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12.05.2014 | 13:53 | Artenschutz 

Rote Liste: Jede dritte Art in Nord- und Ostsee gefährdet

Bonn - Dornhaie, Glattrochen, Muscheln: Das Leben in Nord- und Ostsee ist vielfältig. Grundschleppnetze, Baggerarbeiten und Abwässer machen vielen Arten aber das Leben schwer - sie sind bedroht.

Rote Liste Meeresorganismen
(c) proplanta
Fast ein Drittel der in deutschen Nord- und Ostseegebieten lebenden Fische und Meeresorganismen sind gefährdet. Sie stehen auf einer neuen Roten Liste, die am Montag vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) in Bonn veröffentlicht wurde.

Tatsächlich könnte die Zahl der gefährdeten Spezies aber noch höher liegen. Insgesamt hatten Experten etwa 1.700 Arten von Fischen, bodenlebenden Wirbellosen und Großalgen untersucht; 30 Prozent sind demnach gefährdet.

Auf der Liste stehen auch Knorpelfische wie Dornhai und Glattrochen. Ihre kritische Lage hat sich laut BfN verschärft. Hauptursache dafür sei das viel zu intensive Fischen mit Grundschleppnetzen, das selbst in den Meeresschutzgebieten weitgehend unreguliert stattfinde. Zudem beeinträchtigten die Netze die am Meeresgrund vorkommenden Organismen wie Schwämme und Muscheln und die Lebensgemeinschaften der Sandkorallenriffe.

Von den bei früheren Analysen untersuchten 9.000 Arten an Land- und Süßwasserorganismen stehen sogar 45 Prozent auf der Roten Liste. «Damit scheint die Situation in den Meeren mit 30 Prozent Rote-Listen-Arten deutlich besser zu sein, doch der Eindruck täuscht», zitiert das BfN seine Präsidentin Beate Jessel. Denn: Bei einem Drittel der Meeresspezies gebe es noch nicht genug Informationen, um die Gefährdung hinreichend einzuschätzen. Nur knapp 31 Prozent aller erfassten marinen Arten gälten nach bisheriger Erfahrung als ungefährdet.

Neben der Bodenfischerei tragen nach Meinung der Experten zwei weitere Faktoren besonders zur Gefährdung der Arten bei. Zum einen werden Abwässer und Düngemittelreste in die Meere geleitet und erhöhen den Nährstoffgehalt. Dadurch bilden sich verstärkt Mikroalgen, die den Lichteinfall in größeren Tiefen verringern. Die Abwässer schaden nach Aussage der BfN-Experten vielen Großalgen und den sogenannten Filtrierern unter den wirbellosen Tieren. Außerdem zerstören maritimer Kiesabbau und Baggerarbeiten, beispielsweise an Häfen oder Fahrrinnen, den Lebensraum von Arten, die fest auf dem Meeresboden sitzen.

Das Meer brauche Ruhezonen ohne menschliche Eingriffe wie Fischerei oder Rohstoffabbau, um sich zu erholen, kommentierte Stephan Lutter von der Umweltorganisation WWF die Ergebnisse. «Wir brauchen Meeresschutzgebiete, die diesen Namen auch verdienen», teilte der Experte mit.

Die aktuelle Rote Liste ist den Angaben zufolge die bisher umfassendste nationale Gefährdungsanalyse für Meeresorganismen. Sie entstand in sechsjähriger Arbeit.

Meeressäugetiere wie Kegelrobbe, Seehund, Großer Tümmler und Schweinswal werden auf der Liste nicht berücksichtigt. Sie wurden bereits 2009 in der Roten Liste der Säugetiere Deutschlands behandelt. Der Große Tümmler gilt nach Angaben der Experten seit den 1970er Jahren als ausgestorben. Kegelrobbe und Schweinswal gelten als stark gefährdet. Lediglich der Seehund ist nicht bedroht. (dpa)
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