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15.08.2010 | 18:09 | Wildtierschutz 

Ministerin Conrad: Die Wildkatze braucht große Lebensräume und Wanderkorridore

Mainz - Das „Wildkatzenzentrum Nord“ auf der Wildenburg im Hunsrück ist wichtiger Baustein  des Kooperationsprojektes „Die Wildkatze in Rheinland-Pfalz“.

Wildkatze (hier: Hauskatze, Sympolbild)

Umweltministerin Margit Conrad hatte zur Exkursion unter dem Motto „Wir tragen Verantwortung für besondere Arten und Lebensräume“ dorthin eingeladen. Die Teilnehmer bewegten sich im Naturpark Saar-Hunsrück auf den Spuren der Wildkatze entlang des Saar-Hunsrück-Steigs. Im „Internationalen Jahr der Biodiversität“ haben zuvor schon Ausflüge zum Mittelspecht am Eiswoog und zum Bachneunauge in den Pfälzerwald stattgefunden.

„Das Wildkatzenzentrum vereint viele Funktionen - es ist Auffangstation und bald auch Wildkatzeninformationsstelle“, sagte Ministerin Conrad bei der Einweihung es Wildkatzengeheges. „Auf der Wildenburg besteht jahrzehntelange Erfahrung mit den besonderen Anforderungen an die Unterbringung der Tiere. Der Hunsrückverein ist Träger und arbeitet hier mit großem Sachverstand, vielen Ideen und hoher Sorgfalt. Dafür sage ich Dank. Diese Station ist ein weiterer Leistungsbeweis des ehrenamtlichen Elements in unserem Land“, stellte Ministerin Conrad fest.

Im Aufbau ist an dieser Infostelle des Naturparks Saar-Hunsrück die Anlaufstelle für interessierte Besucher mit Freigehege, Ausstellung und Informationsangeboten für alle Altersgruppen. Vier interaktive Erlebnisstationen ("Anschleichstrecke", begehbare Wurfhöhle, Interaktionen "Der Wildkatze auf der Spur" sowie "Fit für die Wildnis") sind vorgesehen. Bereits fertig gestellt ist das neue, artgerechte Wildkatzengehege, wo kranke oder verletzte Wildkatzen so lange Aufnahme finden bis sie wieder ausgewildert werden können. Ist dies nicht möglich, so finden sie hier eine neue Heimat. Bisher hat das Zentrum drei Wildkatzen aufgenommen.


Kooperationsprojekt ist erfolgreich

Vor einem Jahr hatte Ministerin Conrad das Wildkatzen-Kooperationsprojekt auf den Weg gebracht. „Die Wildkatze braucht große Lebensräume und Wanderkorridore. Straßen stellen oft unüberwindbare Barrieren dar, die die Population zersplittern.“ Die Verbesserung des Lebensraumes und die Information über diese besondere Art ist Bestandteil des Projektes. „Binnen eines Jahres wurden weitere entscheidende Verbesserungen für die Wildkatze und die Biodiversität in Rheinland-Pfalz auf den Weg gebracht“, sagte Conrad. „Die Wildkatze erweitert ihren Lebensraum und zugleich rückt sie uns näher.“

Conrad dankte den Partnern des Kooperationsprojektes: der Stiftung Kunst, Kultur und Soziales der Sparda-Bank Südwest eG, die das Projekt mit 400.000 Euro unterstützt hat sowie dem Landesverband Rheinland-Pfalz des BUND, der Gesellschaft für Naturschutz und Ornithologie Rheinland-Pfalz (GNOR) und dem Hunsrückverein. „Erneut hat sich die Zusammenarbeit zugunsten der Artenvielfalt bewährt. Das Land hat das Glück, dass es sich auf leistungsfähige und fachlich qualifizierten Naturschutzverbände stützen kann. Das macht solche Vorhaben erst möglich.“

Projektbausteine sind:

  • Das „Wildkatzenzentrum Nord“ entsteht mit einem Investitionsvolumen von 100.000 Euro.
  • Das „Wildkatzenzentrum Süd“ in Fischbach bei Dahn wurde mit ebenfalls 100.000 Euro ausgebaut.
  • Ein Wanderkorridor für die Wildkatze zwischen Bienwald und Pfälzerwald wird für 100.000 Euro eingerichtet.
  • Es sind viele Materialien zur Wildkatze - darunter eine  Umweltbildungsmappe und ein Film - zur Information einer breiten Öffentlichkeit entstanden. Im April 2010 fand erstmals ein Wildkatzenlauf statt.


Bis zu 3.000 Wildkatzen in Rheinland-Pfalz

Bis zu 3.000 Wildkatzen leben frei in rheinland-pfälzischen Wäldern - mehr als in anderen Regionen Deutschlands. Hauptvorkommen sind in der Eifel, im Hunsrück und im Pfälzer Wald zu finden. Wanderkorridore, die mit Unterstützung des Landes entstanden, erlauben den Tieren ausgedehnte Wanderungen. Auf dem Soonwaldrücken, in der Eifel, dem Ahrgebirge und im Pfälzerwald . Nordvogesen bestehen diese Korridore. Conrad: „Biotopstrukturen wie sie der Hunsrück ausweist oder auch der Westwall kommen der Art zugute.“ Ein Artenschutzprojekt des Landes hat gezeigt, dass Grünbrücken und Durchlässe an Straßen dabei helfen, Lebensräume zu vernetzen.

Die Wildkatze zählt im Land zu den „Schirm- oder Verantwortungsarten“ - wo sie geeignete Lebensräume finden, profitieren auch andere Arten. Sie benötigt große Areale naturnaher Wälder (bis zu 4.000 Hektar für ein männliches Tier) - dort fühlen sich auch andere Arten wie zum Beispiel der Eremit (Käfer), der Hirschkäfer, der Schillerfalter oder der Schwarzspecht wohl.


Wissenswertes über die Wildkatze (Felis silvestris)

Das langhaarige, dichte Fell ist gelblich-grau mit einer eher verwaschenen, oftmals kaum sichtbaren Tigerzeichnung beim erwachsenen Tier. In der Rückenmitte verläuft ein dunkle Linie (Aalstrich). Weitere Merkmale sind ein fleischfarbener Nasenspiegel, weiße, kräftig ausgebildete Schnurrhaare und häufig ein weißer Kehlfleck. Auffallend ist der buschige Schwanz mit den typischen dunklen Ringen und seinem stumpfen, ebenfalls dunklen Ende. Der Kuder (männliche Wildkatze) wiegt zwischen 3 und maximal 8 kg, während das Weibchen nur zwischen 2,5 und 5 kg auf die Waage bringt. Die Europäische Wildkatze ist durchschnittlich etwas größer als die Hauskatze. Die Körperlänge beträgt an die 80 cm, die Schulterhöhe liegt bei 40 cm. Sie wirkt auf Grund ihres langhaarigeren Fells recht massig. Im Freiland erreicht die Wildkatze ein Alter von 7-10 Jahre, in Gefangenschaft kann sie über 15 Jahre alt werden.

Die Wildkatze fängt vor allem Mäuse. Seltener im Nahrungsspektrum vorhanden sind Kaninchen, Junghasen, Siebenschläfer, Kleinvögel, Insekten, Eidechsen, Fische und Amphibien. In winterlichen Notzeiten fressen Wildkatzen auch Aas. Im Allgemeinen sind die Streifgebiete der männlichen Wildkatzen deutlich größer als die der weiblichen Wildkatzen. Die Gebietsgröße von Katzen liegt zwischen 200 bis 1.100 Hektar, Kuder können ein Gebiet bis 4.000 ha durchstreifen. Natürliche Feinde der Wildkatze sind Luchs, Wolf und möglicherweise auch der Uhu. Unbewachten Jungtieren können auch Fuchs, Baummarder und Hermelin gefährlich werden.

Die Wildkatze ist eine der seltensten einheimischen Säugetierarten und ist durch wichtige internationale Abkommen, wie dem Washingtoner Artenschutzabkommen (1973), der Berner Konvention (1979) und der europäischen Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (1992, FFH-Anhang IV) streng geschützt. In der Roten Liste Deutschlands wird sie als stark gefährdet eingestuft. (PD)

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