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06.08.2010 | 21:45 | Brandkatastrophe in Russland  

Keine radioaktive Gefahr für Deutschland

Moskau/Salzgitter - Russland kämpft angesichts der verheerenden Waldbrände auch mit der Gefahr radioaktiver Belastung.

Wald
(c) proplanta
Nach Angaben des Zivilschutzes könnte der Boden, der 1986 durch die Atomkatastrophe von Tschernobyl (Ukraine) besonders verseucht wurde, mit den Flammen und der Asche in die Luft gewirbelt werden. Die Deutsche Presse-Agentur hat das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) in Salzgitter nach seiner Einschätzung gefragt. Die Behörde antwortete schriftlich.


Können die Flammen tatsächlich den Boden aufwirbeln und radioaktive Substanzen freisetzen?

BfS: «Als Folge des Gaus von Tschernobyl wurde in Europa Radioaktivität verteilt. Besonders hoch war die Belastung in der unmittelbaren Umgebung von Tschernobyl. Hier kann bei Bränden auch Radioaktivität freigesetzt werden. In natürlichen Ökosystemen wie Wald- oder auch Torfgebieten hält sich die Radioaktivität länger. Insbesondere in Waldböden wandern radioaktive Partikel wie Cäsium 137 nur sehr langsam in tiefere Schichten ab. In der unmittelbaren Umgebung von Tschernobyl sind auch Bäume noch stark mit Cäsium belastet. Bei Bränden kann dieses ebenfalls freigesetzt werden.»


Welche Folgen könnte es für die Menschen in der Region und für andere Länder - auch Deutschland - geben?

BfS: «Brände können radiologische Auswirkungen auf die unmittelbare Region haben, wenn Menschen die in der Luft befindlichen radioaktiven Partikel einatmen. Die Höhe einer daraus resultierenden Strahlenbelastung hängt vom Brandgeschehen ab und ist nicht generalisierbar. Sie haben allerdings keine radiologische Bedeutung für das restliche Europa und Deutschland, da die Verbreitung vor allem regional begrenzt ist. Das weiß man auch von früheren Bränden, die es in der Region bereits gab. In einem Fall wurden dabei Spuren radioaktiver Stoffe nach Mitteleuropa transportiert, deren Konzentration aus Sicht des Strahlenschutzes aber unbedenklich waren. Aktuelle Messungen ergeben bisher keine erhöhte Luftaktivität.»


Gibt es Schutzmaßnahmen, damit dieses Szenario nicht einsetzt?

BfS: «Es sind keinerlei radiologischen Schutzmaßnahmen in Deutschland notwendig, da die Belastung dafür zu gering ist. Bereits früher gab es Brände in der Region.»


Welche Folgen hat die Tschernobyl-Katastrophe heute eigentlich noch für die Region, aber auch für Deutschland?

BfS: «Nach wie vor können die Auswirkungen der Tschernobyl-Katastrophe in Deutschland, zum Beispiel in Nahrungsmitteln wie bestimmten Wildpilzen oder Wildschweinen, gemessen werden. In bestimmten Gebieten Deutschlands, in denen nach Tschernobyl Cäsium 137 abgeregnet wurde, können bestimmte Pilzarten wie der Hirschtrüffel oder Wildschweine nach wie vor überdurchschnittlich mit Cäsium 137 belastet sein. Wer für sich persönlich die Strahlenbelastung so gering wie möglich halten möchte, sollte deshalb auf den Verzehr von vergleichsweise hoch kontaminierten Pilzen und Wildbret wie aus dem Bayerischen Wald, insbesondere Wildschweinen, verzichten.» (dpa)
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