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22.01.2016 | 15:10

US-Ostküste wappnet sich für schwersten Schneesturm seit Jahren

Blizzard US-Ostküste
Es könnte ein Rekord werden: Washington erwartet bis zu einem Meter Schnee in nur 36 Stunden. Was Wintersportler freuen mag, ist für die Behörden bitterer Ernst - in vergangenen Jahren hatte es Tote gegeben. (c) proplanta

Washington stemmt sich gegen den großen Schnee



Die Mienen sind ernst. Wenn Meteorologen über das Sturmtief sprechen, das sich am Freitag über dem Osten der USA zusammenbraute, dann konnten die Warnungen nicht harsch genug sein.

«Es geht um Leben und Tod», presste ein Bediensteter des District of Columbia mit sorgenschwerem Gesichtsausdruck heraus. Und Washingtons Bürgermeisterin Muriel Bowser schickte angesichts des erwarteten Blizzard hinterher: «Bleibt zu Hause, bleibt weg von den Straßen!» Mindestens vier Bundesstaaten riefen den Notstand aus. Präsident Barack Obama geht mit gutem Beispiel voran und bleibt über das Wochenende mit seiner Familie im Weißen Haus.

Was übertrieben klingt, ist die amerikanische Art der Vorbereitung auf einen Sturm, der in seiner Gewalt tatsächlich verheerend werden kann. Innerhalb von 36 Stunden soll in Washington und Umgebung fast ein Meter Schnee fallen. «Nass und schwer», wie Muriel Bowser hinzufügt. Die Bürgermeisterin befürchtet Kettenreaktionen mit potenziell schweren Folgen. Die Schneelast gepaart mit stürmischen Winden kann Strommasten großflächig einreißen lassen - dann droht auch der Blackout. Dann würde das Chaos ausbrechen.

Die Washingtoner wissen, was zu tun ist. Schon am Donnerstag kauften sie die Regale in den Supermärkten leer. Eier, Milch, Brot - viele Grundnahrungsmittel gab es nicht mehr. Auch Schneeschaufeln wurden in den Baumärkten zur Bückware. «Ich denke, die Erfahrungen aus Stürmen in der Vergangenheit haben allen gelehrt, dass man frühzeitig einkaufen muss», sagt Matthew Lovelace, der auf dem Capitol Hill nahe dem US-Parlament in einem Laden arbeitet, der Schneeschaufeln verkauft.

Und Streusalz: Allein damit hat er in zwei Tagen 30.000 Dollar Umsatz gemacht. Ein paar Hundert Meilen südlich, in North Carolina schütteten sie schon am Freitag acht Millionen Liter Salzlösung auf die Straßen. Falls es regnet und danach wieder Frost kommt, war alles umsonst. Dann wäscht der Regen das Salz fort, bevor er gefriert.

Das öffentliche Leben stand am Freitag in Washington schon still, als noch nicht eine Schneeflocke gefallen war. Der Schulunterricht für viele Schüler fiel aus, Busse fuhren nicht, Schwimmbäder, Bibliotheken, Behörden schlossen ihre Türen vorzeitig. Tausende Bildschirme in den riesigen Bürogebäuden rund um das Weiße Haus blieben schwarz. Die Fluggesellschaften strichen über 5.000 Flüge, mehrere Flughäfen, darunter der Ronald-Reagan-Airport in Washington, wurden für Samstag ganz und gar geschlossen.

Die krisenhaften Vorkehrungen sind auch Ergebnis einer ungewöhnlichen Vorhersage-Situation bei den Wetterdiensten. Es gibt kein Rechenmodell, das grob abweicht, alle sagen den schweren Sturm voraus, und das seit Tagen. «Wir haben US-Modelle, europäische, britische und kanadische zurate gezogen - alle sind identisch, und daran hat sich seit sieben, acht Tagen nichts geändert», sagt Louis Uccellini, Direktor des US-Wetterdienstes NOAA.

Dass die Sorgenfalten bei den Verantwortlichen so tief sind, mag auch an den Erfahrungen in der Vergangenheit liegen. Wenn in den USA der Schnee zuschlägt, gibt es in der Regel Tote. Zuletzt im Dezember in New Mexico. Vor einem Jahr starben an der Ostküste elf Menschen in einem Wintersturm. Beim berüchtigten «Blizzard of '96» vor 20 Jahren kamen sogar 243 Amerikaner um.
dpa
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