Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
16.10.2018 | 00:02 | Fangmengen 

Fangquoten festgelegt: Weniger Hering, mehr Dorsch

Luxemburg - Deutsche Fischer dürfen im kommenden Jahr deutlich weniger Hering aus der westlichen Ostsee ziehen als noch 2018.

Heringsquoten
Wie viel Fisch darf ins Netz? Das ist immer ein Kompromiss zwischen den Interessen der Industrie und dem Schutz der Bestände. Es wird um jeden Prozentpunkt gerungen. Nun gibt es Ergebnisse. (c) proplanta
Die erlaubte Fangmenge wird um 48 Prozent reduziert, wie die EU-Staaten am Montag nach einem Treffen der EU-Fischereiminister in Luxemburg mitteilten. Die Fangquote für den für Deutschland ebenfalls wichtigen Dorsch in der westlichen Ostsee wird hingegen um 70 Prozent angehoben.

Die zuständige Ministerin Österreichs, Elisabeth Köstinger, sprach von einem «guten und ausgewogenen Kompromiss». Österreich hat derzeit die EU-Ratspräsidentschaft inne. Der Deutsche Fischereiverband und Umweltschützer kritisierten das Ergebnis hingegen - allerdings aus verschiedenen Gründen.

Mit ihrer Entscheidung bleiben die EU-Staaten beim Hering deutlich hinter dem von der EU-Kommission vorgeschlagenen Minus in Höhe von 63 Prozent zurück. Der Internationale Rat für Meeresforschung (ICES) hatte sich im Mai sogar dafür ausgesprochen, die Heringsfischerei in der westlichen Ostsee zunächst auszusetzen, damit der Bestand sich erholen kann. Auch beim Dorsch erlauben die EU-Minister mit ihrem Beschluss vom Montag mehr Fang als von der EU-Kommission empfohlen. Die Brüsseler Behörde hatte ein Plus 31 Prozent vorgeschlagen.

Die EU-Fischereiminister legen in jedem Jahr die zulässigen Gesamtfangmengen fest. Die EU-Kommission gibt dafür vorab Empfehlungen auf der Grundlage des ICES-Gutachten, in denen der Zustand der einzelnen Bestände untersucht wurde. In den Verhandlungen geht es dann darum, Kompromisse zwischen den Interessen der Fischfangindustrie und dem Schutz der Fischbestände zu finden.

Der Deutsche Fischereiverband zeigte sich angesichts der Einschnitte enttäuscht. «Mit einer Reduzierung der Quote für den Hering haben wir gerechnet, aber für die Fischer ist das existenzbedrohend, sollte es keine Beihilfe geben», sagte Sprecher Claus Ubl am Montag. Auch die Fangquote für den Dorsch in der westlichen Ostsee hält er für zu niedrig.

Heike Vesper vom WWF kritisierte die Entscheidung der EU-Staaten hingegen als unzureichend. «In der kommenden Fangsaison wird der einzige vernünftige Nachwuchsjahrgang seit Jahren im Netz enden, bevor er selbst ausreichend für Nachkommen sorgen kann», sagte Vesper. Es bleibe ein Rätsel, wie man auf diese Weise einen Fischbestand aufbauen wolle. Greenpeace-Meeresexperte Thilo Maack sagte: «Mit diesen Quoten wird in der Ostsee weiter auf Pump gefischt.»

In absoluten Zahlen bedeutet die Einigung vom Montag, dass im kommenden Jahr rund 4.600 Tonnen Hering in der westlichen Ostsee gefischt werden dürfen. Beim Dorsch sind es rund 2.000 Tonnen.

Die Minister beschlossen am Montag außerdem, dass 2019 mehr Scholle (43 Prozent) und mehr Sprotte (3 Prozent) gefangen werden dürfen. Beim östlichen Dorsch verständigten sie sich darauf, die erlaubte Fangmenge um 15 Prozent zu reduzieren, beim Hering in der zentralen Ostsee um 26 Prozent.

Mit den Gesamtfangmengen wird bestimmt, wie viel Fisch von einem bestimmten Bestand in einem jeweiligen Jahr gefangen werden darf. Die Gesamtfangmengen werden unter den EU-Staaten dann als nationale Quoten verteilt. Wenn das in einer Quote erlaubte Kontingent ausgeschöpft wurde, darf das jeweilige Land dort vorübergehend keine Fische mehr fangen.

Gesamtfangmengen und Quoten Ostsee 2019*

in Tonnen (Lachs: Stückzahl)

EU-Gesamt-fangmenge 2018

Deutsche Quote 2018

EU-Gesamt-fangmenge 2019

Deutsche Quote 2019

2019/

2018

Hering westliche Ostsee

17.309

9.551

9.001

4.681

- 48%

Hering östliche Ostsee

229.355

1.338

170.360

994

- 26%

Dorsch westliche Ostsee

5.597

1.194

9.515

2.030

+ 70%

Dorsch östliche Ostsee

28.388

2.594

24.112

2.203

- 15%

Scholle

7.076

563

10.122

806

+ 43%

Sprotte

262.310

16.473

270.772

16.921

+ 3%

Lachs

91.132

2.101

91.132

2.101

± 0%

*Vorläufig

Quelle: BMEL

 

dpa
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Weniger Heringe in westlicher Ostsee als gedacht

 Blaualgen bringen Ernährung des Ostdorsches durcheinander

  Kommentierte Artikel

 Erleichterungen bei GAP-Anträgen und Hanfanbau

 In der Corona-Pandemie wurden zu oft Antibiotika verschrieben

 Jäger sehen dringenden Handlungsbedarf bei Umgang mit Wölfen

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger