Hier tummeln sich die jungen Thunfische und Barsche, die später aus den Weltmeeren gefischt werden und auch in Deutschland auf den Tisch kommen. Mehr als 100 Millionen Menschen leben von den Ressourcen, die das Meer hier bietet. Noch - denn dieser «Amazonas der Meere» ist in Gefahr: Verschmutzung, Überfischung und
Klimawandel haben die Arten bedenklich dezimiert. Die sechs Anrainerstaaten haben sich am Freitag bei der 1. Weltozeankonferenz in Manado in Indonesien zum Schutz und zur Regenerierung der angeschlagenen Region verpflichtet.
Das Korallendreieck liegt in Manado direkt vor der Tür. Im Bunaken-Nationalpark lässt sich die bunte Welt der Korallen und Korallenfische bestaunen. Schnorchler und Taucher fühlen sich in dem glasklaren Wasser wie mitten im Aquarium mit exotischen Fischen. Tausende Fische sind unterwegs, schmale leuchtend blaue, große gelbe mit schwarzer Maserung und winzige silbrige. Gemächlich ziehen sie vor sich hin, bis sie wie von unsichtbarer Hand geleitet plötzlich einen Haken schlagen und in die andere Richtung schwimmen. Manche gleiten elegant zwischen die Korallenarme. Grüne, rote, blaue, weiße Korallen ziehen sich kilometerlang über den hügeligen Meeresboden.
Manche sehen wir versteinertes Gemüse aus, andere sind weich und haarig und wiegen sich wie in Zeitlupe mit der Strömung.
«Was hier noch fehlt, sind die großen Fische», sagt Meeresbiologe Ove Hoegh-Guldberg von der Universität Queensland in einem Interview im Nationalpark. Mit Schnorchelmaske und Taucherflossen ausgestattet steht er über der Korallenwelt Rede und Antwort. «Wir brauchen Papageifische hier, die sind wie Kühe. Sie grasen Korallen ab und fressen die Algen weg, damit die Korallen gesund bleiben.»
Der Schutz der Unterwasserwildnis von Bunaken hat erst vor wenigen Jahren begonnen. Rücksichtslose Fischerei und endlose Verschmutzung durch die Abwässer von 600.000 Einwohnern in und um Manado haben viel zerstört. An manchen Stellen sind nur noch die Kalkrückstände toter Korallen zu sehen. «Korallen sind eigentlich robust. Sie können sich allen Bedingungen anpassen», sagt die Tropenfischexpertin der Umweltstiftung
WWF, Lida Pet-Soede. «Aber wenn sie von Menschenhand zu gestresst werden, kapitulieren sie.»
«Die Papageifische sind wie Gärtner. Wenn sie die Korallen nicht instand halten, sind die für eine Katastrophe schlecht gewappnet», sagt Hoegh-Guldberg. Die kommt bestimmt. Die Wassertemperatur steigt, um bis zu 0,4 Grad Celsius in zehn Jahren. Je höher die Grundtemperatur, desto schneller kann ein kurzfristiger Temperaturanstieg die Toleranz der Korallen überschreiten. Dann sterben sie ab. «Wenn das Korallenriff sonst gesund ist, kann es sich davon erholen, wenn es schon angeschlagen ist, nicht», sagt der Meeresbiologe.
Die Australier haben mit dem Great Barrier Reef gute Erfahrungen gemacht. Vor fünf Jahren wurde das Schutzgebiet in der 375 000 Quadratkilometer großen Region von knapp 6 auf mehr als 30 Prozent ausgeweitet. Korallen und Fischbestände haben sich dort bereits gut erholt.
Im knapp 900 Quadratkilometer großen Bunaken-Park darf in 20 Prozent des Gebiets nicht gefischt werden. Die Zonen wurden gemeinsam mit den rund 30.000 Anwohnern bestimmt. Sie müssen schließlich ihr Auskommen als Fischer finden. Der Park hat auch Patrouillenboote, um illegale Fischer von außerhalb aufzuspüren. Das ganze wird über eine Eintrittsgebühr finanziert. Das gesamte Korallendreieck zwischen den Philippinen, Malaysia, Indonesien, Papua-Neuguinea, Osttimor und den Salomonen-Inseln umfasst 5,4 Millionen Quadratkilometer - das ist 15 Mal so groß wie Deutschland. Mindestens 20 Prozent der Fläche wollen die Anrainerstaaten in Schutzzonen verwandeln. (dpa)