Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
11.10.2009 | 16:30 | Panorama  

«Knutschi» & Co entdecken Deutschland neu

Frankfurt/Main - Mehr als 150 Jahre nach ihrer Ausrottung trauen sich Elch, Wolf und Bär wieder nach Deutschland.

«Knutschi» & Co entdecken Deutschland neu
Die offenen Grenzen im Osten helfen ihnen dabei, aber auch bessere Lebensbedingungen im Westen. «Wir sehen seit einigen Jahren eine Rückwanderung», sagt Stefan Ziegler, Artenschutzexperte der Umweltstiftung World Wide Fund for Nature (WWF). Naturschützer sind hoch erfreut, dass die Tiere trotz großer Gefahren weiter nach Westen vordringen. Auf ihrer Wanderschaft müssen sie unzählige Straßen und Bahngleise überqueren, sie treffen alle naselang auf Siedlungen, es ist überall laut und gefährlich. Die Öffentlichkeit begleitet jeden Neuankömmling mit riesigem Interesse - wie zuletzt den jungen Elch «Knutschi».

«Knutschi» gelangte bis nach Nordhessen, wo er in der vergangenen Woche verendete. Vermutlich hatte der junge Bulle nach einem eigenen Revier gesucht - wie alle jungen Wildtiere müssen auch Elche ihr Rudel verlassen, wenn sie erwachsen sind. Dabei war er gefährlich nahe an die Autobahn 7 bei Kassel geraten und wurde zu seinem eigenen Schutz eingefangen. Im nordhessischen Reinhardswald, einem der größten zusammenhängenden Waldgebiete Hessens, sollte er weit ab von Straßen und Autobahnen ein Auskommen finden. Aber offenbar war er dem Stress durch Narkosemittel und Transport nicht gewachsen. Äußerlich verletzt war er jedenfalls nicht, als man ihn fand.

«Bruno», der aus Italien zugewanderte Bär in Bayern, hatte die Sympathien der Menschen verspielt, als er sich ihnen zu sehr näherte und in Siedlungen auf Nahrungssuche ging. Er wurde zum «Problembären». Sein Tod durch eine Gewehrkugel löste im Sommer 2006 heiße Debatten darüber aus, wie mit solchen Rückkehrern umzugehen sei. Bayern hat inzwischen einen Bären-Aktionsplan ausgearbeitet, denn «der nächste Bär kommt bestimmt», sagt WWF-Experte Ziegler.

Wölfe haben es nicht so leicht, die Herzen der Menschen zu gewinnen. Sie sind inzwischen wieder in der ostdeutschen Lausitz heimisch und ziehen in mehreren Rudeln Junge auf. Nicht alle sind darüber erfreut. Immer wieder klagen Schafhalter über Verluste, und auch Jägern ist die geballte Konkurrenz nicht recht. Ein junger Wolfsrüde drang vor mehr als zwei Jahren bis nach Hessen vor. Er lebt allein im Reinhardswald und wird dort regelmäßig gesehen. Allerdings ist er immer noch einsam, erst wenn ein Weibchen den Weg in seine Nähe findet, könnte sich ein neues Rudel bilden. Naturschützer halten dies für äußerst unwahrscheinlich.

Weniger Image-Probleme haben Luchse, die sich in mehreren Regionen wieder angesiedelt haben. Auch sie brauchen große Waldgebiete, wo sie ungestört jagen können, zu sehen bekommt sie aber praktisch niemand. Die Zukunft der Rückwanderer ist alles andere als sicher. «Ob sie sich halten können, liegt vor allem an uns», sagt Ziegler. Zwar seien alle streng geschützt, und auch gebe es geeignete Lebensräume, aber Zweifel seien bei Bär und Wolf angebracht: In Österreich seien in den 1980er Jahren erfolgreich Braunbären angesiedelt worden. Nach Berechnungen der Artenschützer müssten dort inzwischen rund 30 Bären leben. Höchstens eine Handvoll Tiere sei noch am Leben, der Rest von der Bildfläche verschwunden, sagt Ziegler. Grund sei vermutlich illegaler Abschuss. Unter Jägern kursiere der Spruch von den drei «S»: «Schießen, Schaufeln, Schweigen». (dpa)
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Hessen will Weidetierhaltern besser gegen Wölfe helfen

 Jäger sehen dringenden Handlungsbedarf bei Umgang mit Wölfen

 Beschuss, Köder, Schlagfallen - mehr Wölfe illegal getötet

 Schafzüchter für umsetzbare Regelung für Abschuss von Problemwölfen

 Wolfsabschuss noch nicht vereinfacht

  Kommentierte Artikel

 Jäger sehen dringenden Handlungsbedarf bei Umgang mit Wölfen

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet