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27.04.2007 | 18:08 | Dürre 

Jahrhundert-Dürre in Australien:" Auch wir müssen uns gegen Wassermangel rüsten"

Hohenheim - Rasen sprengen verboten, Trinkwasser rationiert: Australien erlebt momentan die schlimmste Trockenheit seit über 100 Jahren.

Hitze
(c) proplanta
Müssen wir uns bei fortschreitendem Klimawandel auch in Deutschland auf australische Verhältnisse einstellen? Prof. Dr. Joachim Müller, Experte für Agrartechnik, äußerst sich zum Thema Wassermangel und schildert mögliche Lösungsansätze.

Prof. Dr. Müller: Fakt ist, dass wir in Teilen Deutschlands bereits Wassermangel haben. Besonders betroffen sind die neuen Bundesländer wie etwa Thüringen. Ob uns der Klimawandel speziell in Deutschland künftig mehr oder weniger Regen beschert, ist schwer vorherzusagen. Fakt ist aber auch, dass das Wetter extremer wird - das heißt längere Trockenperioden und intensivere Gewitter. Was uns ein weiteres Problem beschert: denn bei den starken Niederschlägen wird auch die wertvolle Oberschicht des Bodens stärker fortgeschwemmt. Das heißt, unsere Äcker verlieren zunehmend ihre Fruchtbarkeit.

Gibt es keine Möglichkeit, sich dagegen zu wappnen?
Prof. Dr. Müller: Hier ist die Forschung gefragt, um ein ganzes Bündel von Maßnahmen bereit zu stellen. Dazu gehören neue Pflanzenarten, die weniger Wasser brauchen und neue, wassersparende Bewässerungstechnik. Auch die Landwirtschaft muss umdenken und möglichst konservierende Techniken zur Bodenbearbeitung einsetzen, bei der Wasser effizienter im Boden gespeichert wird. Die Politik wird sich auch auf die veränderten Bedingungen einstellen müssen und das bedeutet für den Verbraucher vielleicht ein Autowaschverbot am Samstag und in jedem Fall höhere Wasserpreise.

Das Beispiel Australien zeigt, dass uns die Zeit davon läuft. Wann wären solche Techniken verfügbar?
Prof. Dr. Müller: Es wäre schon viel erreicht, wenn wir die heute schon verfügbare Technik auch einsetzen würden. Weltweit geht das meiste Wasser aufgrund rückständiger Bewässerungsmethoden verloren. In vielen Ländern - inklusive den USA - werden einfach die Felder geflutet. Bei dieser so genannten Oberflächenbewässerung beträgt der Wasserverlust mehr als 40 Prozent. Bei der so genannten Beregnung - wie sie deutsche Landwirte meist anwenden - wären es nur rund 20 Prozent. Am besten wäre natürlich die Mikrobewässerung - da beträgt der Verlust sogar weniger als zehn Prozent. Wobei man hinzufügen muss, dass mit der Wassersparsamkeit auch die Investitionskosten für die Bewässerungsanlage steigt, was vor allem Entwicklungsländer vor Probleme stellt.

Eigentlich sind doch 70 Prozent der Erde mit Wasser bedeckt. Können wir nicht mehr Trinkwasser aus dem Meer gewinnen?
Prof. Dr. Müller: Das größte Reservoir ist Wasser sparen. Selbstverständlich ist es möglich, Meerwasser zu entsalzen. Die Methoden sind  jedoch teuer und technisch komplex. Vor allem aber brauchen sie sehr viel Energie, so dass Entsalzung nur als Tausch von fossilen Brennstoffen gegen Wasser gesehen werden kann. Nein, Wasser bleibt eine begrenzte Ressource - und wird angesichts von Klimawandel und Bevölkerungsdruck in Zukunft noch viel stärker zum Konfliktpotential werden.

Sie fürchten künftige Kriege um Wasser?
Prof. Dr. Müller: In manchen Gebieten spielt Wasser im militärstrategischen Denken bereits eine ähnliche Rolle wie Erdöl. Viele Flusssysteme erstrecken sich über mehrere Länder. Errichtet das eine Land Dämme auf, so sitzt das andere, grob gesagt, auf dem Trockenen. Aus so einer Situation heraus kann schnell ein Krieg entstehen. Ein Beispiel für solch eine kritische Situation war das GAP-Projekt in der Türkei. Mit dem Bau von 22 Staudämmen war es der Türkei möglich, den Euphrat kurzzeitig trocken zu legen und Syrien vom Wasser abzuschneiden. Für eine Durchflussgarantie einer bestimmten Menge an Wasser gab Syrien seine Unterstützung der Kurden in der Türkei auf.

Benötigen wir ein Art Weltwasserrecht?
Prof. Dr. Müller: Das Beispiel zeigt zumindest, wie problematisch das Thema Wasserverteilung ist, weil es keine völkerrechtlich bindenden Richtlinien sondern nur zwischenstaatliche Absprachen gibt. Ohne Regelung wird es möglicherweise einmal so weit kommen, dass sich verschiedene Staaten in Zukunft nicht mehr nur mit Atomwaffen sondern auch mit dem Abschneiden von lebenswichtigen Wasserressourcen bedrohen werden.

Quelle: Universität Hohenheim

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