(c) proplanta In einem Positionspapier bezeichnet die Umweltorganisation die extensive Weidehaltung als „Schlüsselfaktor für die Artenvielfalt“ und hebt ihre klimaschonende Wirkung hervor. „Weidehaltung ist besonders gute Tierhaltung. Gut für die Biodiversität, gut für das Tier und gut für das Klima“, erklärte die stellvertretende Bundesvorsitzende des BUND, Myriam Rapior, gegenüber AGRA-EUROPE. „Ein gesellschaftlich gewünschtes und ökologisch besonders hochwertiges System wie die Weidehaltung braucht politische Unterstützung“, betonte Rapior. Dieses müsse sich auch für die Betriebe lohnen. Es brauche daher bessere rechtliche Rahmenbedingungen sowie finanzielle Anreize für die ganzjährige oder zumindest überwiegende Weidehaltung.
Förderung nach Besatzdichte staffeln
Nach Ansicht des BUND entspricht die Weidehaltung den gesellschaftlichen Wünschen an eine tierwohlfreundliche und nachhaltige Milchviehwirtschaft. Jedoch habe der landwirtschaftliche Strukturwandel zu einem Rückgang der Weidehaltung geführt. Lediglich 30 % der Milchkühe hätten heute Zugang zu einer Weide. Der BUND fordert daher eine Sommerweideprämie für Milchkühe bei den Öko-Regelungen im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) sowie eine Grünlandprämie für eine späte Mahd ab dem 1. beziehungsweise dem 15. Juli.
Die Förderung der nachhaltigen Weidewirtschaft und der Futtermittelproduktion auf Grünland sollte dabei dem BUND zufolge gestaffelt werden. Je extensiver die Beweidung und je später die Grünlandmahd, desto höher die Prämie, lautet der Vorschlag des Verbandes. Zudem sollten heimische Eiweißpflanzen, die Nährstoffeffizienz im Grünland und eine Erhöhung des Grundfutteranteils finanziell unterstützt werden. Darüber hinaus sollten Teilflächen unbürokratischer gefördert und Beratungsangebote auf Länderebene ausgebaut werden.
Tierzahlen insgesamt senken
Grünland habe ein enormes Potenzial als Kohlenstoffsenke, heißt es in dem BUND-Papier. Rinder seien in der extensiven Weidehaltung daher keine „Klimakiller“. Auch sei die Biodiversitätswirkung der Rinderbeweidung signifikant. Kuhfladen von Rindern ohne prophylaktische Entwurmung seien pro Jahr und Tier Lebensgrundlage für 100 kg Insekten. Hätte die Hälfte der in Deutschland gehaltenen Rinder Weidezugang, würde dies 550.000 t Insektenbiomasse entsprechen, rechnet der BUND vor.
Gleichzeitig plädiert die Umweltorganisation für eine Reduzierung der Tierzahlen insgesamt. „Wenn die Weidehaltung unterstützt werden soll, muss in Deutschland auch die Anzahl der gehaltenen Tiere sinken“, sagte Rapior dazu. Dies sei die Voraussetzung, dass zum einen allen Tieren ein Weidezugang ermöglicht werden könne und zum anderen das Grünland nicht übernutzt werde. Kritisch sieht der BUND in diesem Zusammenhang Großbetriebe. Es sei technisch herausfordernd, einen Weidezugang in Betrieben mit mehr als 100 Kühen zu gewährleisten. Umbaumaßnahmen, die eine Weidehaltung ermöglichen, sollten laut BUND daher gefördert werden.
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