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05.05.2009 | 03:42

Australien opfert Klimaschutz der Wirtschaft

Sydney/Singapur - Eine Lichtgestalt der Klimaschützer war Australiens Premierminister Kevin Rudd, als er im Dezember 2007 antrat.

Klimaschutz in Australien
(c) proplanta
Nach den langen Jahren unter dem spröden Klima-Skeptiker John Howard war sein leidenschaftlicher Einsatz für eine sauberere Umwelt das Ticket zum Wahlsieg. Am Montag dann die große Kehrtwende: Angesichts der Rezession müsse der Handel mit Emissionszertifikaten um ein Jahr auf 2011 verschoben werden, sagte Rudd. Australien ist damit das erste Industrieland der Welt, das Maßnahmen zum Klimaschutz auf dem Altar des Wirtschaftswachstums opfert. Und das wenige Monate vor dem Klimagipfel im Dezember in Kopenhagen.

«Die schlimmste globale Rezession seit der Großen Depression bedeutet, dass wir unsere Maßnahmen gegen den Klimawandel anpassen - aber nicht aufgeben - müssen», sagte Rudd. «Ein Riesenrückwärtssalto des Premierministers!» kommentierte ein Leser gleich auf dem Blog der Zeitung «Sydney Morning Herald». «Es ist klar, dass Rudd auf die großen Umweltverschmutzer hört - dies ist ein weiterer Schritt weg vom Klimaschutz», meinte John Hepburn von Greenpeace.

Australien ist unter den Industrieländern einer der größten Pro- Kopf-Klimasünder der Welt. Das liegt an der Kohleindustrie, die 80 Prozent des heimischen Strombedarfs liefert. Zudem ist Australien Exportweltmeister bei Kohle. Vielen der rund 21 Millionen Einwohner, die immer öfter Dürren und Überschwemmungen und die Korallenbleiche am Great Barrier Reef erleben, wurde die Tatenlosigkeit der Regierung unheimlich. Sie wollten Anstrengungen zur Reduzierung der Treibhausgase sehen. Rudds Vorgänger reagierte darauf mit dem Verbot der energieverschwendenden Glühbirne.

Rudd versprach mehr. Eine seiner ersten Amtshandlungen war die Unterzeichnung des Kyoto-Protokolls zur Reduzierung der Treibhausgase. Das hatte sein Vorgänger als einziger Industrieland- Vertreter neben den USA ignoriert. Freilich war die Geste eher symbolisch: Australien hatte unter dem Kyoto-Regime nämlich eine Ausweitung seiner Emissionen ausgehandelt.

Doch fragt man die Umweltschützer, hat Rudd die Erwartungen in den 16 Monaten seiner Amtszeit nicht erfüllt. Schon im Dezember gingen Aktivisten in zahlreichen Städten auf die Straße. «Die Rudd-Regierung hat in ihrer Pflicht gegenüber der Zukunft dieser Nation erschreckend versagt», sagte der Vorsitzende der Grünen, Bob Brown. Ihm und tausenden anderen war nicht genug, was Rudd als Ziel vorgab: den Treibhausgasausstoß bis 2020 um fünf bis 15 Prozent unter das Niveau von 2000 zu senken. In der EU ist bis dahin eine Reduzierung um 20 Prozent unter das Niveau von 1990 vorgesehen. Das Klimasekretariat hält eine Minderung um 25 bis 40 Prozent gegenüber 1990 für erforderlich, um den Klimawandel wenigstens zu begrenzen.

«Wir brauchen eine Politik, die den Planeten schützt», sagte der Vorsitzende der Grünen, Brown, am Montag. «Das schaffen wir nicht, wenn die Umweltverschmutzer die Regierungspolitik bestimmen.» In der Kohleindustrie arbeiteten 28.000 Menschen, sagte er. Am Korallenriff Great Barrier Reef, das jedes Jahr hunderttausende Touristen anlockt und durch den Klimawandel bedroht ist, seien es doppelt so viele. (dpa)
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