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22.05.2015 | 11:21 | Öko-Legehennenhaltung in der Kritik 

Sind Bio-Hühner wirklich glücklicher?

Berlin - Idyllische Höfe, blühende Wiesen: Bio-Eier kommen von glücklichen Hühnern, davon wollen nicht zuletzt die Verpackungsmotive überzeugen. Aber nach einem neuen Report der Verbraucherorganisation Foodwatch liegt auch in der Öko-Haltung manches im Argen.

Glückliche Bio-Hühner?
Kein Bio-Produkt wird so gern gekauft wie das Ei. Aber nach einem Foodwatch-Report hat der Boom Schattenseiten: In manchem Betrieb bleibe die Gesundheit der Hennen auf der Strecke. (c) proplanta
Was ist dran an den Vorwürfen? Die wichtigsten Fragen und Antworten:

Wie werden Legehennen in Deutschland gehalten?

In den vergangenen Jahren hat sich vieles zum Besseren verändert, das sieht auch Foodwatch so. Seit 2012 sind Legebatterien in ganz Europa verboten. Außerdem haben seit 2004 alle Eier einen aufgedruckten Code auf der Schale, an dem die Verbraucher beim Einkauf ablesen können, aus welcher Art von Betrieb das Ei stammt. Seither hat sich der Anteil der Hennen in Boden-, Freiland- oder Öko-Haltung deutlich vergrößert.

2013 lebten nur noch 12,5 Prozent in sogenannten ausgestalteten Käfigen für bis zu 60 Tiere. Dem Bio-Ei hat das zu einem regelrechten Boom verholfen: Laut Agrarministerium sind die Einkäufe zwischen 2010 und 2013 um etwa 30 Prozent gestiegen. «Bio-Eier sind sogar das am stärksten nachgefragte Bio-Produkt», erläutert Foodwatch-Expertin Luise Molling.

Aber das bedeutet nicht, dass es den Hennen auch besser geht?

So sieht es zumindest Foodwatch. «Auch ein Bio- oder Freiland-Ei kann von einer kranken, leidenden Henne stammen», kritisiert Molling. Viele Verbraucher machen sich laut Report womöglich nicht bewusst, dass auch Öko-Betriebe mit Hennen arbeiten, die auf maximale Legeleistung gezüchtet und daher besonders anfällig für Krankheiten und Verhaltensstörungen sind.

Sie haben zwar mehr Platz und Auslauf im Freien und bekommen Öko-Futter. Gerade die Ernährung sei aber wohl ein Grund dafür, dass Bio-Hennen noch anfälliger für Haltungsprobleme wie aggressives Picken bis hin zum Kannibalismus seien, heißt es in dem Report. Dass auf das sonst immer noch verbreitete Schnabelkürzen verzichtet werde, sei erfreulich, verschärfe die Folgen aber noch. Foodwatch sieht daher die Halter in ganz besonderer Verantwortung.

Was sagen die Öko-Betriebe zu den Vorwürfen?

Der Branchen-Spitzenverband Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) ist überzeugt: Die Öko-Haltung ist ein System, das Tierwohl grundsätzlich möglich macht. «Gleichwohl gibt es immer wieder individuelle Situationen, wo man sagen muss: Das muss besser laufen, als es im Einzelfall gelaufen ist», räumt Geschäftsführer Peter Röhrig ein. Einen großen Vorteil beim Bio-Ei sieht er in den regelmäßigen Kontrollen: EU-weit ist vorgeschrieben, dass jeder Öko-Betrieb mindestens einmal jährlich überprüft werden muss.

Foodwatch kritisiert, dass dafür private Stellen zuständig sind: «Die Kontrolleure haben also ein wirtschaftliches Interesse daran, sich mit den Betrieben gut zu stellen, um Aufträge zu generieren», heißt es in dem Report. Röhrig sieht dieses Problem nicht - die privaten Kontrolleure würden schließlich wiederum durch den Staat überwacht.

Und was bedeutet das alles für die Verbraucher?

Ob Bio oder nicht: Bisher ist einem Ei einfach nicht anzusehen, ob es von einer gesunden Henne gelegt wurde. Foodwatch fordert deshalb gesetzliche Vorgaben für die Tiergesundheit und strikte Kontrollen.

Eine gute Lösung sei auch der Umstieg auf sogenannte Zwei-Nutzungs-Hühner - also Rassen, die sowohl für die Mast als auch zum Eierlegen geeignet sind. Damit hätte auch das massenhafte Töten männlicher Küken ein Ende, für die es in den Legebetrieben keine Verwendung gibt. Diese Rassen sind zwar gesünder, aber nicht ganz so leistungsfähig. Dass das auch Folgen für den Geldbeutel hätte, will Foodwatch-Vizegeschäftsführer Matthias Wolfschmidt gar nicht verhehlen: «Der Preis, den diese tiergerecht erzeugten Produkte kosten, muss von den Verbrauchern gezahlt werden.» (dpa)
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