Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
11.11.2013 | 16:05 | Wirbelsturm 

Philippinen: Chaos und Verzweiflung nach Taifun Haiyan

Manila - Taifun-Überlebende sind verzweifelt, Helfer sind frustriert: Die Verwüstungen auf den Philippinen erschweren die Verteilung von Hilfsgütern enorm. Die Polizei befürchtet Anarchie, Seuchen drohen.

Sturmschäden
(c) Ernest Prim - fotolia.com

Leichen auf den Straßen, völlig abgeschnittene Ortschaften, Trümmerfelder: Retter und Helfer dringen nach dem verheerenden Taifun «Haiyan» nur langsam zu den Hunderttausenden Opfern in den verwüsteten Regionen auf den Philippinen vor. An Angeboten aus aller Welt fehlt es nicht, dennoch kommt die Versorgung mit dem Nötigsten nach dem Sturm apokalyptischen Ausmaßes kaum voran. Die philippinische Regierung erklärte die Region zum Katastrophengebiet. Überall liegen Leichen, die Seuchengefahr steigt rapide. Auf vielen Straßen türmt sich der Schutt meterhoch.

Offiziell starben nach Angaben der Katastrophenschutzbehörde im Osten des Landes bislang mindestens 1.774 Menschen, die meisten von ihnen ertranken in tsunamiartigen Flutwellen. Mehr als 2.000 Menschen seien verletzt worden. Aber die Schätzungen von Hilfsorganisationen gehen mitunter von mehr als 10.000 Toten aus.

Die Zahlen der betroffenen Überlebenden gehen ebenfalls stark auseinander. Klar ist, dass es Millionen sind. Die Katastrophenschutzbehörde der Philippinen rechnet mit 9 Millionen Betroffenen, die UN sogar mit 9,5 Millionen. Der Leiter der Unicef-Gesundheitsprogramme auf den Philippinen, Willibald Zeck, bezifferte am Montag die Zahl der Betroffenen dagegen auf mindestens 4,7 Millionen. Darunter seien 1,7 Millionen Kinder. «Und wir gehen davon aus, dass die Zahlen weiter ansteigen werden», sagte er der Nachrichtenagentur dpa in der philippinischen Hauptstadt Manila.

Der philippinische Präsident Benigno Aquino beschwor seine Landsleute: «Ich versichere allen: Die Hilfe kommt in den nächsten Tagen schneller an. Ich appelliere an alle: bleibt ruhig, betet und helft einander. Nur so können wir diese Tragödie meistern.»

Doch diese Worte sind vielen kein Trost. Geschäfte sind geplündert, ein Hilfskonvoi wurde nach Angaben des Roten Kreuzes ausgeraubt. «Die Sicherheitslage wird eine immer größere Herausforderung», schrieb der Sprecher des UN-Ernährungsprogramms, Greg Barrow, via Twitter. «Die Bevölkerung bewegt sich vom Land in die Stadt auf der Suche nach Wasser, Essen, Hilfsmitteln.»

Polizeisprecher Reuben Sindac sagte im Fernsehen: «Die Leute sagen, die Situation zwingt die Menschen zu Verzweiflungstaten. Wir haben Verständnis, aber wir können keine Anarchie akzeptieren.»

Der Taifun «Haiyan» wütete seit dem frühen Freitagmorgen auf den Philippinen wie ein Tornado, aber auf einer viele Hundert Mal größeren Fläche. Die Verwüstung ist zu vergleichen mit jener nach dem Tsunami 2004 in Indonesien und auf Sri Lanka. Am Montag traf «Haiyan» in Vietnam auf die Küste und zog weiter über die chinesische Provinz Hainan. Er hatte sich deutlich abgeschwächt.

Die Versorgungslage ist auch deswegen so prekär, weil der Flughafen von Tacloban auf den Philippinen schwer beschädigt ist. Die ganz großen Maschinen können dort nicht landen.

An Bord der ersten Flugzeuge waren Bagger und Kräne, dann kam medizinisches Personal. Im Fernsehen war im fast eingestürzten Flughafengebäude eine Notklinik zu sehen. Eine DRK-Sprecherin umschrieb die Lage so: Der Flughafen von Tacloban liege zehn Kilometer von der Stadt entfernt. Um nach Tacloban zu kommen, brauche man derzeit sechs Stunden mit dem Auto.

Das Technische Hilfswerk (THW) kam mit einem ersten Team in der Hauptstadt Manila an. Fünf Experten bewerteten derzeit die Lage und planten den Hilfseinsatz des THW, teilte die Organisation in Bonn mit. Viele andere Hilfsorganisationen stellten Geld zur Verfügung. Der Fokus lag zunächst darauf, Trinkwasser und Wasseraufbereitungsanlagen in die betroffene Gebiete zu bringen.

Nach drei Tagen in der schwülen Hitze überdecke der Verwesungsgeruch dort alles, sagte eine Augenzeugin im Radio: «Der Gestank ist entsetzlich, die Kinder halten es nicht mehr aus.» Die Lokalbehörden bereiteten Massengräber vor, aber angesichts des Elends der Überlebenden fehlen Helfer für alle Aufgaben. Tausende Soldaten sind im Einsatz, darunter auch die US-Armee.

Reporter erreichten mit Mopeds den Ort Guiuan gut 100 Kilometer südöstlich von Tacloban, wo der Taifun über die Küste hereingebrochen war. Fast alle Häuser und Hütten sind zerstört. Panik scheint es nicht zu geben - vielmehr laufen die Menschen wie betäubt durch die Straßen. Einige suchen in den Trümmern, die kilometerlang die Küste bedecken, nach Brauchbarem.

Die philippinische Regierung kündigte rund 18,8 Millionen Euro Hilfsgelder an. 22 Länder brachten Nothilfen auf den Weg. Deutschland bot als ersten Schritt eine Soforthilfe von 500 000 Euro an. Der Vatikan spendete rund 112 000 Euro. Die EU-Kommission gab 3 Millionen Euro frei, weitere 8 Millionen Euro für den Wiederaufbau sind angekündigt.

Die Vereinten Nationen planen eine umfassende Spendenkampagne für die Philippinen. UN-Nothilfekoordinatorin (OCHA) Valerie Amos werde am Dienstag in Manila einen sogenannten Flash Appeal verkünden, sagte ihr Planungsdirektor John Ging am Montag in New York. Der Aufruf richtet sich an alle 193 UN-Mitgliedsländer. Weil er nicht bindend ist, bleiben die Spendenziele aber oft unerreicht. Zuweilen - wie nach dem Erdbeben auf Haiti vor knapp vier Jahren - werden die Erwartungen aber auch übertroffen.

Amos hat aus ihrem Budget bereits 20 Millionen Dollar (etwa 14,9 Millionen Euro) bereitgestellt. UN-Experten sind bereits im Katastrophengebiet, um die Hilfe zu koordinieren. Auch auf der UN-Klimakonferenz in Warschau spielte die Katastrophe eine Rolle.

Spendenkonten für die Taifun-Opfer



Nach dem Taifun auf den Philippinen rufen viele Organisationen zu Spenden auf. Eine Auswahl:

Aktion Deutschland Hilft
Stichwort: Taifun Haiyan
Spendenkonto 10 20 30, Bank für Sozialwirtschaft, BLZ 370 205 00
Onlinespenden: www.Aktion-Deutschland-Hilft.de

DRK
Stichwort: Wirbelsturm
Konto 414141, Bank für Sozialwirtschaft, BLZ 370 205 00
Onlinespenden:http://www.drk.de/index.php?id=5282&vwz=1000

Caritas international
Stichwort: Nothilfe Taifun
Spendenkonto 202, Bank für Sozialwirtschaft Karlsruhe, BLZ 660 205 00

Malteser Hilfsdienst e. V.
Stichwort: Taifun
Konto 120 120 001 2, BLZ 370 601 20, Pax-Bank
Onlinespenden: www.malteser-spenden.de

Johanniter-Unfall-Hilfe e.V.
Stichwort: Taifun Haiyan
Spendenkonto 8888, Bank für Sozialwirtschaft, BLZ 370 205 00
Online: www.johanniter-helfen.de

Medico bittet für SOS um Spenden
Stichwort: Philippinen
Kontonummer 1800, Frankfurter Sparkasse, BLZ 500 502 01

Help - Hilfe zur Selbsthilfe
Stichwort: Taifun Haiyan
Spendenkonto 2 4000 3000, Commerzbank Bonn, BLZ 370 800 40
Onlinespenden unter: www.help-ev.de

I.S.A.R. Germany
Konto 118 25 00, Bank für Sozialwirtschaft, BLZ 370 205 00
Onlinespenden: http://www.isar-germany.de/spenden/formular-1

Diakonie Katastrophenhilfe
Stichwort: Philippinen
Konto 502 502, Ev. Darlehensgenossenschaft, BLZ 210 602 37

Plan International Deutschland e.V.
Stichwort: Taifun Haiyan
Konto 9444 933, BLZ 251 205 10

World Vision Deutschland
Stichwort: Taifun
Konto 66601, Postbank Frankfurt, BLZ 500 100 60

Bündnis Entwicklung Hilft
Stichwort: Taifun
Konto 5151, Bank für Sozialwirtschaft, BLZ 370 205 00

Unicef Deutschland
Stichwort: Taifun
Konto 300 000, Bank für Sozialwirtschaft BLZ 370 205 00

Terre des hommes
Stichwort: Taifun Philippinen
Konto: 700 800 700, Volksbank Osnabrück eG, BLZ 265 900 25

UNO-Flüchtlingshilfe
Stichwort: Taifun
Konto: 2000 88 50, Sparkasse Köln-Bonn, BLZ 370 501 98
Onlinespenden: www.uno-fluechtlingshilfe.de

arche noVa
Stichwort: Nothilfe Haiyan
Konto: 3573500, Bank für Sozialwirtschaft, BLZ 850 205 00

Arbeiter-Samariter-Bund Deutschland
Stichwort: Taifun Haiyan
Konto: 1888, Bank für Sozialwirtschaft, BLZ 370 205 00
Onlinespenden: www.asb.de

Kindernothilfe
Stichwort: Z57482, Soforthilfe Philippinen
Konto: 45 45 40, Bank für Kirche und Diakonie eG, BLZ 350 601 90 (dpa)

Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 In China sackt vielerorts der Boden ab

 Winterhochwasser bereiten Landwirtschaft weiter Probleme

 Sturmböen und Gewitter erwartet

 Unwetter treffen Finanzkonzern W&W deutlich - Gewinnaussichten mau

 In Deutschland steigt das Hagelrisiko

  Kommentierte Artikel

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken