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Unwetter lösten in der Nacht zum Freitag eine Schlammlawine aus, die mehrere Vororte der süditalienischen Hafenstadt Messina überrollte. Nach Angaben des Zivilschutzes kamen wahrscheinlich noch mehr Menschen ums Leben. Etwa zehn Menschen galten am frühen Abend noch als vermisst. 450 Menschen mussten bisher in Sicherheit gebracht werden. 75 Menschen wurden im Krankenhaus behandelt. Der italienische Ministerrat rief den Ausnahmezustand für die betroffene Region aus.
Neue Regenfälle behinderten auch am Abend die Rettungsarbeiten. «Wir können immer noch keine Fahrzeuge einsetzen, sondern sitzen in Schlamm und Regen und graben mit den Händen nach den Vermissten», beschrieb der Kommandant einer Polizei-Sondereinheit die Lage. Feuerwehr und Zivilschutz halfen bei der Suche nach Überlebenden. Viele gaben die Hoffnung, die Vermissten lebend zu bergen, auf. «Sie waren genau auf der Seite des Hauses, wo der Erdrutsch stattgefunden hat. Da ist nichts mehr zu retten. Davon bin ich überzeugt», zitierten italienische Medien Antonio Lonia aus Giampilieri. Seine Ehefrau und seine Söhne im Alter von zweieinhalb und sechseinhalb Jahren wurden verschüttet. «Diese Katastrophe hätte man vermeiden können», sagte der Mann.
Auch der Bürgermeister von Scaletta, Mario Briguglio, sprach von einem vorhersehbaren Unglück: «Dasselbe ist vor ein paar Jahren schon einmal passiert. Nur gab es damals keine Toten», sagte Briguglio. Nach Ansicht des Chefs des italienischen Zivilschutzes, Guido Bertolaso, fördern ungenehmigte Bauten solche Unglücksfälle.
«Wir waren auf der Treppe unseres Hauses geflohen und hinter uns stieg der Schlamm», berichtete eine Familie im italienischen Rai- Fernsehen. Ein Jugendlicher erzählte noch sichtlich unter Schock, wie der Schlamm ihn in seinem Auto «komplett überrollt» hat. Ganze Wohnhäuser verschwanden in den Schlamm- und Gesteinmassen. Die Helfer sprachen von einem «furchtbaren Anblick».
Viele Einwohner konnten bis zum Abend nur per Helikopter und Schiff gerettet werden. Die Autobahn Messina-Catania musste zeitweise völlig gesperrt werden. Zahlreiche Menschen hatten sich an den Strand und auf die Dächer ihrer Häuser in Sicherheit gebracht. (dpa)