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31.08.2008 | 15:37 | Meeresforschung 

Artenvielfalt in der Nordsee auf überraschend hohem Niveau

Bremerhaven/Hamburg - Keinesfalls eine Wasserwüste - der Artenreichtum in der Nordsee ist höher als vielfach angenommen.

Artenvielfalt in der Nordsee auf überraschend hohem Niveau

Mit dieser Botschaft kehrte jetzt ein interdisziplinäres Team von Meeresbiologen von der jüngsten Reise des Fischereiforschungsschiffs "Walther Herwig III" nach Bremerhaven zurück.

Unter der wissenschaftlichen Leitung von Dr. Siegfried Ehrich vom Institut für Seefischerei des Johann Heinrich von Thünen-Instituts (vTI) in Hamburg wurden langfristige Veränderungen in der Zusammensetzung der Fischfauna, der bodenlebenden Wirbellosenfauna (Schnecken, Muscheln und Krebse; Forschungsinstitut Senckenberg) und der Meeresvögel (FTZ Büsum) untersucht.

Die Ergebnisse aus dem 1970 beginnenden und auf standardisierten Methoden basierenden Datensatz belegen, dass die Artenvielfalt der Fische (Artenzahl bei gleicher Beprobungsintensität) in der Nordsee seit 30 Jahren stetig zunimmt. Dies gilt nicht nur für die südlichen, sondern auch für die an kältere Gebiete gewöhnten Fischarten.

Die Deutsche Bucht ist ein sehr artenreiches Teilgebiet der Nordsee. Neben Fischen betrifft das auch die am und im Boden lebenden Würmer, Muscheln, Schnecken und Stachelhäuter (Seesterne, Schlangensterne, Seeigel). Die Biomasse und Artenzahlen der Seesterne und Schwimmkrabben und einiger kleiner, nicht kommerziell genutzter Bodenfischarten hat in den letzten zehn Jahren in der Deutschen Bucht signifikant zugenommen. Weiterhin ergaben Langzeituntersuchungen des Forschungsinstituts Senckenberg am Meer (Wilhelmshaven), dass die Artenvielfalt der wirbellosen Fauna am Meeresboden in dem Gebiet vor der ostfriesischen Insel Norderney in den letzten 30 Jahren um mehr als 50 Prozent angestiegen ist.

Dieser positive Eindruck kann nicht darüber hinweg täuschen, dass ein Teil der kommerziell genutzten Fischbestände wie Kabeljau und Hering seit Jahren überwiegend schwache Nachwuchsjahrgänge hervorgebracht haben und zurzeit nicht nachhaltig bewirtschaftet werden. Andererseits gibt es aber auch gesunde Bestände wie Seelachs und Schellfisch, die momentan sehr gute Fischereierträge liefern.

Die jetzige Reise war Teil eines vom Internationalen Rat für Meeresforschung koordinierten Langzeitprogramms, an dem in diesem Jahr sechs weitere Forschungsschiffe der Nordsee-Anrainerstaaten teilnahmen. Die nächste Fahrt der "Walther Herwig III" wird in die Nord- und Ostsee gehen. Dort stehen unter der wissenschaftlichen Leitung des vTI-Instituts für Fischereiökologie Untersuchungen von Fischen auf mögliche Krankheiten und Schadstoffe auf dem Programm. (vTI)
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