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06.03.2012 | 18:32 | Trinkwasser 

Mehr sauberes Wasser - aber jeder neunte ohne Zugang

New York - Neun von zehn Menschen auf der Erde haben heute sauberes Wasser. Das ist eine beeindruckende Zahl der Vereinten Nationen, die allerdings vor allem dem Wachstum in China und Indien zu verdanken ist. Jedoch: Gut ein Drittel der Menschen hat nicht einmal einfache Toiletten.

Trinkwasser
(c) proplanta
Die Menschheit hat eines ihrer selbstgesteckten Millenniumsziele erreicht und neun von zehn Erdenbürger mit sauberen Wasser versorgt. Nach dem am Dienstag in New York veröffentlichten Trinkwasserreport der Vereinten Nationen haben 89 Prozent der Menschen jeden Tag sauberes Wasser. Das heißt allerdings auch, dass elf Prozent jeden Tag Wasser trinken, das krank machen kann. Und bei der Versorgung mit Toiletten wurde das Ziel deutlich verfehlt.

89 Prozent - das sind ein Prozentpunkt mehr als das für 2015 formulierte sogenannte Millenniumsziel vorsah. Der Zugang zu sauberem Wasser ist eines von acht zentralen Vorhaben, die im Jahr 2000 für die folgenden 15 Jahre formuliert wurden. Die Experten hoffen nun, dass der Wert bis zum Zieljahr auf 92 Prozent steigt. Im Jahr 1990 lag er noch bei 76 Prozent.

«Heute können wir einen großen Erfolg für die Menschen der Welt melden», sagte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon. «Eines der ersten Millenniumsziele ist geschafft. Das ist die Leistung derer, die die Millenniumsziele nicht als Traum sehen, sondern als Mittel, um das Leben von Millionen Menschen in der Welt zu verbessern.» Beim Trinkwasser sind es sogar Milliarden: Heute haben laut UN zwei Milliarden Menschen mehr als noch 1990 Zugang zu sauberem Wasser.

«Die Welt kann aber noch keinen Sieg feiern, solange elf Prozent der Menschheit - 783 Millionen Menschen - keinen Zugang zu einer sauberen Quelle haben», sagte Unicef-Direktor Anthony Lake. «Jeden Tag sterben mehr als 3.000 Kinder an Durchfallerkrankungen. Um diese Kinder zu retten, bedarf es noch eines langen Wegs.»

Unicef konnte noch einen neuen Botschafter gewinnen: Der Musiker Lenny Kravitz will künftig weltweit für sauberes Wasser und Spenden werben. «Ich bin in New York geboren und sauberes Wasser war für mich immer eine Selbstverständlichkeit», sagte der 47-Jährige. «Kein Kind darf sterben, nur weil es Durchfall bekommt. Dass dennoch tausende Kinder jeden Tag sterben, nur weil sie kein reines Wasser und einfache Toiletten haben, ist einfach inakzeptabel.»

Der Erfolg ist, wie so oft bei der Armutsbekämpfung der vergangenen Jahre, vor allem dem Aufschwung in Ost- und Südasien zu verdanken. Jeder zweite der zwei Milliarden Menschen, die nun sauberes Wasser haben, ist ein Inder oder Chinese. Mit zusammen 2,5 Milliarden Einwohnern prägen sie die Statistik immens. In China stieg der Prozentsatz der Menschen mit sicherer Quelle seit 1990 von 67 auf 91 Prozent. In Indien sind es fast die gleichen Werte: von 69 auf 92 Prozent. In Schwarzafrika haben hingegen immer noch nur 63 Prozent der Menschen sauberes Wasser zur Verfügung.

Deutschland hat längst die Traumquote von 100 Prozent. Demnach ist in allen städtischen und ländlichen Gebieten die Komplettversorgung mit Trinkwasser sicher. Auch bei der Abwasserversorgung gibt es Bestwerte. Das gilt zwar auch für die meisten europäischen Nachbarn, aber längst nicht für alle. In Tschechien zum Beispiel hat sich die Versorgung in den Städten von 100 auf 99 Prozent verschlechtert, auf dem Land sogar auf 97 Prozent. Und auch in den USA bekommen zwar alle Städter, aber nur 94 Prozent der Landbevölkerung Trinkwasser ohne Beanstandungen.

Bei den sanitären Anlagen haben die Nationen allerdings das selbstgesteckte Ziel verfehlt. Derzeit benutzen 63 Prozent der Weltbevölkerung hygienische Toiletten. Im Jahr 2015 könnten es nach Schätzung der Experten 67 Prozent sein - das Ziel lag aber bei 75 Prozent. Fast jeder siebte, etwa 1,1 Milliarden Menschen, werde Kot und Urin praktisch im Freien los. Das sei eine Quelle für Krankheiten - und unsauberes Trinkwasser.

Fast zwei Drittel der Betroffenen sind Inder. Der Nachbar China konnte den Anteil der Menschen mit vernünftigen Toiletten in 20 Jahren von 24 auf 64 Prozent dramatisch steigern. In Indien konnte der Wert zwar fast verdoppelt werden, nach wie vor nutzen aber zwei von drei Indern nicht einmal einfache Toiletten. Dies gilt sogar auch für 70 Prozent der Städter. Die Zahl der Inder mit Mobiltelefon ist deutlich größer als derjenigen mit Toilette. (dpa)
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