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15.06.2013 | 18:34 | Kängurus 

Tierschutzbund besorgt über Känguruhaltung

Chemnitz - Känguru-Junge Sky aus Chemnitz kann seit kurzem hüpfen.

Känguru
(c) proplanta
Lange hat Ziehvater Axel Markert das Jungtier, das die Mutter einst verloren hatte, in einem Stoffbeutel umhergetragen. «Wir mussten uns erst einmal kundig machen. Wir hatten schon Lamas und Esel großgezogen - aber kein Känguru», sagt der sächsische Tierhalter. Er mache bei der Haltung der Kängurus große Anstrengungen und erfülle nicht nur die tierschutzrechtlichen Mindestanforderungen, bescheinigen ihm die Behörden - Tierschützer sehen das Halten von Kängurus skeptisch.

In Markerts Gehegen tummeln sich an die 200 Tiere: Hühner, Tauben, Ziegen, Hunde, Kaninchen, Nandus, Alpakas, Lamas, Esel und Ponys. Nach Schätzungen des Landesverbands der landwirtschaftlichen Wildhalter gibt es in Sachsen etwa 500 Wildgehege in privater Hand, darunter auch mehrere Hobbytierhalter.

Aus Sicht des Verbandes muss dort noch mehr auf eine artgerechte Haltung der Tiere geachtet werden. Der Deutsche Tierschutzbund lehnt die nutztierartige Haltung von Exoten ab. So seien Kängurus nichtdomestizierte Wildtiere und nicht an die Haltung in Obhut des Menschen angepasst. Dem Wildhalter-Verband zufolge werden in den Gehegen zumeist Damwild, aber auch Elche oder Bisons gehalten. Kängurus seien in Sachsen noch eher selten.

Markert und seine Lebensgefährtin, eine gelernte Zootechnikerin, haben vor etwa 20 Jahren mit der Tierhaltung angefangen. «Unsere ersten Tiere waren Lamas», erzählt der 46-Jährige. Seit etwa zwei Jahren gehören nun auch zwei Kängurus zur Familie, und zwar Rotnacken-Kängurus. Die ursprünglich auf der australischen Insel Tasmanien beheimateten Tiere können bis zu einem Meter groß werden - eine eher kleine Rasse. «Die haben uns einfach gereizt. Wir mögen exotische Tiere», sagt Markert.

Durch das etwa einen halben Hektar große Gelände an einer krummen Dorfstraße fließt ein Bach. Auf der Wiese lagern Alpakas und Nandus.

In Holzverschlägen meckern Ziegen. Es riecht nach Pferdemist. Markert ist laut Sozialministerium in Dresden unlängst vom zuständigen Lebensmittelüberwachungs- und Veterinäramt kontrolliert worden. Er sei dort als Tierhalter seit langem bekannt und werde als zuverlässig und sachkundig eingeschätzt.

«Wenn jemand hobbymäßig artgerecht mit Sachverstand Tiere hält, dann ist das durchaus zu befürworten», sagt der stellvertretende Chef des Wildhalter-Verbands, Frank Paul. «Das bringt Tiere und Menschen einander näher. Die Leute können mit den Tieren etwas Schönes erleben und sich erholen.» Er fürchte aber, dass nicht alle Halter die nötigen Kenntnisse haben. Bedenken habe er vor allem, wenn etwa in Wohnungen Schlangen, Echsen oder gar Krokodile gehalten werden. «Das ist nicht artgerecht.»

Laut dem Chef des Deutschen Wildgehegeverbandes, Eckhard Wiesenthal, gibt es private Betreiber von Wildgehen, die wertvolle wissenschaftliche Arbeit leisten. «Diese nehmen sich für ihre Tiere viel Zeit und haben keine kommerziellen Interessen.»

Bei der Aufzucht des Känguru-Jungen im Stoffbeutel hat Markert jedenfalls Sachverstand bewiesen. «Ein solcher Beutelersatz ist ein Muss», sagt Matthias Hendel, Kurator für die Vögel und Huftiere im Zoo in Dresden. Dieser sei eine Zuflucht und vermittle dem Jungtier Geborgenheit. Kinderschlafsäcke etwa seien ideal.

Der Deutsche Tierschutzbund ist skeptisch. «Auch wenn sich gewisse Känguruarten als sehr anpassungsfähig herausstellen sollten, sind sie an ganz andere Landschaftsstrukturen und Klimabedingungen angepasst als sie hier vorfinden», sagt Sprecherin Marion Dudla. Der Tierschutzbund sei generell gegen die Haltung von Exoten in Privathaushalten. Diese Tiere hätten hohe Ansprüche, und oft fehlten den Haltern die nötigen Kenntnisse.

Bei Schildkröten oder Schlangen etwa werde oft die spätere Größe oder hohe Lebenserwartung unterschätzt. Zudem sei der Aktionsradius der Tiere in der Gefangenschaft sehr eingeschränkt.

Die beliebtesten Haustiere der Deutschen sind laut dem Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe nicht Schlangen oder Schildkröten, sondern weiterhin die rund 12,3 Millionen Katzen und etwa 7,4 Millionen Hunde in den Haushalten. Diese benötigten aber nicht weniger Zuwendung als exotische Tiere, sagte eine Sprecherin des Verbands. (dpa)
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