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10.11.2016 | 12:38 | Geflügelpest-Verordnung 

Vogelgrippe grassiert im Norden - Stallpflicht am Bodensee

Kiel/Schwerin - In Schleswig-Holstein hat sich die Geflügelpest auf den Kreis Rendsburg-Eckernförde ausgeweitet.

Vogelgrippe H5N8
Die Vogelgrippe grassiert im Norden: Jetzt wurde im Kreis Rendsburg-Eckernförde, aber zudem auch in Mecklenburg-Vorpommern bei toten Wildvögeln das hochansteckende Virus H5N nachgewiesen. Die Laborbefunde für mehrere Kadaver im Kreis Segeberg stehen noch aus. (c) proplanta
Der Verdacht auf Vogelgrippe habe sich bei einem Wildvogel in der Gemeinde Fleckeby an der Schlei bestätigt, teilte der Kreis Schleswig-Flensburg am Donnerstag in Schleswig mit. Es handle sich um die besonders schwere Form der Vogelgrippe H5N8, bestätigte das Landwirtschaftsministerium am Donnerstag in Kiel.

Um ein Überspringen auf Nutztierbestände im Kreis Schleswig-Flensburg zu verhindern, richtet das Veterinäramt des Kreises nach den Vorgaben der Geflügelpest-Verordnung einen Sperrbezirk und ein Beobachtungsgebiet ein. Bisher gibt es im Kreis Plön Sperrbezirke und Beobachtungsgebiete.

Nach Schleswig-Holstein ist jetzt außerdem Mecklenburg-Vorpommern von der Vogelgrippe betroffen. Agrarminister Till Backhaus (SPD) teilte am Donnerstag in Schwerin mit, das besonders ansteckende Virus H5N8 sei bei einer toten Reiherente auf der Ostseeinsel Riems nachgewiesen worden. Außerdem bestehe bei mehreren anderen toten Vögeln der Verdacht, dass sie ebenfalls mit der hochansteckenden Form der Geflügelpest infiziert waren. Die Tiere wurden auf den Ostsee-Inseln Greifswalder Oie und Ruden gefunden. Die Untersuchungsergebnisse sollten noch am Donnerstag vorliegen. Wie bereits in Schleswig-Holstein eingeführt, wird es auch in Mecklenburg-Vorpommern eine Stallpflicht für Geflügelhaltungen geben. Sie gilt von Montag an.

Unterdessen breitet sich die Vogelgrippe auch in Ungarn aus. In einer Geflügelfarm erkrankte eine nicht näher genannte Zahl von Enten an dem Erreger des Subtyps H5N8, wie das Agrar-Portal agroinform.com berichtete. Auch aus Baden-Württemberg, Österreich, der Schweiz und Polen wurden zuletzt Fälle von Vogelgrippe bekannt.

In Schleswig-Holstein sind im Kreis Plön seit vergangener Woche mehr als 240 tote Wildvögel entdeckt worden - die meisten hatten den Geflügelpest-Erreger H5N8. Im Kreis Segeberg wurden an zwei Gewässern ebenfalls tote Wildvögel entdeckt. Dort stehen die Laborergebnisse noch aus, sagte eine Sprecherin des Kreises am Donnerstag.

Stallpflicht wegen Vogelgrippe am Bodensee

Nach dem Nachweis der Vogelgrippe am Bodensee müssen zahlreiche Betriebe ihr Geflügel im Stall einsperren. «Der Erlass geht noch heute raus», sagte eine Sprecherin des Landwirtschaftsministeriums in Stuttgart. Gelten soll die behördliche Anordnung zunächst drei Monate lang in einem Bereich von rund 1.000 Metern vom Bodenseeufer aus. Zudem müssen die Landwirte in diesem Bereich sogenannte Biosicherheitsmaßnahmen ergreifen - das werde auch entlang des baden-württembergischen Rheinufers auf 500 Metern Breite angeordnet. Dazu gehöre beispielsweise, beim Kontakt mit dem Nutzgeflügel Schutzkleidung zu tragen und diese nach Gebrauch zu desinfizieren.

Gesonderte Kontrollen über die Einhaltung der Stallpflicht gebe es nicht, sagte die Sprecherin weiter. «Das ist ja auch im Sinne der Landwirte, die Tiere zu schützen.» Wenn jemand sich nicht daran halte und etwa von Bürgern gemeldet werde, sei das eine Ordnungswidrigkeit. «In den letzten Jahren hat das aber immer gut funktioniert.»

Von der Stallpflicht seien im Kreis Konstanz und im Bodenseekreis 145 Halter mit insgesamt 2.500 Tieren betroffen, heißt es beim Agrarministerium. Die Betriebe in der Uferzone des Bodensees seien vor allem Kleinhaltungen, es gebe aber beispielsweise auch einen Halter mit 275 Tieren, darunter Hühner, Enten und Gänse.

Der Kreis Konstanz hat nach Angaben des Landrats Frank Hämmerle (CDU) bereits Schutzanzüge besorgt und die Entsorgungswege für die Tierkadaver geklärt. «Außerdem werden wir die Gemeinden und vor allem die Mitarbeiter von Bauhöfen schulen», sagte Hämmerle am Mittwochabend. «Aber ich glaube, wir kriegen das gut hin, wir haben eine gute Mannschaft.»

Am Bodensee war am Mittwoch bei Wildvögeln die gefährliche Variante vom Typ H5N8 der Vogelgrippe nachgewiesen worden. Nach Schätzung des Ministeriums wurden in der gesamten Region - also auch in Österreich und der Schweiz - zwischen 70 und 100 tote Vögel gefunden. Allein im Kreis Konstanz wurden seit vergangenem Freitag 37 tote Vögel entdeckt - vor allem Reiherenten. Diese Zahl habe sich bislang nicht weiter erhöht, sagte die Sprecherin. Es gebe aber weitere Verdachtsfälle. «Da warten wir noch auf Ergebnisse der Untersuchungen.»

Bei Vogelgrippe-Fällen in Mannheim handelte es sich dagegen um einen weniger gefährlichen Typ. Seit November 2014 wurden hochpathogene H5N8-Viren in mehreren Geflügelbetrieben in Deutschland und anderen europäischen Ländern entdeckt. Infektionen von Menschen mit den Viren sind laut Friedrich-Loeffler-Institut bislang weltweit nicht nachgewiesen worden.
dpa/lno
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