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30.12.2011 | 09:30 | Geflügelwirtschaft 

Kein gutes Jahr für Legehennenhalter

Brüssel - Das neue Jahr soll ein gutes werden für das Käfighuhn: Per EU-Gesetz steht jeder europäischen Legehenne in Batteriehaltung ab dem 1. Januar mehr Platz zu. Doch fast die Hälfte der 27 EU-Länder reißen die Tierschutz-Vorgabe. Die gesetzeskonformen deutschen Geflügelbauern sind empört und sehen sich im Nachteil.

Huhn
Jedem gefiederten Eierproduzenten in Betrieben mit mehr als 350 Hennen steht ab dem Jahreswechsel eine Bodenfläche von etwas mehr als einem DIN A 4-Blatt zu, immerhin knapp ein Viertel mehr als bisher. Neben mehr Platz sollen Sitzstangen, Streu zum Scharren und Nester für glücklichere Hühner sorgen.

In Deutschland ist das kein Problem. «Wir halten die Vorgaben am 1. Januar seit zwei Jahren ein», sagt Christiane Riewerts vom Bundesverband Deutsches Ei. Seitdem gilt in Deutschland ein entsprechendes Gesetz. Bis zu 500 Millionen Euro habe die deutsche Eierwirtschaft in den Um- und Neubau von Ställen gesteckt. Dass die Landwirte in anderen EU-Ländern nicht gleichermaßen investiert haben, ärgert den Branchenverband: «Wir halten diese Situation für schlechthin nicht akzeptabel.»

Im Juli 1999 haben die EU-Länder das Gesetz fürs Huhn erlassen, zwölfeinhalb Jahre hatten die Bauern damit Zeit, Käfige zu bauen, die den neuen Vorgaben entsprechen. Seit Monaten drängt die EU-Kommission zum Handeln, bisher vergeblich: Belgien, Bulgarien, Zypern, Frankreich, Griechenland, Ungarn, Italien, Lettland, Malta, die Niederlande, Polen, Portugal, Rumänien und Estland konnten nach Angaben der Brüsseler Behörde in der Weihnachtswoche noch keinen Vollzug melden. Zwar kommen laut EU-Kommission mehr als 90 Prozent der Eier auf dem europäischen Markt aus Haltung, die den neuen Regeln entspricht. Bis zu 100 Millionen Legehennen hocken jedoch laut Bundesverband Deutsches Ei europaweit weiter auf engem Raum.

Die Kommission will im neuen Jahr Kontrolleure in die Ställe schicken, um die Umsetzung zu überprüfen. Ländern, die beim Jahreswechsel die neuen Regeln nicht einhalten, drohen eigentlich Strafzahlungen. «Die Kommission wird früh im Jahr 2012 offiziell Vertragsverletzungsverfahren einleiten», teilte eine Sprecherin von EU-Verbraucherschutzkommissar John Dalli mit.

Um das Problem zu lösen, könnten Bauern nun einfach den Schlachter bestellen, fürchtet der Deutsche Tierschutzbund. Verbandspräsident Thomas Schröder fordert in einem Schreiben an EU-Kommissar Dalli: «Massentötungen können und dürfen hier keine Lösung sein.» Ein Mitarbeiter der EU-Kommission wollte entsprechende Medienberichte zwar nicht bestätigen, räumte aber ein: «Wir machen nur Vorgaben für die Käfigfläche, die jedes Huhn zur Verfügung haben muss. Wenn die Käfige nicht größer werden, ist Schlachten natürlich eine Möglichkeit.»

Doch auch Eier werden nicht ganz so heiß gegessen, wie sie gekocht werden. Die EU-Kommission ist offenbar bereit, den EU-Ländern im Verzug eine weitere Gnadenfrist einzuräumen, ist aus der Behörde zu hören. Bis zum Sommer sind Übergangsregelungen geplant, die den Verkauf nicht gesetzeskonformer Eier im Herkunftsland oder die Verwendung zum Beispiel in der Kosmetikindustrie erlauben. «Wir haben schließlich nicht die Absicht, Massenschlachtungen oder die Zerstörung von Eiern zu provozieren», heißt es. (dpa)
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