«Wir haben den richtigen Weg eingeschlagen, aber die Geschwindigkeit, mit der wir vorangehen, reicht vorn und hinten nicht», sagte Steiner dem Sender NDR Info.
«Die Lücke zwischen Handeln und Ziel wird immer größer, das heißt, wir bewegen uns noch immer in die falsche Richtung», fügte er hinzu. Dies habe Konsequenzen für die Wirtschaft und die Zukunft.
«Letztendlich geht es ums Überleben», mahnte auch der ehemalige UN-Generalsekretär Kofi Annan im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung (Wochenendausgabe). «Ich weiß, dass viele daran zweifeln, aber der
Klimawandel ist da, und kein Land, reich oder arm, kann den Folgen ausweichen», betonte der Friedensnobelpreisträger.
Die
Erderwärmung werde von vielen Menschen unterschätzt. Auch die «bedenkenlose Ausbeutung der Ressourcen» müsse gestoppt werden. «Wir brauchen dringend Umweltsteuern, um den Konsum zu drosseln.»
Von heute an treffen sich in der polnischen Hauptstadt Vertreter von rund 190 Nationen, um ein neues Klimaabkommen vorzubereiten, das bis 2015 ausgehandelt sein soll. Die Erwartungen an die Konferenz sind bislang bescheiden, zumal Gastgeber Polen nicht als sonderlich ehrgeizig gilt, was den
Klimaschutz angeht.
Todd Stern, der US-Gesandte auf der Klimakonferenz, sprach dennoch von einer «historischen Chance» in Warschau. «Wir wollen Fortschritte», betonte er vor Journalisten in Washington. Anders als bei vorangegangenen Klimakonferenzen sei ein gemeinsamer Wille zur Veränderung zu spüren, etwa in stärkerer Zusammenarbeit zwischen den USA und China. «China unternimmt große Anstrengungen zur Verringerung der Kohle-Emissionen. Das macht Mut», sagte Stern.
Steiner sagte, international werde mit viel Interesse verfolgt, wie Deutschland als Exportnation seine Energiewende umgesetzt und welche Erfolge es dabei erzielt habe - unter anderem einen Ökostromanteil von 25 Prozent.
Eine aktive Rolle der deutschen Delegation auf der Klimakonferenz mahnten auch mehrere Umweltorganisationen an. «Deutschland muss in Warschau wieder Handlungsfähigkeit beweisen, selbst wenn wir noch keine neue Regierung haben. Das Beste wäre, Bundeskanzlerin Angela Merkel fährt nach Warschau und erklärt, dass unser Land seine Blockaden beim Klimaschutz aufgibt», sagte der Vorsitzende des Bunds für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Hubert Weiger.
Für einen Erfolg der Klimaverhandlungen bis 2015 müsse zuerst die EU ihre Hausaufgaben machen, sagte Christoph Bals, politischer Geschäftsführer von Germanwatch. Ob das möglich sei, hänge auch vom Ergebnis der Koalitionsverhandlungen in Deutschland ab.
«Der jetzige Entwurf der Koalitionsvereinbarung spricht von einem EU-Klimaziel von "mindestens 40 Prozent" Kohlendioxid-Reduktion bis 2030», sagte Bals. Das sei ein schwaches Ziel und untergrabe die Reduktionsziele von 80 bis 95 Prozent für 2050. (dpa)