Steven Bateman hat's den Nachbarn erzählt, und dem Lokalpolitiker, und der berichtete es der Abgeordneten, und alle sagen, der Fleischer sei ein ehrbarer Mann, der lüge nicht. Es klingt unglaublich, doch selbst Hai-Experten sind nicht verwundert. Auch anderes Getier wie Krokodile und
Giftschlangen werden zuhauf in Wohngegenden gesichtet.
Im Oktober und November zögen Bullenhai-Weibchen oft zur Geburt in den Brisbane River, meinte Trevor Long, einer der Direktoren des Ozeanerlebnisparks SeaWorld. Es sei denkbar, dass die Kleinen auf der Suche nach Futter durch das Flutwasser landeinwärts geschwommen seien. «Sie suchen sich ruhige Wassernischen ohne große Strömung», sagte er der Zeitung «Sydney Morning Herald».
«Es ist definitiv ein Novum für Goodna, einen Hai in der Hauptstraße zu haben», sagte Goodnas Stadtrat Paul Tully. «Der muss mehrere Kilometer den Fluss rauf geschwommen sein, dann durch den Evan Marginson Park und über die Autobahn», zitierte die Zeitung «Queensland Times» ihn. «Ich kenne Steve Bateman sehr gut und der würde nicht von einem Hai reden, wenn er nicht wirklich einen gesehen hat.» Auch die Abgeordnete Jo-Ann Miller hat keinen Zweifel an Batemans Geschichte. «Steve ist in der Gemeinde sehr bekannt, er würde bei so einer Sache nicht lügen», sagte sie der Zeitung.
Bullenhaie gehören zwar zu den angriffslustigsten Haien und gelten deshalb als besonders gefährlich, doch wiegelte Trevor Long ab. «Sie sind sehr schreckhafte Kreaturen und würden bei Krach und Geplätscher abhauen», sagte er. Dennoch: «Sie fressen nachts, da würde ich mich aus solchen Gewässern fernhalten.»
Die verheerenden
Überschwemmungen haben jede Menge Tiere aus ihren angestammten Habitaten vertrieben. In Berserker, einem Vorort von Rockhampton, nahmen Feuerwehrleute bei der Inspektion überschwemmter Häuser Reißaus, als sie plötzlich im Garten ein zwei Meter langes Krokodil anstarrte. Das Team stand bis zur Schulter im Wasser. «Was tun? Sehen, dass man wegkommt», sagte einer der Augenzeugen, Dave Russo, der Zeitung «The Morning Bulletin». «Man geht so schnell wie möglich ins Boot und haut ab.» In dem schmuddeligen
Hochwasser sind so viele Giftschlagen unterwegs, dass die Gesundheitsbehörden vorsichtshalber extra-Rationen an Gegengift eingeflogen haben.
Neben den gefährlichen Tieren, die die Aufräumarbeiten erschweren, erinnert der Tierärzteverband AVA aber auch an das Schicksal der anderen. «Süßwasserschildkröten und Frösche haben es schwer, weil ihre Lebensräume zerstört sind», sagte Tierarzt Robert Johnson. «Es ist jetzt die Fortpflanzungszeit der Schildkröten, und jede Menge Nester dürften zerstört sein.» Zahlreiche Wombats, nur in Australien vorkommende Beutelsäuger, sowie Ameisenigel (
Echidnas) dürften ertrunken sein. «Kängurus und Wallabys sterben wahrscheinlich in den nächsten Monaten, weil sie wenig zu essen finden und durch Parasiten bereits geschwächt sind.» Junge Flughunde, den Fledermäusen ähnlich, dürften verenden, weil ihre Mütter keinen Blütennektar mehr für ihre Ernährung finden. (dpa)