«Wir sind jetzt in einer kritischen Phase», sagte Harjeet Singh von der Umweltschutzorganisation Action Aid am Dienstag. «Alles hängt miteinander zusammen.»
Die EU und 79 Länder aus Afrika, der Karibik und dem Pazifik forderten in einem demonstrativen Schulterschluss ein ehrgeiziges und verbindliches Abkommen, das auch ein klares langfristiges Klimaschutz-Ziel enthält. Nach Angaben mehrerer Europaparlamentarier laufen hinter den Kulissen auch intensive Gespräche zwischen den beiden größten Treibhausgas-Verursachern USA und China.
Am Mittwoch soll ein neuer Textentwurf vorgelegt werden. Eigentlich will die französische Konferenzleitung bis Donnerstag eine Einigung vorweisen können, damit am Freitag dann der erste weltweite Klimaschutz-Deal beschlossen werden kann. Er soll die durch
Treibhausgase verursachte
Erderwärmung eindämmen.
Beim zentralen Streitthema der Finanzhilfen für Entwicklungsländer gebe es Fortschritte bei kleineren Punkten, sagte Karsten Sach, der für Deutschland verhandelt. «Aber bei den großen Fragen, zum Beispiel wer zahlt, ist es noch offen.» Die Industrieländer pochen darauf, dass später zum Beispiel auch reiche Ölstaaten Geld für
Klimaschutz und Anpassung an die Erderwärmung in den ärmeren Staaten geben.
Umweltschützer fürchten, dass es der Vereinbarung in einem entscheidenden Punkt an Biss fehlen könnte. Weil die bisher vorgelegten
Klimaziele der Länder nicht ausreichen, um die Erderwärmung wie geplant auf höchstens zwei Grad zu beschränken, wollen viele Länder sie alle fünf Jahre überprüfen und verschärfen.
Offen sei aber aber das Startjahr, sagte Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD): 2018 oder 2019, wie es UN-Generalsekretär Ban Ki Moon vorgeschlagen habe, oder beispielsweise erst 2024, wie einige Staaten es fordern.
Der
WWF warnte, es bestehe die Gefahr, dass eine Revision vor 2020 aus dem Blick geraten könnte. Ruth Davis von
Greenpeace sagte, dann helfe auch die wachsende Unterstützung für ein Ziel von maximal 1,5 Grad Erderwärmung nicht, wie es die vom Anstieg der
Meeresspiegel bedrohten Inselstaaten fordern.
Deutschland kündigte an, seinen Beitrag zum internationalen Klima-Anpassungsfonds um 50 Millionen Euro auf 140 Millionen Euro aufzustocken. Der Fonds fördert Projekte in Entwicklungsländern, zum Beispiel die Umstellung auf andere Anbaumethoden und Pflanzen in Regionen, die stark von Dürre oder
Überschwemmungen betroffen sind. Dem Fonds stehen insgesamt 485 Millionen US-Dollar zur Verfügung.
«Der Adaptation Fund hat hohen politischen Symbolwert bei diesen Verhandlungen, weil er ein Barometer für das Vertrauensverhältnis zwischen den reichen und armen Ländern ist», kommentierte Oxfam-Experte Jan Kowalzig. «Nun müssen alle Industrieländer in der verbleibenden Zeit hier in Paris ein Paket zur Unterstützung der armen Länder schnüren», forderte er.