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21.09.2018 | 12:28 | Ferkelkastration 
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Schwarzer Freitag für Sauenhalter

Hannover -  „Als ‚schwarzer Freitag‘ wird der heutige Tag unseren Sauenhaltern in Erinnerung bleiben".

Ferkelkastration
(c) proplanta
Landvolkpräsident Albert Schulte to Brinke wertet das Abstimmungsergebnis gegen eine Verlängerung der befristeten Übergangslösung zur Ferkelkastration als herbe Enttäuschung. Die meisten der 2.300 niedersächsischen Sauenhalter würden sich vermutlich nun mit Ausstiegsszenarien aus der Schweinehaltung beschäftigen.

„In der Praxis fehlen uns die Alternativen zu den bisherigen Verfahren der Ferkelkastration, die Politikerinnen und Politiker scheuen die Entscheidung, die Weichen entsprechend zu stellen, wie das in Dänemark beispielsweise problemlos möglich ist", führt der Landvolkpräsident aus. Mäster müssten nun auf Ferkel ausländischer Sauenhalter ausweichen. Dort sei die Kastration so möglich, wie sie hiesige Tierhalter sich wünschen.

Schon zwischen 2000 und 2016 habe sich in Niedersachsen fast jeder zweite Sauenhalter von dieser Art der Tierhaltung verabschiedet, der Trend werde sich nun rasant verschärfen. Der Landvolkpräsident schließt sich einer Experteneinschätzung an, wonach den schweinehaltenden Betrieben die Wahl überlassen bleiben solle, welches Verfahren sie auf ihrem Hof unter Berücksichtigung von Tierschutz-, Lebensmittelsicherheits- und Wirtschaftlichkeitskriterien anwenden wollen.

Unter ganzheitlichen und nachhaltigen Ansätzen gebe es bei allen verschiedenen Varianten Vor- und Nachteile gegeneinander abzuwägen. So lassen sich beispielsweise Ebermast und auch die sogenannte Immunokastration derzeit nicht realisieren, da die schlachtreifen Tiere kaum oder gar nicht zu verkaufen sind.

„Unsere Tierhalter wollen weg von der betäubungslosen Ferkelkastration, benötigen aber dringend eine klare und gangbare Perspektive, wie sie sich rechtskonform umstellen können", betont Schulte to Brinke. Hier sei jetzt eindeutig der Gesetzgeber gefordert. Er fügt an: „Ohne eine Antwort auf diese Frage werden sich auch die letzten Sauenhalter zurückziehen." Dann gebe es nur noch importierte Mastschweine in deutschen Ställen.

„Die Entscheidungen unserer Tierhalter sollten alle diejenigen in Alarmstimmung versetzen, die mit den Argumenten für mehr Tierschutz und Erhalt kleinbäuerlicher Strukturen kompromisslos das sofortige Verbot der betäubungslosen Ferkelkastration fordern", sagt Schulte to Brinke. Gefragt seien vielmehr praxistaugliche und umsetzbare Alternativen zu den bisherigen Verfahren.
LPD
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Kommentare 
Tierfreund schrieb am 24.09.2018 07:50 Uhrzustimmen(16) widersprechen(19)
Die Sauenhalter, die sich immer noch dagegen sträuben, dass sie diesen Tieren dieses Leid nicht mehr zufügen dürfen, sollten überhaupt keine Tiere halten dürfen. Der Respekt vor der Kreatur wandert immer weiter gegen Null und damit auch der Respekt vor dem Leben und der Natur überhaupt. Fleisch muss es sein, viel muss es sein, gut muss es sein und vor allem, BILLIG muss es sein. Geht's eigentlich noch! Schaut hin, wie Tiere bei Lebendtransporten leiden, wie Geflügel hochgemästet wird, wie Hühner dahinvegetieren - mit welchem verdammten Recht maßt der Mensch sich das an - aber klar, die Menschen schlachten sich ja auch gegenseitig ab.
Ueli-Me Sor schrieb am 21.09.2018 21:37 Uhrzustimmen(18) widersprechen(22)
Wenn ich den Beitrag in der ZEIT in dieser Woche lese (aber das ist ja auch längst vorher schon bekannt gewesen), wie die Landwirtschaft mit den männlichen Ferkeln,
den männlichen Kücken,
den männlichen Rindern ... oder
den männlichen Ziegenkitzen
umgeht,
dann ist das mehr als verständlich, dass es jetzt endlich zu einer neuen Landwirtschaft kommt.

Chapeau Frau Bundeslandwirtschaftsministerin!

All den Agrarministern der Länder, die heute für ein Ende der betäubungslosen Ferkelkastration gestimmt haben ist Dank für ihren Mut zu zollen.
So wird Politik wieder verständlich und glaubhaft, wenn der wieder Lobbyismus gezähmt wird !
maximilian schrieb am 21.09.2018 15:46 Uhrzustimmen(40) widersprechen(32)
Es ist mir völlig unverständlich, warum Herr Schulte tu Brinke behauptet es gäbe keine Alternativen?
Spätestens seit dem Bericht der Bundesregierung im Dezember 2016 über die Alternativen zur barbarischen betäubungslosen Kastration neuugeborener männlicher Ferkel sind diese bekannt. Sie sind alle praxistauglich und sofort umsetzbar. Mehrkosten sind durch die Direktzahlungen längst abgedeckt.
Am 30.04.2018 hat die Bundesregierung erneut die Alternativen dargelegt.
Wenn Herr Schulte tu Brinke nicht lesen kann, sollte er einen Kurs für Analphabeten belegen.
Jedenfalls ist heute ein Freudentag für Millionen männlicher Ferkel, die nach dem 01. Januar 2019 geboren werden.
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