Am Montag trat die Stadt Spekulationen um eine Bauverzögerung aus Gründen des Tierschutzes entgegen. «Wir wissen ja gar nicht, ob er noch da ist», sagte der Chef des Straßen- und Tiefbauamtes, Reinhard Koettnitz, auf dpa-Anfrage. Der Biber war in der Vorwoche gesichtet worden.
Hochwasser hatte Treibgut an einen Hilfspfeiler gespült. Derzeit gebe es an dieser Stelle keine Arbeiten, sagte Koettnitz. Unklar ist, ob der Biber dort eine Burg bauen will oder nur auf «Durchreise» vorbeikam. Ein paar Flusskilometer elbaufwärts leben die Nager an der Pillnitzer Elbinsel.
Das Dresdner Elbtal hatte wegen des Brückenbaus den Unesco-Welterbetitel wieder verloren. Gegner des Bauwerks führten immer wieder den Naturschutz an. Dabei ging es vor allem um die Kleine Hufeisennase, eine geschützte Fledermausart.
Auch Arten wie Wachtelkönig, Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Schmetterling) oder Grüne Keiljungfer (Libelle) änderten an den Bauplänen nichts. Die Juristen hielten Maßnahmen für ausreichend, die nachträglich zum Schutz der Tiere ergriffen wurden. So sollen ein spezielles Licht und ein Tempolimit die Fledermäuse von den Frontscheiben vorbeifahrender Autos fernhalten.
Koettnitz riet zu Ruhe und Besonnenheit. «Es ist keine Not.» Erst zum Jahresende sei der Brückenschlag geplant, erst dann werde der Hilfspfeiler benötigt. Sollte der Biber dann immer noch dort leben, könne er auch umgesetzt werden. Koettnitz glaubt nicht, dass die Bauarbeiten am Ufer den Biber beeinträchtigen. «Am Wochenende sind dort viele Leute langgelaufen, das stört mehr.»
Die Grünen im Stadtrat von Dresden schlossen am Montag eine artenschutzrechtliche Überprüfung nicht aus. «Es muss geprüft werden, ob er Junge hat. In einem solchen Fall kann er beispielsweise nicht umgesetzt werden», sagte Grünen-Politikerin Andrea Schubert. (dpa)
Hintergrund:Der Elbebiber ist nach Angaben des Naturschutzbundes Deutschland (
NABU) mit einer Körpermasse bis 25 Kilogramm und einer Länge bis zu 1,25 Metern das größte Nagetier Europas. Er kann Ohren und Nase verschließen und so bis zu 20 Minuten tauchen. Im 19. Jahrhundert war er in Europa fast ausgerottet. Er war einst auch als Fastenspeise beliebt, da er als Wasserbewohner eher den Fischen zugerechnet wurde.