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05.04.2016 | 08:33 | Wolfsvorkommen 
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Weiterer Wolfs-Nachweis in NRW bestätigt

Düsseldorf - In Nordrhein-Westfalen gibt es den fünften Nachweis eines Wolfes seit 2009. Das nordrhein-westfälische Umweltministerium bestätigte gestern, dass in Rietberg, Kreis Gütersloh, am Sonntag ein Wolf durch Videoaufnahmen festgehalten wurde.

Wolf in NRW
Erneut ist in Nordrhein-Westfalen ein Wolf gesichtet worden - diesmal in Rietberg im Kreis Gütersloh. Ein Landwirt hatte den etwa einjährigen Wolfswelpen am Sonntag mit seiner Handykamera aus einem Auto heraus aufgenommen. Neben dem ausgewerteten Video unterstützten auch entdeckte Tatzenabdrücke den Nachweis eines Wolf-Jungtieres. Laut Ministerium gibt es damit seit 2009 den fünften Nachweis eines Wolfes in NRW. (c) proplanta
Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) hat das Video vom LUPUS – Institut für Wolfsmonitoring und -forschung in Deutschland – überprüfen lassen. Von dort wurde bestätigt, dass es sich bei dem Nachweis in Rietberg um einen Wolfswelpen handelt.

Die Örtlichkeit wurde zudem von einem Wolfsberater im Auftrag des LANUV auf weitere Spuren untersucht. Vor Ort festgestellte Tatzenabdrücke (Trittsiegel) unterstützen den Nachweis eines Wolf-Jungtieres.

Bereits vor gut einer Woche wurde im Kreis Lippe die vierte Sichtung seit 2009 in NRW durch eine Videoaufzeichnung dokumentiert. An den Ostertagen wurden in Barntrup, Kreis Lippe, drei Zwergziegen durch diesen Wolf getötet. Die zusätzliche Auswertung einer DNA-Analyse dauert hier noch an.

Mit seiner Rückkehr des Wolfes beschäftigt sich das Land schon seit 2010. In einem beim LANUV eingerichteten Arbeitskreis "Wolf in NRW" erarbeiten Wissenschaftler, Naturschützer, Jäger, Schafhalter, Forstleute und Behörden ein Konzept für den Fall der eigenständigen Rückkehr des Wolfes und tauschen unterschiedliche Interessen aus.

Das Land hat auf Anregung des Arbeitskreises ein Verfahren für die Entschädigung von Nutztierrissen entwickelt und Wolfsberaterinnen sowie Wolfsberater ausgebildet. Zwei vom Land finanzierte "Herdenschutzset" mit Elektronetzen für die schnelle Sicherung von Schafherden bei einem möglichen Wolfsbesuch sind vom Arbeitskreis ebenfalls auf den Weg gebracht worden. Ein Aussetzen von Wölfen ist nicht vorgesehen.

Die Rückkehr des Wolfes stellt für eine dicht besiedelte Region wie Nordrhein-Westfalen auch eine Herausforderung dar, denn die Menschen müssen nach mehr als einem Jahrhundert wieder lernen, mit dem Wolf zu leben. "In Deutschland genießt der Wolf den höchst möglichen Schutzstatus nach dem Bundesnaturschutzgesetz. Die Jagd auf Wölfe ist daher verboten", erläuterte Dr. Matthias Kaiser, Leiter der im LANUV angesiedelten Arbeitsgruppe "Wolf in NRW".

"Der Wolf wurde im 19. Jahrhundert in nahezu allen Regionen vor allem durch menschliche Bejagung stark dezimiert, in West- und Mitteleuropa fast vollständig ausgerottet. Seit Ende des 20. Jahrhunderts steht der Wolf unter internationalem Schutz und die Bestände erholen sich teilweise."

Wolf meidet den Menschen

Aus den Erfahrungen der letzten Jahrzehnte kann festgestellt werden, dass Angriffe von gesunden freilebenden Wölfen auf Menschen in Deutschland nicht dokumentiert sind. "Wölfe sind extrem scheu" sagte Dr. Kaiser "und meiden üblicherweise den Menschen, wie auch das Video des Jung-Wolfes in Gütersloh zeigt. Der Wolf fühlt sich erkennbar unwohl in der Situation und versucht wegzulaufen."

Der im Forstamt Ostwestfalen Lippe für das Thema Wolf zuständige Revierförster Dieter Wortmeier ergänzte: "Es ist überaus selten, dass Spaziergängerinnen und Spaziergänger einen Wolf aus der Nähe zu Gesicht bekommen." Falls es doch dazu kommen sollte, werden folgende Verhaltensregeln empfohlen: 

  • Nicht versuchen, Wölfe anzufassen oder zu füttern.
  • Nicht weglaufen, sondern stehen bleiben.
  • Langsam zurückziehen, wenn man den Abstand vergrößern will.
  • Man kann einen Wolf vertreiben, indem man ihn laut anspricht, in die Hände klatscht und mit den Armen winkt.
  • Bei eventuellen Sichtungen eines Wolfes, diese direkt an die zuständigen Behörden oder den zuständigen regionalen Wolfsberatern melden.

Beim Landesumweltamt (LANUV) können rund um die Uhr alle Luchs- und Wolfssichtungen gemeldet werden unter 02361-305-0. Außerhalb der Geschäftszeiten und am Wochenende bei der Nachrichtenbereitschaftszentrale des LANUV unter 0201-714488.

Letzter Wolf in NRW wurde 1835 erlegt


Auf dem Gebiet des heutigen Nordrhein-Westfalen galt der Wolf seit Mitte des 19. Jahrhunderts als ausgerottet. Ein genaues Aussterbejahr lässt sich allerdings nicht mehr genau rekonstruieren. 1835 wurde in Ascheberg-Herbern (Westfalen) das letzte Mal die Erlegung eines Wolfes auf dem Gebiet des heutigen NRW dokumentiert, im Rheinland Ende des 18. Jahrhunderts bei Hilden.

Aus dem Winter 1963/1964 soll es einen Abschuss eines einzelnen Wolfes in NRW bei Bergheim gegeben haben. Über die Herkunft des Tieres ist hingegen nichts bekannt. Der erste belegte Wolfsnachweis konnte 2009 bestätigt werden, als ein Wolf aus Nordhessen die Grenze von NRW (Kreis Höxter) überquerte. Dieser Wolfsrüde hatte seit 2006 im Reinhardswald in Hessen gelebt und war im April 2011 tot aufgefunden worden.

Weitere Informationen zum Wolf, Video, Kontaktadressen und ein Faltblatt sind zu finden unter: www.wolf.nrw.de

Eine Informationsveranstaltung für Schafhalter wird angeboten am 21. Mai 2016, mit dem "1. Herdenschutztag Ostwestfalen Lippe", im Waldinformationszentrum Hammerhof. Weitere Informationen dazu sind zu finden unter www.wolf.nrw.de.


Eine Übersicht über Wolfsichtungen finden Sie im Proplanta-Maps-Projekt Wölfe in Deutschland.
MKULNV-NRW
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Kommentare 
Guido schrieb am 05.04.2016 13:47 Uhrzustimmen(113) widersprechen(89)
Ein wenig intelligenter Kommentar (von "Samuel"), der beinahe jeglichen Erfahrungen widerspricht, sehr tendenziös ist, unnötige Ängste schürt und nichts, aber auch gar nichts zur Lösung der anstehenden Probleme beiträgt. Solche anthropozentrischen Standpunkte mögen im 19. Jahrhundert noch salonfähig gewesen sein. Im 21. Jahrhundert wirken sie nur noch borniert. Alles in allem wenig bis gar nicht konstruktiv – schade!
Samuel schrieb am 05.04.2016 09:05 Uhrzustimmen(174) widersprechen(154)
Das ist keine Herausforderung. Eine Herausforderung ist eine Anstrengung an deren Ende ein lohnenswertes Ergebnis erwartet wird. Der Wolf bringt nichts außer enorme Kosten für Landwirtschaft, Viehzucht und Staat. Zusätzlich Leid in Form von getöteten Nutzvieh und Haustieren. Und schlussendlich raubt uns seine Anwesenheit das Sicherheitsgefühl bei der Erholung in der freien Natur. Kinder im Wald spielen lassen, unbeschwert alleine Wandern gehen, Frauen alleine joggen bei Einbruch der Dämmerung. Das ist vorbei sobald der Wolf da ist Das er keinen Nutzen und Funktion für Mensch und Natur hat wurde durch seine 200 Jährige Abwesenheit ausgiebig nachgewiesen.
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