Vorsprung durch Wissen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
09.08.2017 | 09:29 | Wolfsrudel 

Erstes Rudel in Bayern - Brunner für wolfsfreie Zonen

München - Mit der Forderung nach wolfsfreien Zonen hat Agrarminister Helmut Brunner (CSU) auf Meldungen über das erste Wolfsrudel in Bayern reagiert.

Wölfe
Seit Jahren zeichnet sich ab, dass die Wölfe nach Bayern zurückkehren. Jetzt gibt es das erste Rudel seit 150 Jahren - Bauern einerseits und Umweltschützer andererseits streiten über den richtigen Umgang. Der Disput zieht sich bis in Staatsregierung. (c) proplanta
Er plädierte in der «Passauer Neuen Presse» (Dienstag) für einen gelockerten Schutzstatus des Wolfes und im Einzelfall auch für eine «Entnahme», um den Bestand zu regulieren.Das bedeutet im Notfall auch den Abschuss. Auch der Bayerische Bauernverband hatte bereits verlangt, der strenge Artenschutz müsse gelockert und einzelne Tiere notfalls auch erlegt werden dürfen.

«Wir brauchen eine Möglichkeit, den Schutzstatus des Wolfes abzusenken, um im Einzelfall eine Regulierung des Bestandes vornehmen zu können», sagte Brunner. «Anders kann ich mir ein funktionierendes Nebeneinander von Wolf und Landwirtschaft schwer vorstellen.» Brunner wie auch Umweltschützer riefen das Umweltministerium auf, die nächste Stufe des Wolfsmanagementplans umgehend vorzulegen.

Am Managementplan «Wolf - Stufe 3» zum Umgang mit Wölfen mit Nachwuchs werde mit Hochdruck gearbeitet, teilte das Umweltministerium dazu zunächst nur mit. Auch ein Förderprogramm zum Herdenschutz werde gerade erarbeitet. «Die Herdenschutzmaßnahmen sollen voraussichtlich sichere Weidezäune und Herdenschutzhunde umfassen.»

Der SPD-Landtagsabgeordnete Florian von Brunn kritisierte Brunners Vorschlag zu wolfsfreien Zonen scharf. «Kaum gibt es in Bayern Wolfswelpen, fällt der CSU nichts anderes ein, als sie abknallen zu wollen.» «Brunners «wolfsfreie Zonen» sind bei einem Tier, das so weit wandert und neue Reviere sucht, totaler Quatsch - eine Umsetzung dieses Vorschlages würde auf massive Abschüsse hinauslaufen.»

Das europäische Naturschutzrecht sehe für Wölfe einen «günstigen Erhaltungszustand» vor, der noch lange nicht erreicht sei. Deshalb gehe es vielmehr um mehr Investitionen in die Prävention, um Schafe und andere Nutztiere zu schützen. Herdenschutzhunde hätten sich hier bewährt. Außerdem müsse die Entschädigung unbürokratisch funktionieren.

Der Abgeordnete Nikolaus Kraus von den Freien Wählern rief die Staatsregierung auf, die dritte Stufe des Wolfsmangementsplans und die Aufstockung des Präventionsfonds voranzubringen. Vielerorts sei ein effektiver Schutz vor dem Wolf aber nicht realisierbar, da etwa das Gelände zu unwegsam sei. Die Weidetierhaltung habe in Bayern eine große Bedeutung.«Ein möglicher Verlust dieser Flächen wird sich langfristig auch negativ auf das Landschaftsbild und den Tourismus auswirken. Das muss den Befürwortern des Wolfes klar sein», warnte Kraus.

Am Freitag hatte das Bayerische Landesamt für Umwelt (Lfu) drei Jungtiere im Bayerischen Wald gemeldet. Es ist der erste wilde Wolfsnachwuchs in Bayern seit rund 150 Jahren. Umweltschützer reagierten erfreut, verlangten aber ebenfalls Unterstützung für Schäfer und Weidehalter.

Auch der Bund Naturschutz (BN) kritisierte, dass die bei Wolfnachwuchs erforderliche Stufe drei des Managementplans immer noch nicht vorgelegt wurde. Außerdem sei eine wissenschaftlich fundierte Öffentlichkeitsarbeit bei Nutztierhaltern und in der Bevölkerung notwendig. «Das alles könnte es längst geben, wir fordern das seit Jahren. Die Staatsregierung hat jedoch jahrelang nichts getan und heizt damit mögliche Konflikte noch an», kritisierte Christian Hierneis, Wolfsexperte im BN-Landesvorstand, bereits am Freitag.
dpa
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Mecklenburg-Vorpommern will Gesetzesänderung für Entnahme von Problemwölfen

 Der Wolf muss bejagt werden

 Brandenburger Dackel wohl von Wolf angegriffen

 Tag des Wolfes - Bauern machen Druck für vereinfachten Abschuss

 Tote Ziegen und Schafe gefunden - Verdacht auf Wolfsriss

  Kommentierte Artikel

 Was will die CDU in ihrem neuen Programm?

 LED-Lampen in Straßenlaternen sparen massiv Strom ein

 Zahl der Bäckereien weiter rückläufig

 Wundermittel und Jahrhundertgift PFAS: Derselbe Circus - andere Clowns

 Deutsche Verbraucher offen für abgelaufene Lebensmittel

 Brandenburger Dackel wohl von Wolf angegriffen

 Tag des Wolfes - Bauern machen Druck für vereinfachten Abschuss

 Erleichterungen bei GAP-Anträgen und Hanfanbau

 In der Corona-Pandemie wurden zu oft Antibiotika verschrieben

 Jäger sehen dringenden Handlungsbedarf bei Umgang mit Wölfen