«Das gab es noch nie», heißt es im Élysée-Palast - allenfalls eine UN-Generalversammlung spielt in der gleichen Liga wie die Pariser Klimakonferenz. Nach den Terroranschlägen in der französischen Hauptstadt steht die Sicherheit der am Montag beginnenden UN-Verhandlungen nun erst recht im Fokus.
Das Konferenzgelände im nördlichen Pariser Vorort Le Bourget wird daher streng bewacht. Mehr als 2.800 Polizisten und Gendarmen sind während der zwei Verhandlungswochen dorthin abgestellt. Wenn zum Auftakttag US-Präsident Barack
Obama und Co. anreisen, werden in Paris mehr als 6.000 Beamte im Einsatz sein. Tausende weitere sind für Kontrollen an Landgrenzen, Flughäfen und Häfen beordert worden.
Der französische Innenminister Bernard Cazeneuve bemühte sich im Vorfeld, Bedenken angesichts der verheerenden Mordserie vom 13. November mit 130 Toten zu zerstreuen: «Alles wird getan, um die Konferenz selbst und ihre Umgebung maximal zu sichern.»
Für die Bewohner des Großraums Paris heißt das vor allem ein absehbares Verkehrschaos. Sonntag und Montag werden Autobahnen und ein Teil der Ringstraße um Paris zeitweise gesperrt, damit Tausende offizielle Fahrzeuge die Delegationen von den Flughäfen zum Konferenzzentrum bringen können. Polizeipräfekt Michel Cadot riet der Bevölkerung schon, früher vom Wochenendurlaub zurückzukommen und das Auto dann lieber stehen zu lassen. Die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel ist aus diesem Anlass gratis.
Lange dominierte vor allem die Sorge vor möglicherweise gewalttätigen Demonstranten aus dem «Schwarzen Block» die Debatte um die Sicherheit der prestigeträchtigen Konferenz in den französischen Medien. Nach der Terrorserie wurden die Vorkehrungen weiter verschärft. Allerdings wird in Paris auch beschwichtigt: Schließlich sei das «Dispositiv» der Behörden bereits unter Eindruck der Anschläge auf das Satiremagazin «Charlie Hebdo» und einen koscheren Supermarkt im Januar geplant worden.
Zu spüren bekommen den nach der neuen Terrorattacke verhängten Ausnahmezustand vor allem Umweltschützer, die die Verhandler mit dem Druck der Straße zu einem ehrgeizigen Abkommen drängen wollten. Die zwei großen Klimamärsche in Paris an diesem Sonntag und am Tag nach dem geplanten Ende der Klimakonferenz am 11. Dezember sind aus Sicherheitsgründen abgesagt worden. «Das war eine schwierige Entscheidung, aber im aktuellen Kontext haben die Sicherheitsanforderungen sie nötig gemacht», erklärte die Regierung. Umweltschützer wollen nun am Sonntag zumindest eine Menschenkette bilden.
Trotzdem muss sich zeigen, ob im Terror-gebeutelten Paris die Stimmung entstehen kann, die sich Stadt und Regierung erhofft hatten. Seit Wochen werben Plakate und Kinospots für die Klimakonferenz, die Sozialisten hatten im Sommer noch schnell ein Energiewendegesetz durchs Parlament gebracht, um ein Beispiel zu setzen. Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo jedenfalls hält die Klimakonferenz auch für eine «Botschaft der Hoffnung» aus der geschlagenen Stadt: «Paris macht sich bereit, die Welt zu begrüßen.»