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11.01.2013 | 16:07 | Wolfsmanagementplan 

Wölfe kehren zurück nach Brandenburg

Potsdam - Die Landesregierung in Brandenburg hat den Umgang mit dem Rückkehrer Wolf neu geregelt. Der Wolfsmanagementplan für die Jahre 2013 bis 2017 sieht vor allem die Eindämmung von Schäden und den Ausgleich für betroffene Nutztierhalter vor.

Wölfe
(c) proplanta
«Mit mehr Aufklärung und Öffentlichkeitsarbeit wollen wir mehr Akzeptanz und Verständnis für eine dauerhafte Rückkehr des Wolfes nach Brandenburg erreichen, damit so das Vorkommen von Wölfen Normalität wird», sagte Umweltministerin Anita Tack (Linke) am Donnerstag bei der Vorstellung des Wolfsmanagementplans.

Das Regelwerk wurde in zehnmonatiger Diskussion von etwa 80 Behörden, Vereinen und Verbänden erarbeitet. Es war im Dezember auf einer Fachtagung gebilligt worden und löst den märkischen Wolfsmanagementplan von 1994 ab. «Wo der Wolf ist, gibt es Probleme», betonte Wolfgang Betke vom Landesjagdverband (LJV). Deshalb komme jetzt der neue Plan.

«Es geht nicht darum, dem Wolf zu erklären, wo er hin soll, sondern den Menschen, die durch das Raubtier tangiert werden, ein gewisses Maß an Sicherheit und Orientierung zu geben», erklärte der LJV-Präsident. Etwa 150 Jahre nachdem die letzten Wölfe in Brandenburg geschossen wurden, war der Wolf Anfang der 1990er Jahre in die Lausitz zurückgekehrt.

Matthias Schannwell vom Landesbauernverband begrüßt nach schwierigen Diskussionsrunden den Wolfsmanagementplan. Jedoch fordert er im Namen von Nutztierhaltern einen Rechtsanspruch auf Entschädigung, wenn Wölfe Schafsherden angreifen. Außerdem müsse es vom Land auch Geld für Prävention geben. «So ein wolfssicherer Zaun kostet pro Meter acht bis zehn Euro», rechnete Schannwell vor. Außerdem müsse der absolute Schutzstatus des Wolfs in Brandenburg überdacht werden. Nur so könnte in Zukunft eine Bestandsregulierung erfolgen, hieß es.

«Der Wolf ist von Natur aus sehr scheu», betonte Heinz Röhle von der Technischen Universität Dresden. Einer Regulierung des Bestands von außen bedarf es nicht. «Brandenburg wird in Zukunft mit Sicherheit keine Wolfsgrube», sagte Röhle weiter. Kot-Analysen in Sachsen hätten außerdem ergeben, dass sich Isegrim zu 90 Prozent von Wildtieren ernähre.

Im übrigen seien die Übergriffe auf Schafe, Ziegen und Gatterwild im Land überschaubar. Seit 1990 sind insgesamt 303 Schafe, vier Ziegen, fünf Kälber sowie 51 Stück Damwild von Wölfen gerissen worden. Seit 2007 hat das Land knapp 59.000 Euro Schadensersatz gezahlt und 380.500 Euro für Präventionsmaßnahmen ausgegeben, teilte Tack mit.

Naturschutzverbände nennen das Inkrafttreten des märkischen Wolfsmanagementplans einen «historischen Moment». Er regele die Gewährleistung eines wissenschaftlichen Monitorings, Zuständig- und Verantwortlichkeiten sowie eine entsprechende Öffentlichkeitsarbeit. «Die Rückkehr des Wolfes ist ein großer Erfolg für die Naturschutzarbeit», lobte Katharina Weinberg vom Naturschutzbund.

Die CDU-Landtagsfraktion hingegen ist der Auffassung, dass der vorgelegte Plan keine Probleme lösen, sondern die bestehenden Konflikte noch verschärfen werde. «Praxistaugliche Lösungen sind in dem Papier Mangelware», erklärte Fraktionschef Dieter Dombrowski. Ähnlich äußerte sich die Freien Demokraten. «Ich bezweifle, dass der Managementplan substanzielle Verbesserungen im Zusammenleben von Mensch und Wolf bringen wird. Die fehlende Rechtssicherheit für die Landnutzer bleibt die Achillesferse des Plans», erklärte der Agrarexperte der FDP-Fraktion, Gregor Beyer.

Bei der strittigen Diskussion über den Wolfsplan verweigerte nur der Bauernbund Brandenburg, der 350 Familienbetriebe vertritt, im Dezember eine weitere Zusammenarbeit. Mit Forderungen nach einem Abschuss des in Deutschland und in der EU geschützten Tieres sorgte er für Protest bei Naturschutzverbänden. (dpa/bb)
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