Angestrebt wird bis 2015 eine Vereinbarung über einen globalen Weltklimavertrag, der für alle Länder verbindlich sein soll. Dazu startete in Bonn nach den Vorgaben des UN-Gipfels von Durban (Südafrika) ein mehrjähriger Verhandlungsprozess, für den zunächst ein Fahrplan und ein detailliertes Arbeitsprogramm festgelegt werden sollen.
Von größerer Dringlichkeit auf der am Montag am Bonner UN-Standort begonnenen Arbeitskonferenz ist ein Nachfolgeabkommen des Ende 2012 auslaufenden Kyoto-Protokolls. Dazu sollen für den nächsten
Klimagipfel in Doha (Katar) im November/Dezember 2012 die Weichen gestellt werden.
Auf dem turbulenten Gipfel in Durban war Ende 2011 beschlossen worden, das Kyoto-Protokoll in Doha zu verlängern.
Es zeichnet sich bereits ab, dass nicht mehr alle Kyoto-Industrieländer mitmachen werden und somit fast alle Last von der EU getragen werden soll.
EU-Verhandlungsführer Artur Runge-Metzger bekräftigte jedoch, dass die EU gleichwohl zu ihrer Entscheidung von Durban für die Verlängerung des Kyoto-Protokolls stehe.
Die Chefin des UN-Klimasekretariats, Christiana Figueres, mahnte Fortschritte bei den Verhandlungen an. «Der politische Schwung von Durban muss beibehalten werden.»
Figueres verwies auf neue Schätzungen, dass die bisher von vielen Ländern zugesagten Treibhausgas-Reduzierungen bei weitem nicht ausreichten, um das vereinbarte Ziel einer Begrenzung der
Erderwärmung auf höchstens plus zwei Grad Celsius zu erreichen. «Wir brauchen viel stärkere Minderungen, vor allem von den Industrieländern.»
Mit der Verlängerung des Kyoto-Protokolls von 2013 an soll die Zeit bis zum Inkrafttreten des anvisierten Weltklimavertrags überbrückt werden. Es ist noch strittig, wie lange «Kyoto II» gelten soll - bis 2017 oder bis 2010 - und wie die geplanten Treibhausgas-Minderungen ausfallen sollen.
Das Kyoto-Protokoll von 1997 ist das bisher einzige bindende Regelwerk zum internationalen Klimaschutz.
Die weltgrößten Klimasünder USA und China sind beim Kyoto-Prozess nicht dabei und auch Kanada ist inzwischen ausgestiegen. Neben der EU sind noch kleinere Länder wie Norwegen und die Schweiz mit an Bord.
Als Wackelkandidaten gelten unter anderem Japan und Russland. Insgesamt stellen die alten Kyoto-Länder alle zusammen ohnehin nur ungefähr 15 Prozent des weltweiten CO2-Ausstoßes, die EU allein kommt auf etwa 11 Prozent.
«Kyoto-II» wird daher noch stärker vor allem von den EU-Ländern getragen werden. Die EU hat hierzu eine Verringerung ihres CO2-Ausstoßes bis 2020 um im Schnitt 20 Prozent zugesagt (im Vergleich zu 1990).
Die finalen Festlegungen aller Teilnehmer-Länder seien erst am Ende der Doha-Konferenz zu erwarten, wenn die Strukturen von «Kyoto II» festgezurrt seien, sagte Runge-Metzger.
Bei dem nach hartem Ringen in Durban vereinbarten Weltklima-Abkommen sollen erstmals auch große Klimasünder wie die USA, China und Indien in die Pflicht genommen werden.
Das Abkommen soll auf Grundlage der «Durban-Plattform» bis 2015 erarbeitet werden und spätestens 2020 in Kraft treten. Angesichts dieses Zeitplans drohen wieder einmal schleppende Verhandlungen. (dpa)