Um an zusätzliche Bundesmittel für Vorsorgemaßnahmen heranzukommen, riefen die USA am Sonntag den Gesundheitsnotstand aus. In Zentralmexiko stieg die Zahl der Grippetoten auf 81, bei 20 dieser Todesfälle ist der mutierte Schweinegrippe-Erreger vom Typ H1N1 bereits nachgewiesen worden.
Die Weltgesundheitsorganisation (
WHO) sprach von einem Gesundheitsnotfall internationalen Ausmaßes. Sie zeigte sich aber auch davon überzeugt, dass die Welt dieses Mal besser auf die drohende Epidemie vorbereitet sei als etwa bei der
Vogelgrippe in Asien. In den USA gab es bis zum Sonntag 20 bestätigte Krankheitsfälle, davon acht Schüler eines Privatgymnasiums in New York - keiner der US-Patienten war bis dahin gestorben. Im Fall der
Schweinegrippe werden aufgrund des Gesundheitsnotstandes beispielsweise staatliche Lagerbestände an Antiviren-Medikamenten zur möglichen Verteilung vorbereitet, wie Heimatschutzministerin Janet Napolitano erläuterte. In Kanada gab es sechs bestätigte Fälle.
Der Direktor der Gesundheitsbehörde CDC, Richard Besser, sagte am Sonntag bei einer Pressekonferenz, es würden in den USA weitere und dabei auch ernstere Erkrankungen erwartet. Bisher sind alle bestätigten Fälle in den USA glimpflich verlaufen, das heißt, alle Erkrankten sind genesen, während in Mexiko Menschen an der Schweinegrippe starben. «Wir werden ein breiteres Spektrum der Krankheit sehen», sagte Besser. «Die Krankheit wird sich weiter ausbreiten. Wir betrachten dies als einen Marathon.»
Zahlreiche Länder vor allem in Lateinamerika trafen Vorbereitungen, um ein Einschleppen des Virus aus Mexiko und den USA zu verhindern. Mexikanische Behörden spürten mögliche Grippekranke in Wohnungen, auf Flughäfen und Bahnhöfen auf. Russland sprach eine Reisewarnung für Mexiko aus.
Präsident Felipe Calderón berichtete am Sonntag vor dem nationalen Gesundheitsrat, von 1386 Grippe kranken Patienten in Krankenhäusern sei bei 926 Entwarnung gegeben worden. 386 Menschen seien weiter unter Beobachtung in den Hospitälern. Er rief die Bundesstaaten auf, alle Fälle von Grippe zu melden. Speziallabore, die den mutierten Schweinevirus aufspüren können, seien ab Mitte der Woche in Mexiko verfügbar. Bisher müssen die Proben in den USA und Kanada analysiert werden.
In Mexikos Hauptstadt-Region sind seit Freitag alle Schulen geschlossen, Großveranstaltungen sind verboten. Fußballspiele werden ohne Publikum ausgetragen. Und auch die katholische Kirche hat die Pforten ihrer Kirchen für Sonntagsmessen schließen müssen. Die Regelungen gelten zunächst bis zum nächsten Wochenende. (dpa)