington Tapia.

Mit dem «Bythaelurus giddingsi» wurde 2012 ein neuer Katzenhai katalogisiert, der in rund 400 bis 600 Metern Tiefe lebt. Besonders ist auch der Fund einiger Korallenarten bei den Inseln Darwin und Wolf: Eine Art galt eigentlich als ausgestorben, dezimiert durch das ozeanerwärmende Klimaphänomen «El Niño». Doch auf Galapagos hatte sie sich angepasst. Die Entdeckung legt laut dem Leiter des US-Forschungsteams, Terry Dawson, nahe, «dass einige Korallenarten widerstandsfähiger sind, als wir dachten».

Die Charles-Darwin-Stiftung veröffentlichte 2010 die Ergebnisse einer Arbeit über Flechten auf dem Archipel, mit der die Gruppe um zehn Arten reicher wurde. 2013 brachten Fischer den Behörden einen Fisch aus der Familie der «Uranoscopidae» mit rundem Maul und länglichem Körper, der sich von Exemplaren in anderen Teilen der Welt unterschied. Ob er einer eigenen Art angehört, wird noch untersucht.

Nach mehreren Jahrzehnten auf der Insel Daphne meldete das Biologenpaar Peter und Rosemary Grant den Fund einer neuen Darwinfinken-Art. Die Singvögel, die in Größe und Funktion ihres Schnabels von Insel zu Insel variieren, sind seit Darwin quasi der Klassiker unter den Forschungsobjekten auf Galapagos.

Nach einem Ende der Forschungserfolge sieht es nicht aus. Heute erleichtern Roboter die Arbeit in den Gewässern der vulkanischen Inseln. Jeder Fleck, auf dem die Lava erkaltete und Lebensraum bildete, beherbergt Lebensformen, die Aufschluss über das Entstehen und die Anpassung der Natur geben könnten.

Es gibt unzählige Forschungsprogramme, etwa eines über die hydrothermischen Vorgänge in der Galapagos-Spalte der Tiefsee. Dort leben Tiere ohne Sauerstoff, Licht und mit Gasen und Flüssigkeiten von bis zu 400 Grad Celsius. Sie existieren nirgendwo sonst.

Dennoch sind viele Arten gefährdet. Der Mensch und ortsfremde Tiere wie Ziegen oder Ratten schädigen die Ökosysteme. Als 2012 die Galapagos-Riesenschildkröte «Lonesome George» starb, befürchteten Forscher das Ende seiner Art, denn der «einsame George» hatte sich nicht mehr fortgepflanzt. Später wurden aber 17 Schildkröten einer verwandten Unterart gefunden. Trotzdem: George ist für die Forscher eine Lektion. Galapagos mag ein unerschöpfliches Labor sein, aber die Natur braucht dennoch Schutz. (dpa)
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