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30.07.2016 | 08:02 | Blitz-Hauptstadt 

Blitz-Rekord in Schweinfurt

Karlsruhe - Unterfranken steht nicht oft im Mittelpunkt brodelnder Wetterphänomene. Doch allen langfristigen Statistiken zum Trotz hat sich Schweinfurt zur deutschen Blitz-Hauptstadt 2015 entwickelt.

Blitze über Schweinfurt
Rasend schnell, irre heiß und hell: Wenn Blitze zu Boden zucken, kann es gefährlich werden. Eher harmlos ist dagegen der Titel Blitz-Hauptstadt 2015, mit dem sich Schweinfurt schmücken kann. An den Daten sind vor allem Wetterdienste und Unternehmen interessiert. (c) valdezrl - fotolia.com
«Mit Stolz tragen wir daher den Titel und sehen diese Auszeichnung als donnernden Applaus von oben», teilte Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) mit. Immerhin beherbergt die Stadt ein Hochschulinstitut für Energie- und Hochspannungstechnik.

Mit insgesamt rund 550.000 Blitzeinschlägen in ganz Deutschland registrierte das Unternehmen Siemens in seiner Karlsruher Blitzzentrale 2015 ein Jahr eher geringer Gewitteraktivität (2014: 623.000, in Spitzenjahren eine Million und mehr). Entsprechend klein fiel auch der Wert von rechnerisch 4,5 Blitzen je Quadratkilometer aus, mit denen Schweinfurt an der Spitze landete. Vorjahressieger Cottbus (Brandenburg) war in einem ebenfalls eher ruhigen Jahr noch auf 8,4 Einschläge pro Quadratkilometer gekommen.

Aussagen über Schäden lassen sich aus der Statistik nicht direkt ableiten. Aus der unterfränkischen Stadt mit rund 52.000 Einwohnern sind für das vergangene Jahr keine besonderen blitzbedingten Einsätze der Rettungsdienste bekannt, sagte eine Sprecherin der Stadt.

Für die Statistik registrieren zahlreiche Messstationen jeden Blitz, der die Erde erreicht, egal ob Gebäude, Baum, Mast oder Boden. Der Ort des Einschlags lässt sich nach Angaben der Experten auf rund 200 Meter genau bestimmen. An Tagen mit starken Gewittern zucken mehr als 200.000 Blitze durch den Himmel über Deutschland, tausende schlagen ein.

Wer braucht solche Daten? Wetterdienste wollen die schwierige Vorhersage von Gewittern verbessern. Für Stromversorger ist es wichtig, möglichst schnell den Grund eines Leitungsschadens zu erfahren, um richtig reagieren zu können. Versicherungen kann die Statistik helfen, das Risiko richtig zu berechnen und im Einzelfall die Glaubwürdigkeit einer Schadensmeldung zu überprüfen. Nicht zuletzt können aktuelle Einschlagdaten und Warnhinweise helfen, Schäden erst gar nicht entstehen zu lassen, zum Beispiel, indem ein Landwirt das Vieh in den Stall holt oder eine Veranstaltung rechtzeitig abgebrochen wird.

2015 gab es nach einer ersten Auswertung die zweitniedrigste Zahl von Blitz- und Überspannungsschäden in der Hausratversicherung seit 1998. Weniger Schäden habe es nur 2013 gegeben, teilte ein Sprecher des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) mit. 2014 betrug die Schadenssumme rund 340 Millionen Euro.

Wie steht es mit Blitzen im laufenden Jahr? «Wahrscheinlich kommt es zu höheren Zahlen», vermutet der Sprecher des Deutschen Wetterdienstes, Andreas Friedrich. In diesem Sommer überwiegen bisher unwetterträchtige Wetterlagen, vor allem im Süden und in der Mitte Deutschlands. Der Klimawandel führe einerseits wegen höherer Temperaturen dazu, dass Unwetter heftiger werden, sagt Friedrich. Aber es drohen auch längere Hitzeperioden mit Trockenheit, in denen die Voraussetzungen für Gewitter fehlen.

Wer nach Schweinfurt die nächste Blitz-Hauptstadt wird, ist zur Jahresmitte noch völlig offen. Die Wetterlage der vergangenen Monate könnte in den Süden weisen. Die Favoriten im langfristigen Durchschnitt seit 1999 sind der Landkreis Garmisch-Partenkirchen mit 4,5 Einschlägen je Quadratkilometer und das Berchtesgadener Land (4,0).
dpa
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